Die Bilder, die ein Mühlenfreund 1988 schoss, wären fast die letzten der Etinger Mühle gewesen. Doch kurz darauf stieß der damalige Antiquitätenhändler und Kaufmann Helmut Russ in der Börde bei Magdeburg auf die fast 150 Jahre alte Bockwindmühle. Er war auf der Suche nach einem solchen technischen Denkmal, das er abbauen und in seiner schleswig-holsteinischen Heimat wieder aufbauen lassen konnte. Nach dem Kauf im Frühjahr 1990 wurde ihm aber bewusst, dass die Mühle zu Etingen gehört…, so wie die Kirche zum Dorf. Deswegen beließ er sie dann doch dort... Sie stand Modell für das Wappen der Gemeinde...
Bis 1941 war die Mühle mit Windkraft betrieben worden. Wie Russ erklärt, hatte man 1991 allerdings den Fehler gemacht, vor allem die oberen Teile der Mühle zu restaurieren, den Holzbock, auf dem der gesamte Mühlenkasten aufsitzt, aber zu vernachlässigen... Nachdem Helmut Russ auch das Mühlengrundstück hatte kaufen können, wurde 2022 ihre grundlegende Instandsetzung angegangen… Aufgrund ihrer identitätsstiftenden und historischen Bedeutung für den Ort förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Rettung der Mühle. Als technische Denkmale sind Wind- und Wassermühlen eine der frühesten Formen der Energiegewinnung. „Was fehlt, ist die Überarbeitung des inneren Antriebes, der Mahlsteine und des Mahlmechanismus“, erklärt Russ. Er war aber froh, dass sich die Flügel zum Deutschen Mühlentag an Pfingsten endlich wieder drehten. Damit lebe die Tradition erneuerbarer Energien wieder auf, die die Landschaft seit Jahrhunderten prägt.
Mit der Mühle konnte das Wahrzeichen von Etingen gerettet werden, das seit 2021 den offiziellen Beinamen Mühlendorf trägt und als eines der Eingangstore in das UNESCO-Biosphärenreservat Drömling gilt. Inzwischen hat sich ein sehr aktiver Mühlenverein gegründet. Diesem möchte Russ vorschlagen, seine Mühle künftig Luise zu nennen, nach seiner Großmutter, die wie die Mühle im 20. Jahrhundert viele Rückschläge erfahren habe. Trotzdem stand sie, so Russ, mit beiden Beinen fest im Leben. „Ich finde, das passt gut zu dieser Mühle, die hat ja viele Schicksalsschläge erlebt, wenn man die alten Bilder sieht. Und doch zeigt sie, dass es immer weitergeht.“