Langfassung: Für die vorbildliche denkmalgerechte Restaurierung der Häuser Zuccalistraße 16-20, Albert-Roßhaupter-Straße 1 und Marsopstraße 36 erhalten in diesem Jahr drei Münchener Hausbesitzer den mit je 500 Euro dotierten Denkmalpreis 2009 der Baudenkmal-Stiftung München. Die Preisverleihung durch den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Münchener Stiftung, Franz Graf Stillfried und Rattonitz, findet am 31. Januar 2011 um 18.00 Uhr im Beisein von Bürgermeister Hep Monatzeder anlässlich des Festaktes zur Verleihung des Münchner Fassadenpreises im Großen Sitzungssaal des Rathauses statt. Der Denkmalpreis der Baudenkmal-Stiftung München, eine Treuhandstiftung in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), wurde 2001 ins Leben gerufen und wird jährlich verliehen. Mit ihm sollen vorbildliche private Leistungen bei der Erhaltung und Bewahrung des kulturellen Erbes ausgezeichnet und der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, die über die Erhaltung der Fassade hinausgehen und sich in besonderer Weise der Pflege der inneren Struktur des Denkmals annahmen, betont Franz Graf Stillfried und Rattonitz.
Das denkmalgeschützte Anwesen in der Albert-Roßhaupter-Straße 1 errichtete Eugen Zink 1904 in neubarocken Formen. Die Instandhaltung des Gebäudes erfolgte kontinuierlich. 1977 wurde der Eigentümer sogar für die Fassadenrenovierung ausgezeichnet. Bei neuerlichen Arbeiten an der Fassade 2000 wurde auch die der Statue auf der Mariensäule nachgebildete Hausmadonna über dem Eingang restauriert, 2003 das Dachgesims wiederhergestellt. Bei der jüngsten denkmalpflegerischen Renovierung des Treppenhauses verschwanden die Verunstaltungen der 1950er und 1970er Jahre auf der Grundlage einer Befunduntersuchung, die eine künstlerisch wertvolle Wandgestaltung freigelegt hat. Die Handläufe der 1950er Jahre wurden entsprechend alter Vorlagen durch solche in Ahornholz mit Konsolen und Rosetten erneuert. Die Bodenfläche aus Terrazzo und die Treppenanlage aus Naturstein wurden instandgesetzt. Die Brandschutzauflagen wurden unter Wahrung des historischen Erscheinungsbildes, insbesondere der originalen Verglasungen, erfüllt. Die Türen wurden von falschen Anstrichen befreit und erhielten den ursprünglichen Maserierungsanstrich in Lasurtechnik zurück. Eine besondere Leistung ist der Einbau der auf dem Dachboden gefundenen originalen, in Blei gefassten Kathedralglasfenster, die den Garten auf der Hofseite mit floralen, allegorischen Malereien des Jugendstiles thematisieren. Einmalig ist das unveränderte, aufwändig gestaltete Wohnzimmer in der Belle Etage im ersten Obergeschoss, das bis auf die Einrichtungsgegenstände erhalten ist. Für die jahrzehntelange konsequente Pflege des originalen Erscheinungsbildes des gesamten Objektes, außen wie innen, wird Frau Marianne Gillitzer für die Erbengemeinschaft Gillitzer ausgezeichnet.
