20.07.2023

Abbruch der Nepomukbrücke in Rech erfolgt mit brachialer Gewalt

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Eine der schönsten Brücken Deutschlands geht unter - ohne Sicherung der Befunde und der historischen Substanz

Der Boden bebt und zittert, als gleich zwei Bagger ihre Stemmhammer und Schaufeln immer wieder auf eine der schönsten Brücken Deutschlands niedergehen lassen. Große Teile der Nepomukbrücke in Rech wurden am 19.07.2023 abgerissen – 300 Jahre Geschichte landeten Stück für Stück im Wasser der Ahr.

Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, kritisiert den Ablauf des Abrisses mit deutlichen Worten: „Der Abbruch entspricht keinesfalls – wie postuliert wurde – einem ‚schonenden Rückbau‘ und wird unseres Wissens nicht von Fachleuten wie Denkmalpflegern, Archäologen oder Bauforschern begleitet.

Aus denkmalpflegerischer Sicht wäre hier zumindest eine stufen- und schichtweise Abtragung und Untersuchung sowie umfangreiche Dokumentation angezeigt gewesen. Alle historischen Informationen, die die Brücke – außerhalb der sichtbaren Bereiche - in sich trägt, gehen so verloren.“

Innerhalb weniger Stunden wurden drei der vier Brückenbögen, welche die Jahrhundertflut überstanden hatten, dem Erdboden gleich gemacht. Der Abriss erfolgte wenige Tage, nachdem sich die verheerende Flutkatastrophe zum zweiten Mal gejährt hat – und in dem Jahr, in welchem das Denkmal seinen 300sten Geburtstag gefeiert hätte.

Die Nepomukbrücke ist damit eines der prominentesten Beispiele für die unnötigen Verluste, die das Ahrtal lange nach dem Hochwasser immer noch erleidet. Skudelny bedauerte, „dass eine Auseinandersetzung mit alternativen Möglichkeiten des Hochwasserschutzes und des Brückenerhalts auf allen politischen Ebenen nicht weiter diskutiert“ worden sei. „Der Mythos des zwingenden Abrisses der Brücke basiert „auf maßgeblich einer gutachterlichen Grundlage, zu der es jedoch auch anderslautende gutachterliche Einschätzungen gibt.“

Der genaue Abrisstermin wurde im Vorfeld nicht veröffentlicht – so haben nur wenige Menschen den Abbruch der Brücke live mitverfolgen können. Einige der Zeugen konnten die Tränen nicht zurückhalten, zufällig vorbeikommende Touristen verfolgten den brachialen Abriss fassungslos.

Die historischen Steine des Bauwerkes, das fast 3 Jahrhunderte lang das unverwechselbare und weit über die Region hinaus bekannte Wahrzeichen des kleinen Weinortes Rech war, landeten zunächst in der Ahr. Was mit ihnen passiert, ist offenbar nach wie vor ungewiss. Auch liegen bislang wohl keine Informationen über das weitere Vorgehen oder über die Terminierung des Abbruchs der verbliebenen Brückenteile vor.      

Weiterführende Informationen:
Das Statement zum Abriss der Nepomukbrücke von Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finden Sie hier.

Die genaue Abfolge der Ereignisse von der Flut bis zum Abriss ist nachvollziehbar unter: www.denkmalschutz.de/nepomukbruecke

Der Abbruch der Nepomukbrücke in Rech verlief weder substanz- noch umweltschonend* Foto: R.Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Entgegen dem im Vorfeld zugesicherten „schonenden Rückbau“ wurde die Nepomukbrücke in Rech von zwei Baggern rücksichtslos abgerissen – und das weder substanz- noch umweltschonend. Die wiederverwendbaren historischen Steine, die andernorts teuer gehandelt werden, landeten ebenso unbeachtet in der Ahr wie die Schadstoffe, die andernorts vorsichtig entsorgt werden. * Foto: R.Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Der Abbruch der Nepomukbrücke in Rech verlief weder substanz- noch umweltschonend * Foto: R.Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
„Es ist eine klaffende Wunde!“ * Foto: R.Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Die „bleibende klaffende Wunde im Ort“ verbürgt darüber hinaus keine Sicherheit für die Menschen in Rech – trotz der gebetsmühlenartig wiederholten anderslautenden Narrative der Brückengegner –, denn weiterhin fehlen die die Menschenleben wirklich sichernden Hochwasserschutz- und Flutkonzepte für die Region. * Foto: R.Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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