DSD kritisiert fehlende baukulturelle Haltung der Landesregierung bei neuer Ausschreibung
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) kritisiert die Neuausschreibung für das ehemalige Finanzamt am Stadtgraben in Saarbrücken. Obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz steht und das Stadtbild prägt, dürfen mögliche Investoren nun selbst entscheiden, ob sie erhalten oder abreißen wollen. Für die DSD ist das ein beispielloser Rückschritt und ein fatales Zeichen.
„Dass ein Gebäude mit denkmalgeschichtlicher Bedeutung und hoher städtebaulicher Relevanz zur Disposition gestellt wird, zeigt eine bedenkliche Beliebigkeit im Umgang mit unserem baukulturellen Erbe“, sagt Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der DSD. Er betont: „Die Landesregierung entzieht sich nun noch stärker als zuvor jeder Verantwortung. Ein Gebäude mit historischer Bedeutung darf nicht auf bloße Opportunität reduziert werden. Wenn die Landesregierung nicht einmal mehr eine eigene Position vertritt, ist das ein Armutszeugnis für die Baukultur im Saarland.“
Die DSD fordert daher erneut mit Nachdruck, die bestehende Abrissgenehmigung zurückzunehmen und bei der Bewertung der Angebote dem Denkmalerhalt die ihm zustehende Bedeutung zukommen zu lassen. Die Stiftung appelliert an die Bewerber, bei ihren Konzepten die Qualität des Baudenkmals kongenial einzubinden. Es liegt nun in ihrer Hand zu zeigen, dass die Weiterentwicklung vorhandener Bausubstanz nicht nur nachhaltige, sondern auch hochwertige Lösungen ermöglicht.
Dass vom Land weder ein architektonischer noch ein städtebaulicher Wettbewerb vorgesehen ist, zeigt aus Sicht der DSD, dass aus den Fehlern der ersten Ausschreibung nichts gelernt wurde. Auf die letzte Ausschreibung hatte sich kein Bewerber gefunden.
Das Gebäude aus den frühen 1950er-Jahren ist ein wichtiges Zeugnis der französisch geprägten Wiederaufbaujahre und steht in zentraler Lage. Sein Erhalt wäre ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, zur Baukultur und zur Identität Saarbrückens.
Zum Objekt:
Das Finanzamt Saarbrücken entstand zwischen 1949 und 1952 nach Plänen von Karl Wundrack und gilt als wichtiges und qualitätvolles Zeugnis der französisch geprägten Wiederaufbaujahre an der Saar. Der fünfstöckige Bau mit zwei symmetrischen Flügeln und Mittelrisalit prägt durch seine prominente Lage am Ufer der Saar das Stadtbild der Landeshauptstadt. Die gruppierten Fensterbänder verleihen seiner horizontalen Ausrichtung eine rhythmische Gliederung. Die hohe Funktionalität und Sparsamkeit im Umgang mit Bauschmuck zeugen von den architektonischen Idealen der frühen Nachkriegsjahre.