27.06.2025

Kloster Anrode in Bickenriede

40. Stiftungsjubiläum

Ein Beispiel für Klosteranlagen und nachhaltige Betreuung

Klosteranlagen beeindrucken uns bis heute. Bei vielen von ihnen konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) den Fortbestand sicherstellen. So etwa bei Kloster Anrode bei Bickenriede im thüringischen Eichsfeld, einem Förderprojekt, das die Stiftung in ihrer Geschichte nun schon lange begleitet. Das Areal dieses Denkmals ist riesig. 1996 förderte die DSD erstmals die Dachdecker- und Klempnerarbeiten an der Unteren Scheune des Klosters, im vergangenen Jahr stellte die DSD zuletzt Mittel und Know-How für Rückbau,- Sicherungs- und Gründungsarbeiten in der Vorhalle des Remters bereit. Ein Beispiel für viele, aber durchaus ein besonderes. Nur wenige Objekte hat die Stiftung nahezu 30 Jahre lang insgesamt 15 mal gefördert.

Kloster Anrode wurde 1268 von dem Reichsministerialen Heinrich Kämmerer als Zisterzienserinnenkloster in einem abgelegenen Tal gegründet. Das Anwesen liegt etwas abseits des Dorfes Bickenriede in leichter Hanglage, eingebettet in die Hügellandschaft des Eichsfeldes. Das weithin sichtbare Ensemble umgrenzt noch heute eine Klostermauer mit zwei verbliebenen Torhäusern. Der umfangreiche Besitz an Gütern, Ländereien und Gebäuden sicherte dem Konvent unter der Aufsicht des Mainzer Erzbischofs den Fortbestand.

In den Bauernkriegen im 16. Jahrhundert wurde das Kloster geplündert und zerstört, zwischen 1577 und 1611 baute man Kirche und Klostergebäude neu auf. Doch Kriege, Brände und Naturkatastrophen beeinträchtigten seither immer wieder die wirtschaftliche Entwicklung des Klosters. 1810 wurde es schließlich aufgehoben und als privates Landgut genutzt. 1927 kaufte es der Landkreis Mühlhausen, später die Gemeinde Bickenriede, heute Dingelstädt. 1930 richtete man in den Hauptgebäuden eine Flachsrösterei und 1950 eine Seilerfabrik ein, die bis 1994 bestand. Dies bedingte den Umbau der Kirche und des Nonnenhauses, was den ursprünglichen Raumeindruck stark störte.

Zum ehemaligen Nonnenkloster zählen heute Propstei, Kirche, Gast- und Gerichtshaus, die untere Scheune, das Bickenrieder Torhaus, der Schafstall, die obere und die äußere Scheune, das ehemalige Nonnenhaus sowie die Kreuzganggebäude in ihrer neuzeitlichen Überbauung. Ein großes Areal also, das trotz der wechselhaften Geschichte und seiner Aufhebung 1810 die wesentlichen Merkmale eines vollständigen Klosterareals aus dem 16. und 17. Jahrhundert bewahrt hat. Die eingeschossigen Wirtschaftsgebäude und zweigeschossigen Wohngebäude in Fachwerk- und Bruchsteinbauweise stehen in einer ringförmigen Anlage um Kirche und Propstei. Die Silhouette des vielteiligen Komplexes mit der mächtigen Scheune im Vordergrund prägt nachhaltig das Landschaftsbild. Ein Kuriosum: Bei archäologischen Grabungen wurde eine mittelalterliche Fußbodenheizung entdeckt. Für die Welterberegion Wartburg-Hainich entwickelt sich hier ein Anziehungspunkt.

Ab 1996 erfolgte die kontinuierliche Dachinstandsetzung an mehreren Gebäuden des Klosters. Nach der Instandsetzung der Unteren Scheune folgte ab 2001 schrittweise die Sanierung von Torhäusern, Kirche und Abteibauten. In den bereits sanierten Räumen des Klosters ist inzwischen ein Regionalmuseum untergebracht. Das Gelände wird derzeit regelmäßig für verschiedene Märkte und Veranstaltungen genutzt, das Kloster öffnet zum Tag des offenen Denkmals seine Tore. In einem der Torhäuser findet sich eine Gaststätte.

Der Gebäudeteil des Rempterbaus ist nicht nur wegen der Zugehörigkeit zur Gesamtanlage und dem hochmittelalterlichen Kern bedeutsam, sondern aufgrund der Wandmalereien im Inneren. Erfreulicherweise konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einen Stifter finden, der die treuhänderische Kloster Anrode-Stiftung in der DSD gegründet hat. Sie setzt sich für die kontinuierlichen Pflege und Erhaltung des Kulturdenkmals ein. Die Erträge aus der Kloster Anrode-Stiftung fließen so ohne großen Verwaltungsaufwand einer stetigen Bauwartung zu.

Weitere Klosteranlagen, für die treuhänderische Stiftungen in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Verantwortung übernommen haben, gibt es etwa für Kloster Arnsburg in Hessen, Kloster Malchow in Mecklenburg-Vorpommern, die ehemalige Klosteranlage Seligenthal in Nordrhein-Westfalen, Kloster Oybin in Sachsen oder das Zisterzienserkloster Pforta in Sachsen-Anhalt.

Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren förderte die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 6.880 Maßnahmen an „Sakralen Bauten“, darunter 125 Klöster und 69 Klosterkirchen. Die 1985 gegründete spendensammelnde Stiftung unterstützt engagierte private, kirchliche und kommunale Denkmaleigentümer beim Erhalt ihrer Bauwerke. Denkmalpflege als staatliche Aufgabe wird mit bürgerschaftlicher Unterstützung zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Die DSD konnte bisher für den Erhalt von 7.400 Denkmalen unserer Baukulturlandschaft mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro zur Verfügung stellen und damit ein deutliches Zeichen setzen.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz feiert ihr 40-jähriges Bestehen
ehemaliges Zisterzienserkloster Anrode in Bickenriede
ehemaliges Zisterzienserkloster Anrode in Bickenriede
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