27.05.2010 – Presse

Vom Witwensitz zum Zentrum der Romantikforschung

Schloss Ludwigsburg – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Nach 1945 setzte bei Schloss Ludwigsburg der langsame Verfall ein. Wie so viele andere herrenlos gewordene Herrenhäuser wurde das Gebäude erst Notbleibe, dann Flüchtlingswohnheim und schließlich verfiel es. Unsachgemäßer Umgang führte zur Entfernung ganzer Gebäudeteile oder zu dilettantischen "Renovierungsarbeiten", die im Innern wertvolle historische Substanz zerstörten. Undichte Dächer schädigten auch hier zunehmend die Dach- und Deckenkonstruktionen, bis sie schließlich großenteils vom Hausschwamm befallen waren. Die Restaurierung kam erst in Gang, als sich nach dem Rückkauf des Gebäudes durch die frühere Eigentümerfamilie Weissenborn 1992 und die Verpachtung der Anlage an den Förderverein „Schloß und Gutshofanlagen Ludwigsburg e.V.“ 1997 endlich eine Nutzungsperspektive abzeichnete. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) beteiligte sich 2004 und 2005 an der Dachsanierung mit 110.000 Euro, 2009 unterstützte sie die Maßnahmen zur Deckensanierung mit 25.000 Euro. 

In der bach- und wiesenreichen Landschaft nahe des Greifswalder Boddens erhebt sich in einem ausgedehnten und verwilderten Park Schloss Ludwigsburg. Das letzte original erhaltene Renaissanceanwesen der Herzöge von Pommern westlich der Oder wurde im 16. Jahrhundert als Witwensitz der Gemahlin Herzog Ernst-Ludwigs von Pommern-Wolgast errichtet. 1648 fiel Vorpommern an Schweden und Ludwigsburg an die schwedische Krone. Bis 1945 erinnerte daran das „Gustav-Adolf-Bett“, das heute verschollen ist. 1650 wurde das Anwesen Eigentum des schwedischen Generals Burchard Müller von der Lühne. 1776 erwarb es der schwedische Oberstleutnant Friedrich Ernst Sebastian von Klinkowström. In diese Periode fiel der zweite, innere Umbau des Schlosses, bevor Klinkowström Ludwigsburg im Jahre 1810 an den angesehenen Greifswalder Kaufmann Johann Philipp Hermann Weissenborn verkaufte. Mit den Weissenborns begann die Entwicklung des Anwesens zu einem angesehenen Gutshof. Schloss und Gut blieben bis zur Enteignung 1945 in Familienbesitz. 

Der dreigeschossige verputzte Bau entstand vermutlich am Ort einer vormaligen Burganlage über dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes. Steile, sich kreuzende Satteldächer schließen das Bauwerk ab, sie geben dem Ganzen ein kompaktes Aussehen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Anlage umgebaut, die Giebel erneuert. Aus dieser Zeit stammt auch der nördliche Anbau mit dem geschweiften Giebel und der Vasenbekrönung. 

Über dem gewölbten Erdgeschoss mit seiner bauchigen Eingangshalle auf mächtigen toskanischen Säulen befinden sich im ersten Obergeschoss reich ausgestattete Räume mit barocken Balken- und Stuckdecken und aufwendigen Parkettfußböden. Die Reste klassizistischer Deckenmalereien dort könnten von Friedrich-August von Klinkowström stammen, der mit Caspar-David Friedrich und Philipp-Otto Runge befreundet war. Im zweiten Obergeschoss setzt sich diese Ausstattung fort. Hervorzuheben sind hier vor allem die barocken Einbauten und umlaufenden Wandmalereien mit lebensgroßen Figuren in einer Scheinarchitektur. Südlich des Schlosses befinden sich die Reste einer spätbarocken Gartenanlage, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt wurde. 1830 erfolgte die westliche Erweiterung in einen Landschaftsgarten. 

1997 pachtete ein Förderverein das Schloss sowie zwei Nebengebäude und fungiert seither als Bauherr. Er hat eines der Nebengebäude, das sogenannte Beamtenhaus, bereits saniert und nutzt es als Vereinssitz und Hofladen für die Vermarktung hofeigener landwirtschaftlicher Produkte. Im Schloss soll ein Norddeutsches Romantiker-Zentrum, also eine Forschungsstätte für die norddeutsche Romantik, mit Galerie, Bibliothek, Seminarbetrieb und Tagungszentrum entstehen. 

Bei Schloss Ludwigsburg handelt es sich um eines der bedeutendsten Denkmäler Vorpommerns. Die herausragende historische und kunsthistorische Bedeutung und die interessante, noch genauer zu erforschende Baugeschichte verleihen der Anlage nach Ansicht des Landesamtes für Denkmalpflege sogar nationale Bedeutung.