23.02.2018 – Hessen

Ortskurator besucht Loheland in Künzell

Eine der wichtigsten Schulen für Körperbildung und Gymnastik in Europa

Kurzfassung: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte im vergangenen Jahr 200.000 Euro für die Restaurierung von Waggonia in der Frauensiedlung Loheland in Künzell zur Verfügung. Nun besucht Hans Dohm, Ortskurator Frankfurt am Main der DSD, am 23. Februar 2018 um 11.00 Uhr gemeinsam mit Holger Petri von Lotto Hessen die Geschäftsführerin der Loheland Stiftung, Ursula Grupp, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die Maßnahmen erläutern zu lassen. Die Siedlung gehört zu den über 190 Projekten, die die DSD dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Hessen gefördert hat.

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Langfassung: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte dank der Lotterie GlücksSpirale im vergangenen Jahr 200.000 Euro für die Restaurierung der Waggonia in der Frauensiedlung Loheland in Künzell im Landkreis Fulda zur Verfügung. Nun besucht Hans Dohm, Ortskurator Frankfurt am Main der DSD, am Freitag, den 23. Februar 2018 um 11.00 Uhr gemeinsam mit Holger Petri von Lotto Hessen die Geschäftsführerin der Loheland Stiftung, Ursula Grupp, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die Maßnahmen erläutern zu lassen. Die Siedlung Loheland und mit ihr die "Waggonia" als unverzichtbarer Bestandteil des Ensembles sind in architektonischer und sozialgeschichtlicher Hinsicht überregional bedeutend als wichtiger Ort der europäischen Reformbewegung sowie als Lebens- und Arbeitsplatz herausragender Künstler der 1920er bis 1980er Jahre.

Die Frauensiedlung Loheland befindet sich in Künzell-Dirlos in der hessischen Rhön bei Fulda und ist überregional durch die Loheland-Gymnastik und die kunstgewerblichen Produkte der Loheland-Werkstätten bekannt. Gegründet wurde die Schulsiedlung 1919 von Louise Langgaard und Hedwig von Roden als neue Ausbildungsstätte für Frauen nach den Überzeugungen "Leben ist Bewegung" und "Bewegung ist lebendige Form". Die Siedlung sollte ein Ort sein, an dem Lernen, Arbeiten und Leben Hand in Hand gehen. Im Lauf von 10 Jahren entstand eine Streusiedlung mit Wohnbauten, Werkstätten, Gemeinschaftshäusern, Schule und biodynamischer Landwirtschaft auf anthroposophischer Grundlage. Weitgehend original erhalten sind in dem von Wegen durchzogenen, weitläufigen Grün 52 Gebäude unterschiedlicher Größe, Gestalt und Nutzung. Neben Wohnhäusern gibt es einen Waldorfkindergarten, die Rudolf-Steiner-Schule Loheland, eine Berufsfachschule für Sozialassistenz, das Archiv der Siedlung, eine Schreinerei, die Demeter-Landwirtschaft und ein Tagungshotel mit Gartencafé.

1924 und 1925 entstand für den steigenden Platzbedarf der florierenden kunstgewerblichen Werkstätten die "Waggonia". Sechs ausrangierte Reichsbahnwaggons wurden in einem dreiseitig geschlossenen Geviert mit einem außen rechtwinkelig abschließenden Waggon aufgebaut. Die Waggons erhielten einen steinernen Sockel, eine äußere Verschalung aus waagerecht verzimmerten Holzbrettern, quer- und hochrechteckige Fenster sowie hohe, auskragende Satteldächer, die an den Giebelseiten abgewalmt sind. Die Dachdeckung erfolgte mit Tonziegeln. In den Waggons wurden vier Werkstätten untergebracht: die Schneiderei, in der die Loheländer Webstoffe zu Reformkleidung verarbeitet wurden, die Lederwerkstatt, in der Taschen, Gürtel, Geldbörsen und Hausschuhe entstanden, die Lichtbildwerkstatt und die Flickstube. Die Lichtbildwerkstatt, ursprünglich zu Dokumentations- und Werbezwecken eingerichtet, entwickelte sich unter Valerie Wizlsperger zu einem wegweisenden Atelier der Lichtbildtechnik, das auch den Fotografen des Bauhauses als Impulsgeber diente.

Die Siedlung dokumentiert exemplarisch ein Frauenprojekt des frühen 20. Jahrhunderts, das im Gegensatz zu anderen wie Hellerau, Worpswede, Bauhaus oder der Monte Verita bis heute bewohnt wird. Loheland war eine der wichtigsten Schulen für Körperbildung und Gymnastik in Europa. Die Siedlung gehört zu den über 190 Projekten, die die DSD dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Hessen gefördert hat.