Langfassung: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt dank der Lotterie GlücksSpirale die Gesamtrestaurierung der Orgel in der katholischen Basilika Maria, St. Petrus und Paulus in Niddatal-Ilbenstadt mit 45.000 Euro. Den symbolischen Fördervertrag überbringt Hans Dohm, Ortskurator Frankfurt am Main der DSD, bei einem Pressetermin vor Ort am Donnerstag, den 7. Juni 2018 um 16.30 Uhr im Beisein von Andreas Rehn von Lotto Hessen an Pfarrer Bernd Richardt.
Kloster Ilbenstadt ist ein ehemaliges Prämonstratenser-Chorherrenstift in Niddatal, das aus einem Männerkloster in Ober-Ilbenstadt und einem Frauenkloster in Nieder-Ilbenstadt bestand. 1122 schenkten die Brüder Gottfried und Otto von Cappenberg nach einer Begegnung mit dem hl. Norbert von Xanten ihre Besitzungen als Buße für die Zerstörung des St.-Paulus-Doms zu Münster dem Prämonstratenser-Orden. Noch im gleichen Jahr wurde mit dem Bau der Basilika und des Klosters begonnen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Kloster und Kirche mehrmals geplündert und verwüstet. 1657 wurde das Kloster zur Abtei erhoben und die Klosteranlage in den folgenden Jahrzehnten durch barocke Neubauten ersetzt. 1803 erfolgte im Zuge der Säkularisation die Auflösung der Abtei, die Abteikirche wurde Pfarrkirche.
Die 1159 geweihte ehemalige Abteikirche Maria, St. Petrus und Paulus wurde im romanischen Stil als Basilika errichtet, um 1500 wurde die Holzdecke gotisiert. Von 1681 bis 1699 schuf Johann Wolfgang Frölicher Skulpturen und Altäre sowie die Kanzel für die Klosterkirche. Im Zuge der Barockausstattung der Abteikirche ließ Abt Jakob Münch in den Jahren 1732 bis 1734 durch Franz Vossbach die Orgelempore und den Orgelprospekt aufrichten. Dazu erstellte Johann Onimus aus Mainz die bis heute existierende Orgel.
Die Orgel wurde von 1733 bis 1735 als vollmechanische Schleifladenorgel gebaut. Das Instrument, ein wichtiges Dokument des barocken Mainzer Orgelbaus, ist das einzige erhaltene Werk des Orgelbauers. Sie gehört zu einer Gruppe von Orgeln, deren Baustil sich aus westlich-französischen und östlich-mainfränkisch-böhmischen Elementen speist. Die Ilbenstadter Orgel ist mit denen des oberschwäbischen Meisters Joseph Gabler vergleichbar.
Das Instrument ist besonders qualitätvoll, da viele Teile erhalten sind. Etwa 50 Prozent des Pfeifenwerkes mit den Prospektpfeifen, der Posaune, dem Pedalwerk, den Schwebungsregistern, wichtigen Elementen der Mechanik, den Windladen und dem Gehäuse sind original. Auch das geschmiedete Regierwerk stammt noch wie das Pfeifenwerk aus der Erbauungszeit. Auch die Eingriffe in den 1930er Jahren und um 1970 haben diesen außergewöhnlich hohen Originalbestand nicht angetastet.
Die starke Verschmutzung des Instruments wirkt sich auf die Tonbildung der Pfeifen aus. Außerdem sind Lötnähte an den Metallpfeifen ausgerissen. In der Folge kann die Orgel nicht mehr gestimmt werden. Zudem ist die moderne Spielanlage nicht auf das Instrument abgestimmt. Daher wird die Orgel jetzt umfassend restauriert.
Die Orgel in Niddatal-Ilbenstadt gehört zu den über 190 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.