11.10.2011 – Presse

Zeugnis des jüdischen Bürgertums vor der Schoa in Hannover

Ortskuratorium überbringt Fördervertrag für die Villa Seligmann

 Kurzfassung: Am 14. Oktober 2011 um 15.00 Uhr überbringt Martina Wolff vom Ortskuratorium Hannover der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) einen Fördervertrag in Höhe von 30.000 Euro für die Restaurierung der Wandfassung in der Villa Seligmann in Hannover im Beisein von Herbert John von Lotto Niedersachsen an Herbert Pauer von der Siegmund-Seligmann-Stiftung. Die Villa Seligmann, ein seltenes hannoversches Zeugnis jüdischen Bürgertums vor der Schoa, ist eines von über 230 Projekten, die die private Denkmalschutz Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale allein in Niedersachsen fördern konnte. Dazu gehören in diesem Jahr auch das Sanatorium Dr. Barner in Braunlage, der Schlosspark Destedt in Cremlingen und das ehemalige Kornhaus in Einbeck. 

Langfassung: Zahlreiche Schäden weist die Villa Seligmann in Hannover auf. Darunter unsachgemäße Eingriffe in Decken, Wände und Einbauten. Für die Restaurierung der Wandfassung überbringt am Freitag, den 14. Oktober 2011, um 15.00 Uhr Martina Wolff vom Ortskuratorium Hannover der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) im Beisein von Herbert John von Toto-Lotto Niedersachsen einen Fördervertrag in Höhe von 30.000 Euro an Herbert Pauer von der Siegmund-Seligmann-Stiftung. An den Maßnahmen beteiligen sich neben der DSD auch Bund, Land und die Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte. 

Der Mitte des 19. Jahrhunderts geborene jüdische Bankkaufmann Siegmund Seligmann trat 1876 in die Firma „Continental Caoutchouc- und Gutta-Percha-Compagnie“ ein, deren Vorstandsmitglied er bald darauf wurde und die er als Continental AG und einen der größten Gummi- und Reifenproduzenten Deutschlands zu Weltruhm führte. Als erste deutsche Firma stellte die Continental AG schon 1892 Fahrrad-Luftreifen her, ab 1898 produzierte sie profillose und ab 1904 als erste weltweit Autoreifen mit Profil. 1923 wurde Seligmann Ehrenbürger der Stadt Hannover. 

Von 1903 bis 1906 ließ sich der erfolgreiche Unternehmer von Hermann Schaedtler eine repräsentative Villa in großzügiger Gartenanlage in der Hohenzollernstraße erbauen. Das Anwesen wurde 1931, wenige Jahre nach Seligmanns Tod, an die Stadt verkauft, die es zunächst der Wehrmacht und nach dem Krieg dem Landesernährungsamt überließ. In den 1960er Jahren nutzte es das Musikkonservatorium, bevor schließlich die städtische Musikschule das Gebäude übernahm. 

Das Bauwerk wird als opulent ausgestattete und besterhaltene Privatvilla Hannovers bezeichnet. Der zweigeschossige Werksteinbau in neobarocken Formen wurde im Inneren nutzungsbedingt mehrfach umgebaut, doch können diese Verfremdungen auf den Ursprungszustand zurückgeführt werden. Die festen Einbauten sind glücklicherweise nahezu vollständig erhalten geblieben. Lediglich die Dachkonstruktion wurde auf Grund eines Brandes in den Kriegsjahren erneuert. Bemerkenswert ist die unterschiedliche Raumausstattung, die die Stilmerkmale unterschiedlicher Epochen historisierend nachahmt. 

Die Villa Seligmann, deren neue Besitzerin seit dem 1. Mai 2008 die Siegmund Seligmann-Stiftung ist, ist nunmehr eines von über 230 Projekten, die die private  Denkmalschutz Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte. Dazu gehören in diesem Jahr auch das Sanatorium Dr. Barner in Braunlage, der Schlosspark Destedt in Cremlingen und das ehemalige Kornhaus in Einbeck.   

Bonn, den 11. Oktober 2011/Schi