Das 1910/1911 von Bernhard Borst für den Musikschriftsteller Siegfried Flesch erbaute Haus in der Marsopstraße 36 wurde bereits 1926 in ein Mehrfamilienhaus und dann nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach weiter umgebaut. Dementsprechend ging Vieles der ursprünglichen Konzeption verloren. Das Haus wurde nun in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden anhand der originalen Pläne von Bernhard Borst unter großem Aufwand in seine ursprüngliche architektonische Konzeption zurückversetzt. Besondere Erwähnung verdient die Wiederherstellung der Treppe und der Treppenhalle in der ursprünglichen großzügigen Form, von der sich einige alte Stufen erhalten hatten. In den Wohnräumen wurden die gestalterischen Details des klassizistisch geprägten Jugendstils renoviert und ergänzt. Der durch morsche Balken eingesunkene Fußboden der Haupträume wurde nach der alten Bauweise mit Kreuzlattung aufgebaut und mit Parkett belegt. Mit der zudem wiederhergestellten alten Sprossenteilung ließ sich der ursprüngliche Raumeindruck zurückgewinnen, den seine reduzierten Formen prägen. Auch die Einrichtung sollte die stilistische Einheit wahren. Zusammen mit der gründlichen Außenrenovierung, einschließlich der Gartengestaltung samt Einfriedung, hat der Eigentümer ein Gesamtkunstwerk des klassizistisch geprägten Jugendstils erhalten. Bei diesem Gebäude des für München bedeutenden Baumeisters Bernhard Borst kündigt sich bereits die Tendenz zur hernach versachlichten Stilentwicklung an. Ausgezeichnet werden Katja und Christian Plössl für die Wiedergewinnung dieses für die Entwicklungsgeschichte der Baukunst in München bedeutenden Bauwerkes.
In den 1960er Jahren baute der Architekt Paul Schneider-Esleben ein Klostergebäude in der Zuccalistraße 16-20 in München mit dem für die Entstehungszeit charakteristischen strengen Raster, auf dem der Entwurf aufgebaut ist. Dem Raster liegt ein gleichschenkeliges Dreieck zugrunde, das christliche Symbol der göttlichen Dreieinigkeit, das die spirituelle Dimension der Anlage betont. Jeweils sechs Felder des Rasters fasste Schneider-Esleben als Sechseck für die großen Räume, etwa die Bibliothek, zusammen, die das Bild der Anlage bestimmen. Das Sechseck verweist als Symbol auf Ordnung und Fleiß, und brachte zusammen mit dem Verzicht auf Dekor und Materialvielfalt die asketische, vergeistigte Haltung der Nutzergemeinschaft hin. Bei der Umnutzung des Anwesens zum Redaktionsgebäude sollte die spirituelle Grundlage des Entwurfes spürbar erhalten bleiben. Obwohl die Aufteilung in Wohnungen der ursprünglichen Aufgabe und Zielsetzung der Anlage zuwiderläuft, ist es bei der Umnutzung und Renovierung gelungen, Wesentliches in die neue Situation hinüberzuretten. So wird die großzügige, im Material reduzierte und auf Dekor verzichtende Innengestaltung dem ursprünglichen Konzept durchaus gerecht. Ebenfalls gelang es, die zusätzlich erforderlichen Treppenhäuser ohne Störung des stringenten Entwurfsystems in die Anlage einzufügen. Die charakteristischen, verloren gegangenen Sichtbetonflächen wurden wiederhergestellt. Dafür, dass dieses wichtige Dokument der modernen Architektur der 1960er Jahre, das als Spitzenleistung dieses Jahrzehnts angesehen werden kann, in seinen wesentlichen Teilen und in seiner Wirkung unter schwierigsten Bedingungen für München erhalten werden konnte, wird Josef Mattusch ausgezeichnet.
Seit Januar 2004 wird die Arbeit der DSD auch durch das Münchner Ortskuratorium unterstützt, das Peter-Christian von Taysen, Vorstandsvorsitzender der Baudenkmal-Stiftung München, leitet. Das ehrenamtlich tätige Ortskuratorium wirbt für den Gedanken des Denkmalschutzes und versucht, viele Menschen zur Mithilfe zu gewinnen. Es unterstützt die Arbeit der Stiftung, die sich als eine der größten privaten Institutionen bundesweit für den Denkmalschutz engagiert. Die DSD konnte seit ihrer Gründung vor 25 Jahren über 3.800 bedrohte Denkmale mit rund 467 Millionen Euro retten helfen. Allein in Bayern förderte die Stiftung über 160 Denkmale, darunter das Glockenspiel am Münchener Rathaus, die St. Anna-Kirche in Augsburg und die Benediktinerabtei in Plankstetten.
Bonn, den 27. Januar 2011/Schi