09.07.2012 – Presse

Seit 300 Jahren von den Konfessionen simultan genutzt

DSD-Ortskuratorin übergibt Fördervertrag für die 
ehemalige Stiftskirche in Neustadt an der Weinstraße

Kurzfassung: Für restauratorische Maßnahmen im Rahmen der umfassenden Kirchensanierung des ehemaligen Liebfrauenstifts in Neustadt an der Weinstraße überbringt Roswitha Chéret, DSD-Ortskuratorin Zweibrücken, am 11. Juli 2012 um 11.00 Uhr im Beisein von Thomas Kirsch von Lotto Rheinland-Pfalz einen Fördervertrag über 50.000 Euro an Pfarrer Oliver Beckmann. Die im 14. Jahrhundert errichtete gotische Stiftskirche, die seit dem 18. Jahrhundert als Simultankirche genutzt wird, zählt zu den über 120 Projekten, die die private Denkmalschutz Stiftung in Bonn dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, bisher allein in Rheinland-Pfalz fördern konnte.

Langfassung: Im Rahmen der umfassenden Sanierung der ehemaligen Stiftskirche in Neustadt an der Weinstraße beteiligt sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit 50.000 Euro an den restauratorischen Maßnahmen. Den Fördervertrag überbringt Roswitha Chéret, DSD-Ortskuratorin Zweibrücken, am Mittwoch, den 11. Juli 2012 um 11.00 Uhr im Beisein von Thomas Kirsch von Lotto Rheinland-Pfalz an Pfarrer Oliver Beckmann von der Protestantischen Stiftskirchengemeinde Neustadt.

Neustadt an der Weinstraße, in dessen Stadtgebiet das Hambacher Schloss liegt, das 1832 Schauplatz des Hambacher Festes war - einem der Höhepunkte frühliberaler bürgerlicher Opposition -, wurde im frühen 13. Jahrhundert gegründet und erhielt 1275 Stadtrecht. Zu den ältesten Bauten in der historischen Altstadt gehören unter anderem die einstige Universität Casimirianum, der Steinhäufer Hof und die ehemalige Stiftskirche aus dem 14. Jahrhundert.

Mit dem Bau der neuen gotischen Stiftskirche an der Stelle der kleinen Pfarrkirche St. Ägidius wurde 1363 begonnen. Die im Zentrum der Stadt gelegene Doppelkirche verdankt sich dem testamentarischen Wunsch Pfalzgrafs Rudolfs II. nach einer Grablege, Gebets- und Gedenkstätte in seiner Residenzstadt für seine Familie Wittelsbach. Sein Nachfolger Ruprecht I. stiftete daraufhin die Liebfrauenkirche als Kollegiatsstift.

Der Westturm der alten Kirche wurde bei den Umbauarbeiten zum Südturm der Doppelturmanlage der neuen Kirche. Die dreischiffige, kreuzrippengewölbte Basilika besitzt einen auffallend gestreckten fünf Joche langen Chor mit dreiseitigem Schluss. Die Bauarbeiten wurden bis Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. 1556 kam die Reformation in die Kurpfalz und der katholische Kult wurde verboten. Auch das Stift wurde nach zähem Widerstand zehn Jahre später aufgelöst.

Als die Pfälzer Kurfürsten Anfang des 18. Jahrhunderts wieder katholisch wurden, fügte man in die Stiftskirche zwischen Chor und Schiff eine Trennwand ein, um das Gotteshaus „simultan“ zu nutzen, den Chor für den katholischen und den Westteil für den protestantischen Gottesdienst. Der katholische Teil ist bis heute spätbarock ausgestaltet, den protestantischen prägen insbesondere die expressionistischen Fenster und das ebenso gestaltete Monumentalmosaik auf der Trennwand, die nach der letzten Restaurierung 1928/1929 entstanden.

Die ehemalige Stiftskirche in Neustadt zählt zu den über 120 Projekten, die die private Denkmalschutz Stiftung in Bonn dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, bisher allein in Rheinland-Pfalz fördern konnte. In Neustadt gehören auch das Obere Schlösschen in Gimmeldingen und der Gasthof Engel in Hambach dazu.