Das Küstenmotorschiff Greundiek in Stade
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) fördert auch bewegliche technische Denkmale. Dazu gehören Flugzeuge, Eisenbahnen und Schiffe. Die Stiftung hat recht unterschiedliche Wasserfahrzeuge gefördert: Lieger, Feuerschiffe, Salondampfer, Schulschiffe und Segelschulschiffe, Dampfer und einen Sportsegler, einen Schlepp-Lastkahn, einen Radschleppdampfer, einen Segelzollkreuzer und einen Segellogger. Sie dokumentieren ganz unterschiedliche Entwicklungen und Funktionen, spiegeln ein wenig die Breite maritimer Aufgabenstellungen.
So etwa prägte die Küstenschifffahrt seit jeher das von der Niederelbe und der Unterweser auf zwei Seiten eingefasste Elbe-Weser-Dreieck. Dabei führte der stete Innovationsdruck im 20. Jahrhundert und die starke Beanspruchung zu ständigen und raschen Veränderungen der Wasserfahrzeuge. So wurden die kleinen und flachen Elb-Ever in den 1950er Jahren durch die sogenannten KÜMOs ersetzt. Die wiederum sind heute bereits wieder durch die Containerschiffe verdrängt worden. Die KÜMOs waren mit maximal 800 bis 1000 Brutto-Register-Tonnen Größe seetauglich, konnten jedoch auch Binnengewässer befahren und dienten im Küstenbereich zur Verteilung der in den großen Seehäfen ankommenden Überseeware.
Das Küstenmotorschiff Greundiek wurde 1949 auf der Rickmers Werft in Bremerhaven gebaut und lief am 21. Januar 1950 vom Stapel. Das Schiff war eines der ersten Schiffe, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Deutschland gebaut werden konnten, nachdem der Alliierte Kontrollrat ab 1948 den Neubau von Küstenmotorschiffen bis zu einer bestimmten Größe wieder erlaubte. Die Greundiek ist eines der ersten voll durchschweißten zivilen Stahlschiffe in der Region. Es hat einen Doppelboden, ein Kreuzerheck und einen Fischdampferbug, der 1952 nach einer Havarie leicht verändert wurde. Trotzdem hat das Schiff aufgrund seines guten Originalzustandes an Niedersachsens Küste Seltenheitswert.
Die Innenaufteilung des Schiffes mit den Kammern für den Kapitän, den Steuermann und die Matrosen ist mitsamt der Einrichtung der 1950er Jahre kaum verändert. Auch Küche und Sanitätsräume sind erhalten. Das Logis im Bug, in dem die Mannschaft schlief, ist heute eine Rarität und zeugt von der ehemals spartanischen Lebensweise der einfachen Seeleute an Bord. Auch die Maschinenanlage befindet sich weitgehend im Originalzustand. Besonders wertvoll ist die originale Holzbrücke mit dem alten Steuerstand und der überkommenen nautischen Ausrüstung von den Signalflaggen bis zum Funkgerät. Selbst der 6-Zylindermotor ist voll funktionstüchtig.
Zuletzt unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an dem Schiff neben diversen weiteren Instandhaltungsmaßnahmen die Sanierung der Achterpiek. Vor 25 Jahre bereits hatte die DSD den Verein Alter Hafen Stade e.V. auch bei Stahlbau- und Korrosionsschutzarbeiten unterstützt. Der Verein betrieb die seinerzeitige Restaurierung auch mit schwer erziehbaren Jugendlichen. Lehrlinge der Preussag AG reparierten im Rahmen eines Lehrprojektes die Elektrik des Schiffes. Damals wurden in einem ersten Schritt die erforderlichen Arbeiten an Rumpf und den Decks ausgeführt, Durchrostungen durch Einschweißen neuer Bleche ergänzt. Parallel dazu erfolgten die technischen Instandsetzungen und Korrosionsschutzarbeiten sowie die Erneuerung der Anstriche unter und über Wasser und die Renovierung der Innenräume.
Die Arbeiten wurden vom Verein Alter Hafen mit viel Liebe und Enthusiasmus durchgeführt. Heute liegt das vor allem für den Holztransport genutzte Schiff wieder an seinem ursprünglichen Kai. Der große Laderaum kann zu Theateraufführungen genutzt werden. Musikveranstaltungen, Dichterlesungen und Ausstellungen halfen, das Schiff in Fahrt zu bekommen, das inzwischen zu besonderen Anlässen wieder auf See fährt, nachdem es für die Küstenfahrt wieder zugelassen ist. So finden öffentliche Fahrten auf der Elbe und im Ostseeraum statt. Einer der Saisonhöhepunkte ist die jährliche Fahrt zum Hamburger Hafengeburtstag.
Außergewöhnliche Denkmale aus Ihrer Region stellen wir Ihnen gerne mit Bild und Text zur Verfügung.
Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren förderte die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 700 Maßnahmen an „Technischen Denkmalen“, darunter 26 Maßnahmen an Schiffen. Die 1985 gegründete spendensammelnde Stiftung unterstützt engagierte private, kirchliche und kommunale Denkmaleigentümer beim Erhalt ihrer Bauwerke. Denkmalpflege als staatliche Aufgabe wird dank dieser bürgerschaftlichen Unterstützung zu einem gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Die DSD konnte bisher für den Erhalt von 7.400 Denkmalen unserer Baukulturlandschaft mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro zur Verfügung stellen und damit ein deutliches Zeichen setzen.