28.10.2021 – Thüringen

Treuhandstiftung für Schloss Heidecksburg macht´s möglich

Schloss Heidecksburg in Rudolstadt * Foto Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Siebert

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Detail aus Schloss Heidecksburg in Rudolstadt * Foto: STSG Gydha Metzner

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Der zusammengesetzte Kronleuchter

Dank der treuhänderischen Stiftung für Schloss Heidecksburg und Schloss Schwarzburg im ehemaligen Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt gegründet von Jutta Lehmann“ in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und zweckgebundener Spenden kann die DSD die Fertigstellung der Restaurierung des Mittelkronleuchters im Roten Saal der Heidecksburg mit 9.385 Euro unterstützen. Schloss Heidecksburg gehört bereits seit 2016 zu den über 500 Objekten, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Thüringen fördern konnte. Das hoch über der Stadt Rudolstadt gelegene Schloss Heidecksburg ist eines der historisch, architektur- und kunstgeschichtlich bedeutendsten Schlösser Thüringens. In dem unregelmäßigen dreiflügeligen Schloss mit repräsentativem Corps de logis und Prunkräumen, Wohnflügeln, Marstall, Reithalle und Schlossgarten haben das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg mit seinen Sammlungen, das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt sowie die Verwaltung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ihren Sitz.

Der Glasarmkronleuchter „kann im wahrsten Sinne des Wortes als ein ‚Pasticcio‘ bezeichnet werden“, so der Befund der Restauratorin, ist also ein Gemisch aus „Auflauf, Pfuscherei und Schlamassel“. Aus drei, vielleicht vier Kronleuchtern um 1900 zusammengesetzt, wurde der heutige drei-etagenhohe gläserne Schaftkronleuchter mit seinen Kerzenarmen und seinem Kettenschmuckbehang. Die ältesten Teile stammen wohl von einem Kronleuchter der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus einer kursächsischen Glashütte. Darauf weisen die langgezogenen Glasarme der mittleren und oberen Etage hin, denen die ausgeprägte S-Form der typischen Kronleuchterarme fehlen. Die sächsischen Glasarmkronleuchter wurden bis etwa 1733 von venezianischen Glasmachern gefertigt.

Die heiß angeschmolzenen Tropfteller und Kerzentüllen verweisen ebenso auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, wie auch die Form der geblasenen, gerippten Hohlglasteile auf dem Schaft und der Bas-de-lustre, die Abschlussbirne. In Schloss Moritzburg oder bei brandenburgischen und böhmischen Kronleuchtern aus dieser Zeit finden sich auch die oberen und mittleren vergoldeten Holzkuchen. Drei fehlende Glasarme dort wurden wohl um 1900 ergänzt durch sehr gute und genaue Kopien. Die zwischen dem mittleren und unteren Holzkuchen befindlichen Hohlglasteile auf dem Schaft sind facettiert geschliffen. Sie stammen also von einem böhmischen Glasarmkronleuchter oder von einem Behangkronleuchter. Der untere Holzkuchen wurde vermutlich später beim Zusammensetzen des Leuchters ergänzt. Alle am Kronleuchter befindlichen Behangketten sind entweder bei der Zusammensetzung des Kronleuchters neu erworben oder einem Vorrat entnommen worden.