Oft ist es uns gar nicht bewusst: Deutschland ist tatsächlich ein Land der Nachkriegsmoderne. Nirgends sonst wurde nach großflächigen Kriegszerstörungen so viel neu gebaut und geplant. Viele dieser Bauten stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Interessante architektonische Strömungen lassen sich ausmachen. Die Nachkriegsmoderne ist eine äußerst reichhaltige, ja widersprüchliche Epoche, die darauf wartet, von uns entdeckt und gewürdigt zu werten. Die Bandbreite ist enorm. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat den Erhalt der unterschiedlichsten Denkmale aus dieser Zeit unterstützt: von Einfamilienhaus bis Kunsthalle, von Sternwarte bis Parkanlage.
Hier finden Sie eine Auswahl von jungen Denkmalen, denen wir helfen konnten oder deren Erhalt wir aktuell unterstützen:
Hier können Sie eine Auswahl treffen. Die entsprechenden Projekte werden dann auf der Seite angezeigt.
Wolfsburg, Niedersachsen
Das Alvar-Aalto-Kulturhaus in Wolfsburg wurde 1962 feierlich eingeweiht. Das Gebäude wurde von Aalto im Stil der organischen Moderne errichtet und ist ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Innengestaltung. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Restaurierung der vom Architekten entworfenen Möbel.
Oebisfelde-Weferlingen, Sachsen-Anhalt
Der neun Meter hohe Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen in der Nähe von Walbeck ist eines der wenigen erhaltenen baulichen Zeugnisse der Sicherungssysteme an der ehemaligen Staatsgrenze zwischen DDR und BRD. Der „BT-9“-Wachturm wurde Anfang der 1970er-Jahre aus vorgefertigten Stahlbetonelementen errichtet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Sanierung des Beobachtungsturms.
Bezirk Mitte, Berlin
Ein fragiles Industrie-Denkmal der deutschen Nachkriegsavantgarde prägt bis heute einen großen Wohnblock in Berlin. Zwischen 1955 und 1959 wurden insgesamt fünf Gebäudeteile auf dem Firmengelände neu errichtet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half das seit 1991 unter Denkmalschutz stehende Ensemble zu erhalten.
Bochum, Nordrhein-Westfalen
Ein Bau im Stil des Brutalismus als Ort des Erinnerns? Wie gut das funktioniert, wird an der ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid auf dem Bochumer Zentralfriedhof deutlich. Hier entsteht das Fritz Bauer Forum, ein Zentrum für Demokratie und Erinnerungskultur. Die Sanierungsarbeiten haben 2021 begonnen – auch dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Bonn, Nordrhein-Westfalen
Leichtigkeit, Eleganz und Transparenz zeichnet das von Sep Ruf entworfene und 1954/55 gebaute Gebäude aus. Bis 1999 wurde es als Bayerische Landesvertretung genutzt, 2002 unter Denkmalschutz gestellt und ist seit 2010 Sitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Mannheim, Baden-Württemberg
Die Epiphaniaskirche in Mannheim Freudenheim ist ein meisterhaftes Beispiel für einen Kirche der Nachkriegszeit. Die Architekten Albrecht Lange und Hans Mitzlaff planten den mit gelbem Backstein verkleideten Bau fast fensterlos – einzige Lichtquelle ist die farbgläserne Altarwand.
Stuttgart, Baden-Württemberg
27 lichtdurchflutete Wohnateliers, ein Ausstellungs- sowie ein Ballettsaal beheimatet das Stuttgarter GEDOK-Haus. Bis heute leben und arbeiten hier Künstlerinnen aus allen Sparten. Der fünfgeschossige Betonskelettbau entstand 1954 nach der Vorgabe, mit den geringsten Mitteln die größtmögliche Funktionalität zu erzielen. Die junge Architektin Grit Bauer-Revellio wurde für ihre Planung mit dem renommierten Paul Bonatz-Architekturpreis ausgezeichnet.
