Wo hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) nicht überall Stadtkirchen gefördert, im ganzen Land. Und doch ist sie mit einer besonders verbunden: mit dem Freiburger Münster. Vielfach und vielfältig hat sie dort in den vergangenen 23 Jahren helfen können. Angefangen mit Natursteinarbeiten am südlichen Hahnenturm förderte die Stiftung zwölf Mal von 2006 bis 2018 den Westturmhelm, dann das Marienportal und die Stürzel-Kapelle, das Rosettenfenster bis hin zur Innensanierung der Sakristei und zuletzt den Chorstrebepfeileraufsatz mit dem Heiligen Georg, dem Sieger über den Drachen. Mit einem Wort: Steinrestaurierung. Eine Steinfigur hat es der DSD besonders angetan, obwohl sie diese nicht geholfen hat zu restaurieren: die des Königs Balthasar in der Portalhalle des Münsters. Dort steht er mit erhobener Hand neben Melchior und dem knieenden Caspar. Ausgewählt zur Symbolfigur für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wurde gerade dieser Balthasar wegen seiner Kraft und Zuversicht. Er ist einfach einzigartig.
Einzigartig ist ebenfalls der jahrelang geförderte filigrane Maßwerkhelm des nach französischem Vorbild errichteten gotischen Münsters, das Bürgerwille gestiftet hat. „Extrem ambitioniert entworfen“, wie die frühere Münsterbaumeisterin Yvonne Faller feststellte, war die Konstruktion der zierlichen, wie Klöppelkunst wirkenden Turmspitze aus dem Jahr 1330 und so kühn, dass sie über Jahrhunderte keinen Nachfolger fand. Den ersten Maßwerkturm des Mittelalters gliedert der dreigeschossige untere Teil und der achteckige obere Teil mit dem durchbrochenen Steinhelm.
Die witterungsbedingten Schäden am Maßwerk des Turmhelms am Westwerk führten 2005 zu Abstürzen. Das Schadensbild zwang zum sofortigen Handeln. Die witterungsbedingten Schäden betrafen Rissbildungen, Aufplatzungen, Abschalungen, Absandungen, Rostsprengungen und schadhafte Fugen. Die Instandsetzung erfolgte von oben nach unten. Stark geschädigte Steine wurden abgenommen und in der Werkstatt behandelt oder als Muster für Ersatzsteine in Lahrer Sandstein genommen. Die Maßnahmen wurden mit großer Umsicht geplant und qualitativ hochwertig umgesetzt. Statische Probleme während der Sanierung führten dazu, dass beim Neuversetzen der Steine beachtet werden musste, dass an den Unterschichten erhebliche Lasten anfallen, so dass der spezielle Zement einer langen frostlosen Abbindezeit und einer Stützkonstruktion bedurfte, damit die Lasten nicht auf der Fuge direkt aufliegen. Eine Herausforderung auch an die versierte Freiburger Bauhütte.
Seit 2018 gehören die Bauhütten von Freiburg, Köln und Ulm zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Bauhütten geben das Wissen um den Bau und die Pflege ihrer Kirche über die Generationen hinweg weiter. In Deutschland bestehen zehn Bauhütten an Kathedralkirchen. „Ohne sie wäre sehr vieles verloren gegangen“, meint Faller anerkennend. „Die verschiedenen Handwerker, darunter Steinmetze, Steintechniker oder Bildhauer, haben eine starke Bindung zum Bauwerk. … Von ihnen habe ich genaue Antworten auf Fragen erhalten, was in den 1970er Jahren gemacht wurde und weshalb. So ist von großem Vorteil, dass die Handwerker mit ‚ihrer‘ Kirche bestens vertraut sind, sie kontinuierlich pflegen, dokumentieren und erforschen.”
Das Freiburger Münster ragt als Beispiel bürgerlichen Selbstbewusstseins und mittelalterlichen Kunstsinns unter den Kirchen hervor. In dem Bestreben, die jeweils modernste Stilrichtung zu übernehmen, entstand zwischen 1200 und 1513 ein Bauwerk mit vielen architekturhistorischen und künstlerischen Meilensteinen. Die über drei Jahrhunderte währende Bauzeit lässt sich an ihren Hauptteilen ablesen: dem spätromanischen Querhaus, dem hochgotischen Langhaus mit dem vorgestellten Westturm und dem spätgotischen Langchor mit Umgang und Kapellenkranz.