10.07.2017 – Bayern

Neue Förderung des Rainhauses in Lindau

Rainhaus in Lindau am Bodensee © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe

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Rainhaus in Lindau am Bodensee © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe

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Auf Fernwirkung angelegt

Dank einer zweckgebundenen Spende beteiligt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit 50.010 Euro erneut an der Restaurierung des Rainhauses in Lindau am Bodensee. Am Donnerstag, den 13. Juli 2017 um 15.00 Uhr besucht Rudolf Amann, Ortskurator Augsburg der DSD, die Baustelle, um sich von Frank Reisinger vom Verein Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V. und Architekt Markus May bei einem Pressetermin vor Ort von den Arbeiten ein Bild zu machen. Das Rainhaus, ein wichtiges Denkmal patrizischer Baukultur in Lindau, ist eines von über 370 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte. Es gibt vermutlich nur sehr wenige Quarantänehäuser des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit, die derart repräsentativ anmuten.

Hans Furtenbach, der Onkel des Ulmer Architekten Joseph Furtenbach, war der Baumeister des Lindauer Rainhauses, das wohl im Auftrag des Rats der Stadt erbaut wurde und ein Symbol für das soziale Engagement und die Fürsorge für Kranke und Leidende seitens der Stadt ist.

Das Rainhaus wurde 1586 als Quarantänestation für Epidemiezeiten erbaut. Familien, in denen ansteckende Krankheitsfälle aufgetreten waren, wurden hier gegen Bezahlung 40 Tage lang einquartiert, bis sie als nicht mehr ansteckend und somit als rein galten. Daher kommt der Name Reinhaus. Es diente zugleich als Isolierhaus für Kranke mit ekelerregenden Ausschlägen. 1808 stellte die Firma J.M. Grubers Erben den Antrag, das Haus für die Wollverarbeitung nutzen zu dürfen, um den „Nährstand der dortigen Individuen“ anzuheben. 1820 erwarb die Stadt das Gebäude als Krankenhaus. Nach 1868 wurde der Bau als Schulhaus genutzt, aber schon bald privatisiert und zu Wohnzwecken umgebaut.

Heute steht der zweigeschossige Massivbau des ehemaligen Siechenhauses in einem Gewerbe-Wohnmischgebiet in Lindau-Aeschach. Der Renaissancebau ist nicht unterkellert und wurde wegen seiner Funktion als Sondersiechenhaus, also als Fürsorgeeinrichtung für Menschen mit ansteckenden Krankheiten, weit außerhalb der Inselstadt als Solitärbau freistehend errichtet. Das repräsentative äußere Erscheinungsbild ist auf weithin sichtbare Fernwirkung angelegt. An den Giebelseiten besitzt das Gebäude gestufte Treppengiebel, die an das historische Rathaus auf der Insel erinnern, und in der Mitte der Traufseiten Zwerchhäuser. Der Putzbau hat sandsteinerne Fenstergewände. Er ist durch einen durchlaufenden Flur mit Treppe bis ins Obergeschoss hinauf zugänglich. Die bauzeitliche Grundrissdisposition hat sich wohl weitgehend unverändert erhalten.