Bad Honnef, Nordrhein-Westfalen
Montag war Baubeginn - Samstag war das Haus fertig. Fünf Tage nach dem ersten Spatenstich konnte der Bauherr, ein Bonner Physikprofessor, diesen aus damaliger Sicht utopisch-progressiven Privatbau beziehen. 1965 hatte eine Stiftung der Universität Bonn Theo Mayer-Kuckuk (1921-2014) ein 650 m² großes Grundstück in Bad Honnef überlassen. Der gab dem Architekten Wolfgang Döring (geb. 1934) den Auftrag für ein zeitgemäßes Einfamilienhaus in Systembauweise, das auch als Vorbild für andere Häuser dienen sollte.
Hofgeismar, Hessen
Haus Paepke in Hofgeismar ist ein besonderer Vertreter der deutschen Nachkriegsmoderne aus den 1950er Jahren. Einfamilienhaus, Garten und Innenausstattung bestechen durch ihren originalen Zustand. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte den Erhalt des Gesamtkunstwerks.
Bezirk Spandau, Berlin
Mut, Aufbruch und Fortschritt - das verkörpert diese Villa aus den 1970er Jahren. Denn die Villa ist im Stile des Brutalismus gebaut; ein Stil der zuvor hauptsächlich in der Konstruktion öffentlicher Gebäude und großer Wohnkomplexe Verwendung fand. Sichtbetonfassaden und Blockformen bei Einfamilienhäusern waren neu und aufregend. Die Villa ist folglich ein Pionier und fängt den Zeitgeist der 1970er perfekt ein. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Instandsetzung der Außenfassade.
Bochum, Nordrhein-Westfalen
Seine Berliner Philharmonie wurde zum Vorbild für Konzertsäle weltweit. Der einzige Kirchenbau Hans Scharouns entstand 1965-68 und steht im Ruhrgebiet. Auch hier folgte Scharoun der Maxime, dass sich die Form aus der Funktion ergibt. Wie ein Zelt spannt sich das Dach über den Sakralraum. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Dachsanierung.
Berlin, Berlin
Für die Internationale Bauausstellung Berlin im Jahr 1957 errichtete man ein fast vollständig kriegszerstörtes Stadtviertel neu. Protestantisches Zentrum wurde die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche. Ein schlichter, einschiffiger Stahlbetonbau, der im Innern durch großflächige Wandmosaike und farbige Glaskunst beeindruckt. Außen setzt der Glockenturm einen ganz besonderen Akzent.
Berlin, Berlin
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist ein Symbol für das alte, das zerstörte und das wiederauferstandene, geläuterte Deutschland. Dieses Symbol wäre längst unwiederbringlich zerfallen, hätte ihr Schicksal nicht unzählige Menschen in Berlin bewegt und mobilisiert. Nun braucht der Glockenturm dringend Hilfe. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!
Erfurt, Thüringen
Seit 1950 fand in Erfurt auf dem Cyriaksberg regelmäßig die Gartenbauausstellung der DDR statt. Hier wurde 1962/63 als Teil der Gesamtanlage der Karl-Foerster-Garten angelegt. Eine Hommage an den berühmten Potsdamer Staudenzüchter Karl Foerster.
Saarbrücken, Saarland
Kompromisslos modern und zugleich spirituell entwarf Rudolf Schwarz seine Sakralbauten. Er gilt als einer der bedeutendsten Kirchenbaumeister der Nachkriegszeit. Die 1954-59 entstandene Saarbrücker Kirche "Maria Königin" gilt als eines seiner Meisterwerke.
Frechen, Nordrhein-Westfalen
Wenn ein Denkmal schon von weitem wie eine Töpferscheibe aussieht, dann können die Töpfe nicht weit weg sein. Das Keramion im rheinischen Frechen ist eines der bedeutendsten Museen für Keramik und ein einzigartiger Bau der Nachkriegsarchitektur. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt seinen Erhalt.
Berlin, Berlin
Kino International in Berlin war DAS Nr. 1-Kino der DDR. Hier feierten viele bedeutsame Filme ihre Premiere. Der Stahlbetonquader an der Berliner Karl-Marx-Allee ist heute ein wertvolles Kulturdenkmal der Nachkriegsmoderne, dessen Erhalt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt. Helfen auch Sie mit Ihrer Spende!
