Die DSD kritisiert als größte private Denkmalschutz-Initiative in Deutschland die Aufkündigung des 2019-2020 transparent und öffentlich mit den örtlichen Initiativen ausgehandelten Kompromiss zur Erhaltung von ca. 10.000 der Gaslaternen. Während die Stadt 2020 noch eine Bewerbung für die UNESCO-Welterbeliste unterstützte und das Laternennetzwerk von „nationaler Bedeutung“ unter Denkmalschutz stellte, soll dieser Schutz heute keine Relevanz mehr haben. „Lassen Sie die Zerstörung dieses außergewöhnlichen Denkmalschatzes von nationaler Bedeutung nicht zu!“, fordert Stiftungsvorstand Dr. Steffen Skudelny in seinem offenen Brief an die Ministerin.
Neben den negativen Auswirkungen auf die Akzeptanz des Denkmalschutzes insgesamt kritisiert die DSD die zu kurz gedachten Nachhaltigkeitsüberlegungen. Nicht nur der CO₂-Ausstoß durch die Gasbefeuerung – lediglich 0,25 Prozent des Düsseldorfer Gesamtausstoßes – dürfe berücksichtigt werden, sondern auch die Entstehungs- und Entsorgungsverbrauche der Umrüstung. Die nachvollziehbare Sorge wegen der steigenden Energiepreise direkt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine dagegen dürften heute nicht mehr gegen den Denkmalschutz ausgespielt werden. „Anlass und Gründe für den Denkmalabriss sind inzwischen obsolet und der Austausch durch neue LED Laternen auch nicht nachhaltig“, heißt es in dem offenen Brief. Skudelny verweist auf die Bedeutung des Denkmalschutzes, der in NRW sogar in der Landesverfassung verankert ist: „Ein Denkmalschutzgesetz ist kein „Schönwetter“-Gesetz, das nur gilt, wenn ein Erhalt unstrittig ist. Der gesetzliche Denkmalschutz zeigt erst dann seinen Sinn, wenn erhaltenswerte Geschichtszeugnisse geschützt bleiben, auch wenn Argumente und Interessen gegen sie angeführt werden.“
Die örtlichen Initiativen, die sich seit Jahren mit ungebrochener Hingabe für den Erhalt der Gaslaternen in Düsseldorf einsetzen, haben sich am 19. November 2024 an den Petitionsausschuss des Landtages gewandt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sieht ihren offenen Brief auch als Unterstützung dieser Initiative.
Zum Objekt:
Die Stadt Düsseldorf verfügt mit über 14.000 aktiven Gaslaternen über einen außergewöhnlich vollständig erhaltenen Bestand an Gaslaternen in unterschiedlichen stilistischen und künstlerischen Ausprägungen bis in die 1950er Jahre. Öffentliche und private Beleuchtung in hochwertiger und konstanter Qualität zählen zu den wichtigen Kapiteln der Technikgeschichte des Menschen. Die Einführung der Gasbeleuchtung in Düsseldorf 1846 ist sowohl Ursache als auch Auswirkung der Entwicklung der Stadt als moderner Industriestandort. Als weltweit bedeutende “Röhrenstadt” lieferte Düsseldorf der Gasindustrie die notwendigen Rohrnetze und Laternenmasten zu. Die Erfindung der nahtlosen Röhre und des Invertlichtes durch die seit 1893 in Düsseldorf ansässige Firma Mannesmann verbinden das öffentliche Gaslaternennetz eng mit der Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Zur Pflege und Instandhaltung des außergewöhnlichen Bestandes verfügt die Stadt Düsseldorf mit der “Düsseldorfer Gaslichtwerkstatt” über ein weltweit anerkanntes und – noch – abfragbares Knowhow.