20.03.2019 – Niedersachsen

Psychiatrische Klinik Lüneburg baut

Bildungszentrum soll ins einstige Gärtnerhaus ziehen

Am Freitag, den 22. März 2018 um 11.00 Uhr erfolgt auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik in Lüneburg vor dem Haus 43, dem ehemaligen Gärtnerhaus, der "erste Spatenstich" als Bauauftakt zur Errichtung des neuen Bildungszentrums der "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg e.V. Egbert Bolmerg, Mitglied der Geschäftsleitung der Gesundheitsholding und der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, begrüßt als Hausherr des Gärtnerhauses im Namen der Psychiatrischen Klinik und in Anwesenheit von Bürgermeister Eduard Kolle die anwesenden Gäste. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die den Erhalt des denkmalgeschützten Gärtnerhauses unterstützen will, ist bei dem Festakt durch ihren Ortskurator Lüneburg, Professor Paul Georg Lankisch vertreten, der ein Grußwort spricht. Die Veranstaltung endet mit einer Begehung der Baustelle und einem Imbiss.

Das ehemalige Gärtnerhaus steht auf dem parkartigen Areal der heutigen Psychiatrischen Klinik am Westrand des von zahlreichen Wegen durchzogenen, locker bebauten Geländes nordwestlich der Lüneburger Innenstadt. Das Haus wurde 1832 errichtet und war Teil der königlich-preußischen Baumschule und Obstplantage. Für die Errichtung des Fachwerkhauses wurden Backsteine des abgetragenen Kirchturms von St. Nicolai in Lüneburg verwendet. Als 1901 auf dem Areal die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt eingerichtet wurde, erhielt man den Bau, nicht zuletzt weil gärtnerische Tätigkeiten zur Therapie zählten. Heute ist der Bau der älteste auf dem Krankenhausgelände. Während des Dritten Reichs wurden in der Klinik über 300 Tötungen von geistig und körperlich kranken Kindern und Jugendlichen und hunderte Zwangssterilisationen durchgeführt. In den 1940er Jahre diente das Krankenhaus als Lazarett. Damals wohnten Ärzte und ihre Familien im Gärtnerhaus. Seit den 1980er Jahren steht das Gebäude leer und verfällt.

Das Gärtnerhaus ist ein schlichter, biedermeierlicher Fachwerkbau mit einer gefällig gestalteten Schauseite, die an eine Orangerie erinnert. Der zweistöckige Bau mit vorkragendem Obergeschoss und Satteldach ist ziegelgedeckt. Die Fassade ist symmetrisch, die zentrale zweiflügelige Zugangstür wird von großen, hochrechteckigen Fenstern mit Läden gerahmt. Eine zentrale Luke ermöglicht, Lasten direkt ins Obergeschoss zu verladen. Im Detail ist das Portal des Zweckbaus mit blumengeschmückten hölzernen Konsolen und einem profilierten Gesims geschmückt und verweist so auf die Funktion des Baus und den Anspruch des herrschaftlichen Auftraggebers.

Das Gärtnerhaus gehört zu den über 400 Projekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte.