21.09.2011 – Presse

Unbequeme Denkmale

DenkmalDebatten:

Umgang mit dem Erbe des 20. Jahrhunderts

Kurzfassung: Ein neuer Beitrag auf der Internet-Seite DenkmalDebatten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) behandelt den Umgang der Denkmalpflege mit schwierigen, „ungeliebten Denkmalen“. Der reservierten Haltung, die das Fach den Zeugnissen des 20. Jahrhunderts lange Zeit entgegengebracht hat, gab der Münchner Kunsthistoriker Norbert Huse in seiner Schrift "Unbequeme Baudenkmale. Entsorgen? Schützen? Pflegen?" (1997) einen Namen. Huse unterstrich darin, dass insbesondere diejenigen Denkmale Schutz benötigen, deren historischer Gehalt Vielen zunächst Schwierigkeiten bereitet. Noch immer erfordern etwa Bauten der Nachkriegsmoderne, Hinterlassenschaften autoritärer Regime oder überkommene Industrieanlagen das besondere Engagement von Denkmalpflege und Öffentlichkeit. Die DSD-Internetseite DenkmalDebatten versteht sich als Hilfe im Argumentationswirrwarr aktueller Kontroversen und will vermitteln, warum es sich lohnt, unser Kulturerbe zu bewahren.

Langfassung: In den vergangenen Jahren haben die Debatten um den Erhalt der Bonner Beethovenhalle, des Kölner Schauspielhauses und des Hannoverschen Landtags deutlich gemacht, dass die Bewahrung von herausragenden Zeugnissen der Nachkriegsmoderne nicht nur ein Steckenpferd der Denkmalpflege darstellt, sondern auch dem Interesse vieler, vor allem jüngerer Bürgerinnen und Bürger entspricht. Die Bauten ihrer Jugendzeit wollen sie als Bestandteil des kulturellen Erbes erhalten wissen und sind vermehrt bereit, dafür auch zu streiten. Dass ein solches Engagement vonnöten ist, um die Vielschichtigkeit und den Reichtum des kulturellen Erbes zu bewahren, hat der Münchner Kunsthistoriker Norbert Huse, den Ingrid Scheurmann nun auf DenkmalDebatten vorstellt, in seinem beispiellosen Engagement seit den ausgehenden 1980er Jahren geradezu verkörpert.

Neben seinen Forschungen zu Architekten und Architektur der Moderne, hat Huse als einer der Ersten auf die Gefahren einer Denkmalpflege verwiesen, die sich ausschließlich dem Schönen und Harmonischen verpflichtet weiß.

Da ästhetische Urteile bekanntlich schwanken, würden solche Einseitigkeiten, so Huse, ein schiefes Bild von der Geschichte zeichnen, einer Geschichte zumal, die gerade im 20. Jahrhundert durch Zerstörung und Katastrophen gekennzeichnet war, deren Spuren und Überreste tief in dem kulturellen Gedächtnis der Menschheit verwurzelt sind. Während kaum ein Denkmalpfleger Industriebauten und Dokumenten der klassischen Moderne heute noch das Label des "Unbequemen" anheften würde, tut sich die Gesellschaft und auch die Denkmalpflege nach wie vor schwer mit dem Erbe der DDR-Zeit und mit Bauten der 1960er und 1970er Jahre. Hier ist Huses Aufforderung zur Auseinandersetzung mit der ganzen Geschichte und zur Wertschätzung und Erhaltung auch unbequemen Erbes noch immer von höchster Aktualität und Dringlichkeit.

Die Gesellschaft ist immer wieder gefragt, sich darüber zu verständigen, was sie zum Kern ihres kulturellen Erbes zählt, was ihr wesentlich genug ist, um für seine Bewahrung Anstrengungen in Kauf zu nehmen. Weil darüber bekanntlich nicht nur Denkmalpfleger entscheiden, verweist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als eine der bundesweit größten bürgerschaftlichen Institutionen für den Denkmalschutz mit DenkmalDebatten auf die vielfältigen Verflechtungen zwischen Denkmalkunde und dem gesellschaftlichen Bewusstsein für dieses Erbe.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1985 konnte die Bonner Denkmalschutz-Stiftung mit rund 460 Millionen Euro aus privaten Spenden und Erträgen der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, mehr als 3.800 Denkmale bewahren helfen. Über die Projektförderung hinaus ist es ihr ein wesentliches Anliegen, für den Gedanken des Denkmalschutzes zu werben, um Menschen zur Mithilfe an dieser großen Aufgabe zu bewegen.

DenkmalDebatten im Internet: www.denkmaldebatten.denkmalschutz.de

Den DenkmalDebatten-Beitrag zu Norbert Huse finden Sie sofort unter: denkmaldebatten.denkmalschutz.de/protagonisten/norbert-huse/norbert-huse-wirken/

Bonn, den 21. September 2011/Schi