Frankfurt, Hessen
In den 1920er Jahren wurde mit dem „Neuen Frankfurt“ ein Wohnungsbauprogramm zur Beseitigung der akuten Wohnungsnot geschaffen, zu dem auch Selbstversorgergärten für die Bewohner der neuen Wohnblöcke gehörten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Sanierung einer der letzten originalen Lauben - von keiner geringeren entworfen als der Erfinderin der Einbauküche.
Ilsede, Niedersachsen
Der Kugelwasserturm ist mit seinen fast 30 Metern Höhe buchstäblich ein herausragendes Relikt der Ilseder Hütte. Er wurde 1920/21 errichtet. Nun frisst der Rost an der stählernen Konstruktion. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt die Sanierung des Technikdenkmals.
Darmstadt, Hessen
Früher hatten Museen schon durch ihre ausladende Größe zu beeindrucken. Nachdem aber die alte Kunsthalle von Darmstadt 1944 bei einem Luftangriff zerstört wurde, errichtete Architekt Theo Pabst 1957 einen völlig neuen Bau, offen, hell und schlicht. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Sanierung des für seine Zeit typischen Baus.
Duisburg, Nordrhein-Westfalen
Mit dem Bau des Museums 1959-64 würdigte Duisburg einen berühmten Sohn ihrer Stadt: den Bildhauer Wilhelm Lehmbruck. Sein Sohn entwarf den transparenten Bau, der vielfache Verbindungen von Innen und Außen, Skulpturenhof, umgebendem Park und Ausstellungsräumen zulässt.
Velbert, Nordrhein-Westfalen
Wie ein zerklüfteter Felsen mitten im Meer – so steht der Mariendom im rheinischen Neviges. Das einmalige Monument der 1960er Jahre entstand aus rohem Beton. Der Bau im Stil des Brutalismus ist ein Wallfahrtsort für Gläubige und Architekturfans.
Quierschied, Saarland
Bis zu 1050 Tonnen Steinkohle pro Stunde – diese Mengen förderten Generationen von Bergleuten in der Grube Göttelborn in Spitzenzeiten! Seit dem Jahr 2000 ist Schicht im Schacht. Übrig geblieben sind Gebäude wie das Maschinenhaus II aus dem Jahr 1959 mit elektrischer Fördermaschine, der Bedienwarte und dem Laufkran an der Hallendecke. Heute beherbergt es Wohn- und Praxisräume – und die ursprüngliche Ausstattung blieb dennoch erhalten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte bei der Sanierung.
Rostock, Mecklenburg-Vorpommern
Die 1966 gebaute Messehalle in Rostock ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Sie war das erste Großprojekt des Ingenieurs Ulrich Müther. Bei einer Betonstärke von gerade einmal sieben Zentimetern wurden große Flächen mit wenig Materialaufwand stützenlos überspannt. Ein großer Vorteil, denn Beton war ein knappes Gut. Gleichzeitig überzeugt der Bau durch seine Leichtigkeit, Formschönheit und seinen Schwung.
Mannheim, Baden-Württemberg
Die Multihalle in Mannheim gilt bis heute als die größte frei geformte Holzgitterschalenkonstruktion der Welt. Entworfen für die Bundesgartenschau 1975, wurde sie 23 Jahre später unter Denkmalschutz gestellt. Helfen Sie dem Mannheimer Wahrzeichen!
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mangelte es im zerstörten Deutschland an Mitteln und Baustoffen für Kirchenbauten. So entstand der Typus der Notkirchen. Holz diente als Grundgerüst, vorhandene Trümmer wurden als Baumaterial mit einbezogen und existierende Fundamente oder Ruinenteile wiederverwendet. Die Offenbarungskirche von 1948/49 ist die einzige Notkirche, die sich in Berlin erhalten hat.
Templin, Brandenburg
Für den 1972 eingeweihten, markanten Pavillonbau in Templin setzte der Ingenieur Ulrich Müther auf seine bereits zuvor erprobte Hyparschale: Eine doppeltgewölbte Spannbetondecke überspannt materialsparend, selbsttragend und gleichzeitig kunstvoll den darunterliegenden Raum.
