Bornstedter Friedhof
Potsdam, Brandenburg
Aussenansicht, Detailansicht, Frühling, Sello-Friedhof, 1599 angelegt, Skulptur Wilhelmine Mahler (+1776) des Weinhändlers Mahler,

Bornstedter Friedhof

Ein Spaziergang über den Bornstedter Friedhof in Potsdam ist wie das Blättern in preußischer Geschichte. Im Schatten der dominierenden Saalkirche, die König Friedrich Wilhelm IV. 1855/56 nach Plänen von Friedrich August Stüler im oberitalienisch anmutenden Rundbogenstil mit Campanile und Säulengang errichten ließ, erstreckt sich der Friedhof. Zwischen hochgewachsenen Eichen, Birken und Linden, zwischen Eiben und Efeu empfangen den Besucher keine auffällig gestalteten Grabfiguren, prächtigen Mausoleen oder üppigen Blumenbeete, sondern es offenbart sich ein friedvoller Ort mit schlichten Grabsteinen und Grabstätten, die von niedrigen Hecken oder schmiedeeisernen Gittern umzäumt sind. Königliche Pracht und preußische Bescheidenheit zugleich prägen dieses Ensemble, das sich harmonisch in die weltberühmte Parklandschaft von Potsdam einfügt. Viele Hofgärtner liegen hier begraben, die diese Kulturlandschaft mitgestalteten. Innerhalb des Friedhofs hat die Gärtnerfamilie Sello seit 1844 sogar eine private, ummauerte Begräbnisstätte. Auch der königliche Gartendirektor Peter Joseph Lenné wurde 1866 auf dem Sello-Friedhof beigesetzt, weil er ein sehr enger Freund der Familie war. Der Begräbnisort war auch bei Bürgern, Beamten, Wissenschaftlern und Künstlern sehr beliebt. Hier sind sie alle vereint: der Kammerherr Carl Timm (gest. 1839), der seinem König Friedrich Wilhelm III. über die Jahre in Aussehen und Gebaren immer ähnlicher wurde, der Flugpionier Alfred Werner Pietschker (gest. 1911), der Direktor der Berliner Nationalgalerie Ludwig Justi (gest. 1957) oder der Berliner Kunstmäzen Karl H. Bröhan (gest. 2000). Je nach persönlicher Einstellung und Zeitgeschmack erzählen die Grabsteine Lebensgeschichten. Seinen Aufschwung erlebte der Friedhof des Dorfes Bornstedt mit den preußischen Königen. Vor allem als Kronprinz Friedrich Wilhelm 1867 das Krongut Bornstedt für sich und seine Frau Victoria ausbauen ließ, erfuhren Kirche und Friedhof starke Beachtung. Victoria widmete sich intensiv der Umgestaltung des gesamten Ensembles. Das Friedhofsgelände wurde mehrfach erweitert, und bis heute finden dort Beisetzungen statt. Doch die seit 1977 denkmalgeschützte Anlage droht in ihrer Einzigartigkeit unterzugehen. Der Verfall schreitet zu schnell voran. Die evangelische Kirchengemeinde ist seit vielen Jahren in ständiger Geldnot: Die meisten Nutzungsrechte der alten Gräber auf dem stetig zu pflegenden Friedhof sind längst abgelaufen. Nicht nur die Gartenpflege ist äußerst kostspielig, sondern auch die Restaurierung der historischen Grabstätten ist dringend geboten. Zwar setzen sich seit einiger Zeit eine Stiftung – die Evelin und Prof. Dr. Dr. Ewald Strauß-Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – sowie viele Bornstedter Bürger, die Familienstiftung Hermann Sello und die Untere Denkmalschutzbehörde Potsdams für die Bewahrung des Friedhofes ein, doch die Rettungsaufgabe ist zu groß. Seit 1992 bemüht sich der "Verein der Freunde des Bornstedter Friedhof e.V." engagiert um die Erhaltung. Neben den Grabsteinen müssen die Umfassungsfundamente gesichert sowie die vielseitigen schmiedeeisernen Gitterzäune aufgearbeitet werden. Sie sind teilweise so stark verrostet, dass sie wegbrechen. In ihrer Not greift die Kirchengemeinde jetzt auf eine von anderen Friedhofsverwaltungen bereits umgesetzte Idee zurück: Sie vergibt Patenschaftsgräber. Interessierten werden historische Grabstellen auf 30 Jahre überlassen – allerdings mit der Auflage, die alten Grabsteine zu erhalten und die Grabstellen innerhalb von zwei Jahren zu restaurieren. Dieser Weg hat auf dem Bornstedter Friedhof schon ein Vorbild: die Grabstätte Otto Meermanns (1863-1957). Er war ebenfalls königlicher Hofgärtner. Für sich und seine Frau wählte Meermann eine Grabstelle aus der Jahrhundertwende, weil ihm der florale Schmuck des neobarocken Gitters so gut gefiel. Übersät mit zarten vollblättrigen Rosenblüten, bekrönt von Pinienzapfen und Akanthusblättern, erinnert die schmiedeiserne Umzäumung an seine Berufung im Leben. Doch nun ist der filigrane Blumenzaun in höchstem Maße gefährdet. Die verrosteten Blüten sind teilweise schon abgeknickt, die Blätter gebrochen. Wenn die letzten kunstvoll geschmiedeten Pflanzenornamente verloren sind, ist es für eine vollständige Wiederherstellung des Zauns zu spät. Informationen zur bürgerschaftlichen Hilfe für Potsdams Denkmalpflege finden Sie unter http://www.denkmalschutz.de/792.html

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