Langfassung: Von 1981 an standen die Bauten der einstigen Ziegelei in Kaufungen fast 15 Jahre leer. Wasser konnte allmählich in den Schornstein und die Dachkehlen eindringen, Hausschwamm sich ausbreiten und Vandalen ihr Unwesen treiben. Dann wurde Schritt für Schritt die Substanz gesichert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) beteiligte sich in den 1990er Jahren und nochmals 2006 und 2007 an verschiedenen Wiederherstellungsmaßnahmen mit insgesamt rund 100.000 Euro. Nun ist auch der letzte Teil der Anlage saniert und eine neue Attraktion entstanden. Am Freitag, den 19. August 2011 um 16.00 Uhr werden die „SinnesGänge - Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne in der Ziegelei Oberkaufungen“ feierlich eröffnet und tragen mit dazu bei, die Anlage weiter zu erhalten. In den 16 begehbaren Brennkammern sowie der umlaufenden lichtdurchfluteten Ofenhalle steht künftig an rund 35 Erfahrungsstationen das Experimentieren mit der eigenen Wahrnehmung im Mittelpunkt. „Das Spektrum reicht von neuen Hörerlebnissen am Gong über das Bestaunen der Formen des Sandpendels oder des Wasserstrudels bis hin zum Weg durch den Dunkelgang“, so die Veranstalter.
Die ab 1875 erbaute ehemalige Ziegelei Lohöfer in Oberkaufungen, ein weitläufiger, dreigeschossiger Ziegelbaukomplex mit Ost- und Westflügel, zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen der Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts. Im Inneren der im Herbst 1981 still gelegten Anlage sind noch sämtliche für die Produktion notwendigen Maschinen und Geräte vorhanden, so etwa der letzte im mitteldeutschen Raum erhaltene historische Zickzackofen mit 16 Brennkammern, der Kollergang und die Stangenpressen. Der historische Mauerwerksbau mit Walmdächern und Dachlaternen ist mit Eisenbetondecken versehen. Die Klinkerfassade wird durch durchlaufende Fensterbänder aus gleichgroßen Stahlfenstern mit Rundbögen horizontal und durch Mauerwerkspfeiler vertikal gegliedert. Der Westflügel erhielt 1906 einen weiteren Anbau.
Nach 15-jährigem Leerstand wurde die Ziegelei ab 1995 beräumt, der Dachstuhl ausgebessert und die Dachdeckung vollständig erneuert. Die Arbeiten an den Dächern, der Dachentwässerung und den Fenstern folgten. Um den Charakter der Produktionsstätte zu erhalten, wurden die bestehenden Stahlfenster entrostet, neu gestrichen und wieder eingebaut. Im vorderen Teil des Hauptgebäudes konnte im Juli 2006 ein Ziegeleimuseum eröffnet werden. Um den Produktionsprozess für den Besucher von der Tongrube bis zum Zick-Zack- Ofen erlebbar zu machen, machte man die ehemalige Lorenrampe, auf der der Ton von der Tongrube zum Kollergang transportiert wurde, begehbar. Das letzte zu renovierende Drittel der Ziegelei im Bereich des Zick-Zack-Ofens beendete schließlich ein letzter großer Sanierungsabschnitt.
Die Ziegelei von Oberkaufungen, ein großartiges Beispiel dafür, was das Engagement einzelner bewirken kann, ist eines von über 100 Projekten, die die private Denkmalschutz-Stiftung in Bonn bisher allein in Hessen dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale fördern konnte. Aus den Erträgnissen der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, werden jährlich bundesweit Projekte aus den Bereichen Wohlfahrt, Sport und Denkmalpflege mit rund 50 Millionen Euro unterstützt.
Bonn, den 16. August 2011/Schi