30.12.2013 – Presse

Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz überbringt Fördervertrag in Wiesbaden

Bergkirche

Kurzfassung: Einen Fördervertrag über 55.000 Euro für die Sanierung der Südfassade der evangelischen Bergkirche in Wiesbaden überbringt am 3. Januar 2014 um 11.00 Uhr vor Ort Carla Schulte-Kalms, Ortskuratorin Wiesbaden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), im Beisein von Wolfgang Führich von Lotto Hessen an Pfarrer Markus Nett. Die Bergkirche, Vorläuferin der Kirchen des „Wiesbadener Programms“, ist eines von über 140 Projekten, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank privater Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

Bergkirche in Wiesbaden © Wolfgang Zimpel/Deutsche Stiftung Denkmalschutz


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Langfassung: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt mit 55.000 Euro die Sanierung der Südfassade der Bergkirche in Wiesbaden. Den Fördervertrag überbringt Carla Schulte-Kalms, Ortskuratorin Wiesbaden der DSD, am Freitag, den 3. Januar 2014 um 11.00 Uhr vor Ort im Beisein von Wolfgang Führich von Lotto Hessen an Pfarrer Markus Nett. Für die Maßnahmen stehen auch Mittel vom Land und von der Gesamtgemeinde zur Verfügung.

Nahezu 40 Jahre bemühten sich die Wiesbadener Protestanten um den Bau einer zweiten evangelischen Kirche in der heutigen Landeshauptstadt, bevor 1876 mit deren Bau begonnen wurde. Drei Jahre später stellte der aus Norddeutschland stammende Architekt Johannes Otzen den neugotischen Backsteinbau zu Himmelfahrt 1879 fertig.

Der Bau gehört zu den wenigen noch nahezu unverändert überkommenen Kirchenbauten des Architekten. Orientiert hat sich Otzen einerseits an der kirchenamtlichen Richtlinie des sogenannten „Eisenacher Regulativ“ zum Kirchenbau mit kreuzförmigem Grundriss und geostetem Chor. Andererseits verkürzte er Langhaus und Querschiff und bildete die Seitenschiffe lediglich als Gang aus. Indem er auch noch die Vierung zu einem Achteck erweiterte, schuf Otzen einen Zentralraum ohne große Trennung von Altar, Kanzel und Gemeinde. Der Architekt wollte durch seine Akzente eine „protestantische Predigtkirche“ schaffen. Sein Anliegen formulierte 1890 der Wiesbadener Pfarrer Emil Veesenmeyer als Wiesbadener Programm, das den Beginn des modernen evangelischen Kirchenbaus markiert und erstmals mit dem Bau der Wiesbadener Ringkirche von Otzen in die Praxis umgesetzt wurde.

Der schiefergedeckte Turm der Bergkirche ruht auf einer regelmäßigen achteckigen Stahlkonstruktion, die von vier Widerlagertürmen gehalten wird. Die Kreuzarme sind als Satteldächer ausgebildet, während der Chor ein gewalmtes Dach erhielt. Der abgesetzte Eingangstrakt des Langhauses ragt über die Seitenschiffe hinaus. Die Gestaltung der Fenster mit bunten figürlichen Glasmalereien orientiert sich an frühgotischen Vorbildern.

Der Innenraum ist nahezu bauzeitlich überkommen. Lediglich die dunkelblaue Gewölbefarbe wurde 1905 hell übermalt. Die Wände sind überwiegend ornamental mit unterschiedlichen Pflanzenmotiven gefasst. Überlebensgroße figürliche Malereien existieren von den Evangelisten und den Reformatoren. Mit zunehmender Höhe hat man offenbar auch mehr Gold verarbeitet, um einen prächtigen „Himmelsraum“ darzustellen. Als Behang für den gemauerten Altar hat der Architekt ein Antependium in Gestalt einer Perlenstickerei entworfen.

Typische altersbedingte Schäden wie offene Fugen, gesprengte Einzelsteine, Schalenbildung an den Natursteinen sowie vermooste Teilbereiche bestimmen das Gesamtbild der Kirche. Nach der Aufstellung des Gerüsts wurden weitere gravierende Befestigungsprobleme der Sandsteinapplikationen und offene Rollschichten festgestellt.

Die Bergkirche gehört zu den über 140 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.