Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Aachen eine schnell wachsende Textilindustrie. Produktionsstätten bestanden in der Innenstadt, aber aufgrund des Einsatzes modernerer Maschinen stieg der Platzbedarf. Vermehrt wurde die Produktion auf stadtnahen Hofanlagen eingerichtet. Das heutige Gut Schönthal wurde ab 1840 als Vierkanthof erbaut. Zum Gut gehörte eine ältere Mühle, die 1810 als Wollspinnerei und ab 1830 als Walkmühle diente. Ab dem frühen 19. Jahrhundert wurde die Hofanlage für die Tuchproduktion umgenutzt. Um 1860 kaufte der bedeutende Aachener Tuchfabrikant, Politiker und Rittergutsbesitzer Carl Martin Nellessen, der die Aachener Tuchfabrikation durch Einführung von Dampfmaschinen modernisierte, den teilweise industriell genutzten Hof und ergänzte die Produktionsstätte um eine Tuchscheune. Tuchscheunen dienten dazu, hochwertige Tuche nicht mehr ungeschützt im Freien, sondern geschützt und platzsparend hängend zu trocknen.
Zum Objekt
Gut Schönthal mit seinem der Öffentlichkeit zugänglichen Nellessenpark liegt am Beverbach in Aachen Beverau. Die mächtige Tuchscheune im Westen verkörpert ein den Hof dominierendes Element. Der Bau besteht aus massivem Ziegelmauerwerk mit Blausteingewänden an Fenstern und Toren. Die Hoffassade zeigt eine aufwändige Blausteingliederung im Sockel, Kapitelle, einen Torbogen und Konsolsteine. Zwei spiegelartige Flächen betonen die repräsentative Fassade. Die Scheune ist 15 Meter hoch, 21,5 Meter lang und 13,5 Meter breit. Die überdimensionale Höhe der Halle mit einem stützenfreien Tragwerk diente zur Trocknung großformatiger Tuche. 1943 wurde Gut Schönthal fast vollständig zerstört. Die Tuchscheune blieb jedoch erhalten, nur das Dach und der obere Mauerbereich wurden stark beschädigt.
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