Wenn man so will, nahm hier die Religiosität eines der wichtigsten Protestanten der Menschheit seinen Anfang. In der St.-Petri-Pauli-Kirche in Eisleben wurde Martin Luther (1483-1546) schon einen Tag nach seiner Geburt am 11. November 1483 auf den Namen des Tagesheiligen Martin getauft - nur wenige Schritte von seinem Geburtshaus entfernt. Bald danach zog Familie Luther ins nahe Mansfeld. Doch man nimmt an, dass der große Reformator seine Taufkirche noch häufiger besuchte.
Seine Taufe war für Luther ein festes Fundament und wichtiger Bezugspunkt: "An der Taufe fehlet nichts, am Glauben fehlt es immerdar, denn wir haben an dem Glauben unser Leben lang zu lernen. Und er kann fallen, dass man sagt: Siehe, da ist Glaube gewesen und ist nicht mehr da. Aber von der Taufe kann man nicht sagen: Siehe, da ist Taufe gewesen, und ist nun nicht mehr Taufe." Er deutete dieses Sakrament als sichtbar gewordene Zusage Gottes, den Menschen um Christi willen die Sünde zu vergeben. Mit der Taufe wird der Täufling in die christliche Gemeinschaft aufgenommen und geht einen lebenslangen Bund mit Gott ein - für Luther begann dieser Bund in der St.-Petri-Pauli-Kirche.
Spätgotisches Denkmal im Herzen Sachsen-Anhalts
Mit dem Bau der St.-Petri-Pauli-Kirche wurde 1447 begonnen. Bis 1474 entstand zuerst der 54 Meter hohe rechteckige Westturm. Drei Jahre nach Luthers Taufe begannen die Arbeiten am Langhaus mit seinem wunderschönen Netz- und Sterngewölbe. Die dreischiffige spätgotische Hallenkirche mit vier Jochen wurde von 1486-1513 errichtet und wird von einem mächtigen steilen Satteldach bekrönt. Die drei Glocken der Kirche sind bedeutend, denn sie sind ungewöhnlich groß und haben sehr tiefe Töne. Sie wurden zwischen 1499 und 1509 gefertigt.
Während der Innenraum zu DDR-Zeiten im Rahmen der Luther-Ehrungen von 1976-82 instand gesetzt werden konnte, wurde die Gebäudehülle leider vernachlässigt. Bis ins 21. Jahrhundert zeigten sich Risse im Turmmauerwerk, am Schiff und in den Gewölben. Um größere Schäden zu vermeiden, bestand ein Läuteverbot für die großen Glocken. Die Kirche war also jahrelang stumm - bis zu ihrer umfangreichen Sanierung. Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnten die Arbeiten am maroden Mauerwerk bis 2009 abgeschlossen werden.
Zentrum Taufe Eisleben
2011 begann die denkmalgerechte Neugestaltung des Innenraums und 2012 wurde die St.-Petri-Pauli-Kirche als Zentrum Taufe Eisleben wiedereröffnet. Die Taufe ist hier nicht nur thematisch, sondern auch architektonisch in den Mittelpunkt gerückt. Der neue Taufbrunnen ist das zentrale Raumelement. Von ihm aus ziehen sich auf dem Fußboden konzentrische Kreise durch die ganze Kirche bis hinaus vor das Eingangsportal. Neben dem Brunnen steht der historische Taufstein, an dem schon Luther getauft worden sein soll. Der perfekte Ort, nicht nur um Martin Luther nahe zu kommen, sondern auch um sich mit der Taufe intensiver zu beschäftigen. Besuchergruppen sind zu Andachten und Workshops eingeladen. Wer möchte, kann dort sogar übernachten.
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