08.05.2024 – Nordrhein-Westfalen

Zweite Auflage ihres Buchs zur Villa Buth in Jülich ehrt junge Forscher

Präsentation des Nachdrucks zu einem denkmal aktiv-Projekt

Die 19 Schülerinnen und Schüler des Projektkurses P-GE-PJK1 2017/18 am Heilig-Geist-Gymnasium Würselen haben sich kaum vorgestellt, dass ihr Projekt "Villa Buth - Zwischenstation zum Holocaust“ eine solche Nachwirkung haben wird. Am 10. Mai 2024 findet um 10.00 Uhr im Café Molli in Jülich-Koslar (Theodor-Heuss-Straße 50) die Vorstellung der zweiten Auflage des gleichnamigen Buches statt. Der Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. hat aufgrund der großen Nachfrage mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) eine zweite Auflage ermöglicht.

Cover des Buches "Villa Buth - Zwischenstation zum Holocaust“

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Die prächtige Neo-Renaissance Villa von 1893 steht nicht nur für die Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und die Bedeutung der Region als Standort der Papierproduktion. Der Projektkurs legte eine weitere Zeitschicht der denkmalgeschützten Villa frei: 1941/1942 wurden in dem als "Judenhaus" rekrutierten Bau Juden aus den Kreisen Jülich, Düren und Erkelenz interniert, bevor sie in Arbeits- oder Vernichtungslager deportiert wurden. Akribisch gingen die jungen Forscherinnen und Forscher den Namenslisten nach und gaben den Internierten ihre Gesichter und Geschichten zurück. Sie beleuchteten mit ihrem Projekt, das im Rahmen des Schulprogramms denkmal aktiv der DSD umgesetzt wurde, einen wichtigen Teil der jüngeren Geschichte der Region.

Wie notwendig die Erinnerung an diese Geschichte gerade heute ist, betont Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins. Eine breite Bürgerinitiative, der Geschichtsverein sowie die Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz setzen sich dafür ein, die Erkenntnis über die neue Zeitschicht der Villa auch in deren Denkmalbegründung aufzunehmen; eine Initiative, die auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt.

Zum Projekt:
Bei der Erforschung der Rolle der Villa Buth im Dritten Reich kommt dem Oberstufenkurs des Heilig-Geist-Gymnasiums Würselen 2018 eine besondere Bedeutung zu. Die Schüler hatten im Rahmen eines denkmal aktiv-Projekts, dem Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, diesen bis dahin durchweg unbekannten Teil der Geschichte der Villa detailliert aufgearbeitet. Die Schüler erstellten eine umfangreiche Dokumentation, ein 3D-Druck-Modell und einen 41-minütigen Dokumentarfilm. Der Jülicher Geschichtsverein druckte die Arbeit 2019 als Band 22 seiner Veröffentlichungen, mit großzügiger Unterstützung des LVR, der indeland GmbH und von Hellmuth Eichhorn.
Als einer der wichtigen originalen Orte des Antisemitismus und des Holocausts in der Region ist der Denkmalwert um eine Zeitschicht erweitert, die aktuell besondere Bedeutung hat.