Jugendherberge

Dach mit Seltenheitswert

Dächer prägen immer in besonderer Form eine Landschaft. Im Weserbergland waren es lange die nach einer Teilregion auch „Solling“ genannten Platten aus Wesersandstein. Weil dieser einen besonders hohen Glimmeranteil hat, lässt er sich sehr gut spalten. So konnten Platten geschlagen werden, mit denen sich Dächer decken ließen. Weil die Steinbrüche nacheinander schlossen, war das Material immer schwieriger zu bekommen. Viele Hausbesitzer stiegen daher auf gebrannte Ziegel um. Umso wertvoller ist heute das Dach der Jugendherberge im Bad Karlshafener Stadtteil Helmarshausen. Es ist das größte mit Wesersandstein gedeckte Dach des 20. Jahrhunderts in Hessen.

Sanierung mit Abbruchmaterial

Die denkmalgerechte Sanierung des Daches war kein einfaches Unterfangen, da es heute keinen Steinbruch mehr gibt, der die benötigten Steine abbaut. Es ist nur noch Abbruchmaterial des Wesersandsteins zu bekommen. Dieses musste sorgfältig auf seine Verwendbarkeit geprüft werden, um die Wasserdichtigkeit und Deckung zu gewährleisten. Die Handwerkskunst erfordert ein sehr sorgfältiges Bearbeiten und Zuhauen der Platten und eine achtsame Einarbeitung von Aussparungen, wie sie für Schneefangbohlen oder Dachhaken notwendig sind. Außerdem sollte bei der Verarbeitung möglichst wenig Verschnitt entstehen, um hohe Kosten zu vermeiden. Bei der Dachsanierung wurden die vorhandenen Anschlüsse der Gauben mit Kupfer und Bleiblechen fachgerecht angearbeitet, denn im Gegensatz zu den bisher mit Silikon gefüllten Fugen ist diese Methode wartungsfrei.

Ein typisches Denkmal der Region

Nicht nur das Dach, die gesamte Architektur der Jugendherberge ist ein regionaltypisches Denkmal. Bis zum dritten Obergeschoss besteht es aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk, das ebenso aus den regionalen Wesersandstein-Steinbrüchen stammt. Darüber ist der nächste Stock aus Fachwerk errichtet, das von dem Walmdach mit langen Schleppgauben gedeckt ist. Die Reichsknappschaft, beziehungsweise ihre regionale Organisationseinheit, die Ruhrknappschaft, baute es in den 1920er Jahren als Erholungsheim für seine Bergleute. Seit 1980 wird das Haus als Jugendherberge genutzt, die vor allem von Chören, Musik- und Theatergruppen genutzt wird.