Langfassung: Am Dienstag, den 1. Februar 2011 um 11.00 Uhr überbringt Christian Rusch, Ortskurator Frankfurt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), eine Bronzetafel für das restaurierte Ernst-May-Haus in Frankfurt am Main vor Ort an Dr. Eckhard Herrel von der Ernst-May-Gesellschaft e.V. Mit dem Hinweis „Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ wird so auch nach den Baumaßnahmen an vorbildlichen Projekten das Engagement der privaten Förderer der Stiftung sichtbar bleiben und zu weiterer Unterstützung motivieren.
In einer Zeit großer Wohnungsnot in Frankfurt am Main in den Jahren zwischen 1925 und 1930 baute der Frankfurter Architekt, Stadtplaner und Stadtbaurat Ernst May (1886 bis 1970) mit einer Gruppe von Architekten unter dem Bürgermeister Ludwig Landmann rund 15.000 Wohnungen, Siedlungen und Einzelprojekte. Architekten wie Martin Elsaesser, Fedinand Kramer, Leberecht Migge und Mart Stam arbeiteten hier mit May zusammen. Unter der Bezeichnung "Das Neue Frankfurt" haben diese Bauten, die zum umfangreichsten Bauprogramm der Weimarer Republik zählten, Eingang in die Sozial-, Architektur- und Kunstgeschichte gefunden. Die nach der gleichnamigen Zeitschrift "Das Neue Frankfurt" benannten Frankfurter Bauten sind neben dem Bauhaus in Dessau, der Weißenhofsiedlung in Stuttgart und den Berliner Siedlungen bedeutende Zeugnisse der frühen Moderne in Deutschland.
1926 bis 1928 wurde in Heddernheim im Stil der Neuen Sachlichkeit die Siedlung Römerstadt errichtet. Die Römerstadtsiedlung ist ein Beispiel für weitgehend standardisierte Siedlungshäuser. Die von Margarete Schütte-Lihotzky entworfene „Frankfurter Küche“ fand hier erstmals ebenfalls Platz. Die als funktionale Arbeitsküche auf kleinstem Raum entworfene Arbeitseinheit wurde für viele spätere Einbauküchen zum Vorbild.
Ziel war gleichfalls, die landschaftlichen Gegebenheiten als Gestaltungselement in den Massenwohnungsbau aufzunehmen. Die Römerstadtsiedlung besteht aus über 1.100 Wohneinheiten mit 550 Geschosswohnungen und rund 580 Einfamilien-Reihenhäusern. In gekurvter und abgetreppter Linienführung folgen die Baureihen dem Hanggelände zur Nidda. Die Siedlung weist Gruppen von zweigeschossigen Eigenheim-Reihenhäusern und drei- bis viergeschossigen Wohnblocks auf. Die Gebäude sind verputzt, zeigen Fensterbänder und Einzelfenster aus unterschiedlich großen Formaten und schließen mit Flachdächern ab. Die Eigenheim-Reihen sind durch dreigeschossige Wohnhaus-Kopfbauten akzentuiert. Talseitig springen die Gärten bastionsartig vor und sollten als Nutzgarten für die Selbstversorgung und zur Erholung dienen.
Das Ernst-May-Haus in Frankfurt am Main ist eines von rund 100 Projekten, die die private Bonner Denkmalschutz-Stiftung allein in Hessen dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, fördern konnte. Dazu gehören unter anderem der Brunnentempel in Hofgeismar, das Hofgut Guntershausen in Stockstadt und das Stellwerk in Reinheim.
Bonn, den 27. Januar 2011/Schi