14.06.2010 – Presse

Vier Jahreszeiten, vier Erdteile und ein „fürstliches“ Wappen

Das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz 

Im 12. Jahrhundert gründeten Zisterzienser in der Nähe von Wertheim ein Kloster, dessen Anlage repräsentativ ausgebaut wurde, als das „claustrum“ im 18. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Neu errichtet wurden neben anderen Wirtschaftsgebäuden das Bursariat und die Orangerie. Der Main-Tauber-Kreis sanierte die Gebäude nach 1986 sukzessive, um sie einer neuen Nutzung zuzuführen. An der Restaurierung des Bursariats beteiligte sich von 2004 bis 2006 auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit rund 260.000 Euro. Für die Orangerie und die Wiederherstellung des dort befindlichen größten Außenwandfreskos nördlich der Alpen stellte die Stiftung rund 220.000 Euro zur Verfügung. Um Dach und Fresko wiederherzustellen, wurde eigens eine Gleitschalung entwickelt, die die Oberflächen der Malereien zunächst mechanisch sicherten und die Festigung des Untergrundes gewährleisteten. Daraufhin konnte die Unterkonstruktion ausgetauscht und die Dachkonstruktion verstärkt bzw. ergänzt werden. Schließlich wurde die Schale abgenommen und die Retuschen an den Malereien durchgeführt. 

Zisterziensermönche gründeten Kloster Bronnbach 1151 und begannen sechs Jahre später am jetzigen Standort im Taubertal mit der Errichtung eines Klosterkomplexes. Ihren besonderen Wert erhält die Anlage nicht zuletzt dadurch, dass die mittelalterliche Struktur trotz vollzogener Umbauten im 15. bzw. vom 17. bis zum 18. Jahrhundert fast durchweg erhalten blieb. Das Klosterleben beendete erst die Säkularisation 1803, der Komplex fiel an das katholische Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, das das Anwesen 1986 an den Main-Tauber-Kreis verkaufte. Damit begannen umfassende Renovierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen, um den Gebäuden eine sinnvolle Neunutzung möglich zu machen. Den Klosterkomplex umgibt die noch weitgehend erhaltene Mauer. Die Konventsbauten, im Erdgeschossbereich noch fast alle aus der romanischen Entstehungszeit zwischen 1160 und 1250, befinden sich südlich der zwischen 1157 und 1222 errichteten romanischen Klosterkirche, einer dreischiffigen Basilika mit mächtigem Querschiff. Die einstigen Wirtschaftsgebäude sowie die übrigen Klosterbauten liegen meist im Westen und Osten der Anlage. Den Gesamtkomplex zerreißt die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegte Taubertalstraße. 

Finanzkrisen, Zerstörungen und Besitzverluste machten auch vor den Mönchen in Kloster Bronnbach nicht halt, doch konnten sie im 17. Jahrhundert die Klosterherrschaft neu festigen. Dem wirtschaftlichen Aufschwung folgte die Umgestaltung der Anlage in eine repräsentative Residenz. Ab 1670 errichtete man zahlreiche Wirtschaftsgebäude, dazu den Spitalbau und die Bibliothek. 1742 bekam die Klosterverwaltung im nordwestlichen Klosterbereich einen neuen Sitz. Das nach dem Finanzverwalter, dem Bursar, benannte Bursariat ist das schmuckvollste unter den neuen Ökonomiegebäuden. Der langgestreckte zweigeschossige Putzbau über einem hohen Kellergeschoss, den ein Walmdach abschließt, diente zugleich als Torbau zum Nordhof. Über der ehemaligen Durchfahrt in der Mitte der Straßenlängsseite führt eine zweiarmige Freitreppe zum wappengeschmückten Eingang. Auch der Klostergarten wurde stufenweise umgestaltet und erweitert. Für die frostempfindlichen Pflanzen errichtete man 1774 eine Orangerie. Hohe, schräg gestellte Glasfenster, die heute infolge eines späteren Umbaus nicht mehr vorhanden sind, fingen auf der Südseite das wärmende Sonnenlicht ein. Um die Schrägstellung der Scheiben auszugleichen, ist die darüberliegende Fläche nach innen gewölbt. Ein kolossales Fresko schmückt eine geschlossene Wand mit allegorischen Darstellungen. Die vier Jahreszeiten und die damals bekannten vier Erdteile verherrlichen über eine Breite von zwanzig Metern den paradiesischen Kosmos, über den der feingeistige Abt wacht, dessen Wappen auf einer gemalten Pyramide im Zentrum prangt. Das Fresko dokumentiert den rivalisierenden Anspruch des Abtes gegenüber den Fürsten seiner Zeit. Heute dient das Bursariat als Tagungs- und Gästehaus. Im festlichen Sommerspeisesaal finden Konzerte statt, im Spitalbau residiert der Archivverbund Main-Tauber, in der großen Scheune das Wertheimer Grafschaftsmuseum und im Rinderstall eine Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Kulturgüterschutz. Missionare von der Heiligen Familie sind in das Kloster eingezogen und knüpfen wieder an die Anfänge der Anlage an.