Bad Münstereifel, Nordrhein-Westfalen
1956 wurde in Bad Münstereifel ein Pionierbau der Radioastronomie eingeweiht. Mit der Anlage präsentierte sich die junge Bundesrepublik wieder konkurrenzfähig auf dem internationalen Techniksektor. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half den seit 1996 denkmalgeschützten Bau zu erhalten.
Raisting, Bayern
Als 1969 die erste Mondlandung live übertragen wurde, kamen die Bilder über die Antenne im Radom in Raisting auf die deutschen Fernsehbildschirme. Auf der grünen Wiese im Voralpenland erhebt sich seit 1964 der weiße Kugelbau des Radom. Es ist eines der ungewöhnlichsten Technikdenkmale Bayerns. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte seinen Erhalt.
Mainz, Rheinland-Pfalz
Ab 1968 von den Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling entworfen, ist das Mainzer Rathaus unzweifelhaft ein Gesamtkunstwerk - vom kleinen Türschild bis zum großen Ganzen. Gestalterischer Höhepunkt ist der Rathaussaal, dessen Sanierung von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt wurde.
Wolfsburg, Niedersachsen
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs entstanden nach 1945 rund 50 neue Theaterbauten. Das Wolfsburger Theater wurde von dem bekannten Architekten Hans Scharoun entworfen. Es ist der einzige realisierte Theaterbau Scharouns, konnte jedoch erst nach seinem Tod 1973 eröffnet werden.
Bezirk Mitte, Berlin
Wie die protestantische Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche entstand St. Ansgar im Rahmen der Internationalen Bauaustellung 1957. Der Kirchenraum öffnet sich mit einem durchfensterten Betonfachwerk zum Berliner Hansaplatz. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half die denkmalgeschützte Kirche zu erhalten.
Saarlouis, Saarland
Von den Vorgängerbauten Sankt Ludwigs in Saarlouis blieb nur die neugotische Turmfassade erhalten. Das Kirchenschiff wurde 1970 nach einem Entwurf von Gottfried Böhm ergänzt. Der skulpturale Bau aus Beton und Glas bittet Platz für 4.000 Gläubige. Er weist zahlreiche Ähnlichkeiten mit dem Mariendom in Velbert-Neviges auf, den Böhm ebenfalls entworfen hat.
Bezirk Spandau, Berlin
Die beim 2. Vatikanischen Konzil beschlossenen Veränderungen der Liturgie hatten Auswirkungen auf den katholischen Kirchenbau. St. Wilhelm in Berlin gehört zu den ersten Kirchenbauten, die sich nach dem neuen Ritus ausrichten. Ein Kubus aus Beton und Glas scheint über dem Unterbau zu schweben und formt den quadratischen Innenraum.
Sonneberg, Thüringen
Die Sternwarte Sonneberg verfügt über das zweitgrößte Astroplatten-Archiv der Erde. Es zeigt die Veränderungen am nördlichen Sternenhimmel der letzten 70 Jahre an. Das erste Gebäude der Sternwarte stammt aus den 1920ern, weitere wurden bis 1965 hinzugefügt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hilft bei der herausfordernden Sanierung der denkmalgeschützten Anlage, damit ein Stück Wissenschaftsgeschichte erhalten bleibt.
Berlin, Berlin
Das Studentendorf Schlachtensee ist die erste neu erbaute Wohnanlage ihrer Art der Berliner Nachkriegszeit. Sie wurde finanziert von den USA. Hier sollte die akademische Elite der neuen Bundesrepublik ein Zuhause finden – individuell und doch im gleichen Geiste. Seit 2007 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dieses Denkmal "gebauter Demokratie".
Köln, Nordrhein-Westfalen
Das Wohn- und Bürohaus der Architektur-Ikone Oswald Mathias Ungers in Köln ist ein Denkmal der deutschen Nachkriegsmoderne. 1958/59 wurde das für seine Arbeit programmatische Gebäude errichtet, dessen Erhalt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt.
Weener, Niedersachsen