1. Rettung in letzter Minute
Unabwendbar schien der Abriss des Opernhauses näher zu rücken. Beschluss für Beschluss arbeitete sich der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf zu einem Denkmalabriss am „Standort der Herzen“ vor, in grober Missachtung denkmalpflegerischer Verfahrensweisen und Gesetzesvorschriften. Die Rettung kam in letzter Minute und quasi durch höhere Macht: Der Untergang eines prominenten Immobilienunternehmens rückte den Alternativ-standort gerade noch rechtzeitig in greifbare Nähe. Das erhaltungswürdige Opernhaus erhält dadurch eine Verschnaufpause, die es zu nutzen gilt!
2. Opernhaus Düsseldorf ist erhaltungsfähig
In einer polemisch geführten öffentlichen Debatte ist das Opernhaus für „baufällig“ erklärt worden. Dem widersprechen die vorliegenden Gutachten, die eine grundsätzliche Sanierungsfähigkeit bescheinigen und nachhaltigere Erweiterungsmöglichkeiten aufzeigen: „In der Substanz jedoch ist das Haus insgesamt gesund und in einem über die Jahre gut erhaltenen und gepflegten Zustand, der eine Sanierung dieses Gebäudes sinnvoller Weise mit den notwendigen Erweiterungen und Ergänzungen möglich werden lässt.“[1]
3. Denkmalgerechtes Nutzungskonzept jetzt erarbeiten
Daraus ergibt sich zum zweiten Mal die große Chance, ein zukunftsweisendes Nutzungskonzept zu erarbeiten. Dabei muss endlich der einzigartige Denkmalwert und die gute Erhaltungsfähigkeit anerkannt werden. Jetzt gilt es, mögliche Nutzerinnen und Nutzer zu suchen und notwendige Um- oder Anbauten in enger Kooperation mit den Denkmalbehörden und möglichen Fördergebern abzustimmen. Für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz verbieten sich weitere Abrissspekulationen und Alleingänge über den Denkmalschutz hinweg.
Das Opernhaus Düsseldorf ist ein bedeutendes Baudenkmal für das Land Nordrhein-Westfalen, an dem sich auch die vielschichtige Geschichte der Stadt und ihres kulturellen Lebens ablesen lässt. 1873 bis 1875 als Stadttheater gebaut, läutete es eine Bauphase großer Kulturbauten ein. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude 1946 als provisorische Tagungsstätte des Westfälischen Landtags und wurde von 1954 bis 1956 von den Architekten Paul Bonatz (Stummhaus in Düsseldorf, Stuttgarter Hauptbahnhof), Julius Schulte-Frohlinde (DAF-Schulungsburg in Erwitte, KDF-Halle in Berlin) und Ernst Huhn (Ufa-Palast in Köln, Apollo-Theater in Siegen) umgebaut. Zur Heinrich-Heine-Allee zeigt es heute einen streng gegliederten, kubischen Baukörper mit vorspringendem Mittelrisalit, während im Innenraum geschwungene Formen vom Modernismus der 50er künden. Mit dieser Stilkombination ist das Opernhaus Düsseldorf ein gebautes Zeugnis des sogenannten „Düsseldorfer Architektenstreits“, der sich an der Schlüsselstellung ehemaliger NS-Akteure in der Landeshauptstadt entzündete.
Anlässlich seines jüngsten Beschlusses fordert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Rat der Stadt Düsseldorf nachdrücklich dazu auf,
Siehe auch: www.denkmalschutz.de/denkmale-in-gefahr
[1] Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme der ARGE Fabre Speller Architectes und Detlef Stephan Architekten Ing.-GmbH, 06.11.2019, S. 11.