Steinhausen-Haus
Frankfurt, Hessen
Bild: Wikimedia Commons, Emmaus; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:WSTAtelier.jpg

Steinhausen-Haus

Künstleratelier mit Flair

Die Werke Wilhelm Steinhausens (1846 bis 1924) sind häufig bekannter als sein Name: Der Künstler malte nicht nur Kirchen und Privathäuser aus, er wurde vor allem durch die Illustrationen der Schlatter-Bibel, von Gesangsbüchern und Konfirmationsurkunden bekannt. Er prägte die Auffassung protestantischer Kunst entscheidend mit. Zudem schuf er ein Werk von über 600 Landschaftsbildern. 39 Jahre seines Lebens verbrachte er in seinem Künstlerhaus in der Wolfgangstraße des Frankfurter Westends, das der Architekt Simon Ravenstein konzipierte. Das Atelier im zweiten Stock vermittelt heute noch den Eindruck, als wäre der Künstler gerade einen Kaffee trinken gegangen.

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Für Künstler konzipiert

Simon Ravenstein baute nicht nur viele Wohn- und Geschäftshäuser in Frankfurt, sondern setzte sich auch für soziale Wohnprojekte ein. Auf Rügen hatte er 1876 den Maler Wilhelm Steinhausen kennengelernt, den er zum Ausmalen von Wohnhäusern engagierte. Für seinen Freund und Kollegen Hans Thoma baute er am damaligen Stadtrand Frankfurts Künstlerhäuser, die ursprünglich in einer Kolonie geplant waren, von der jedoch nur diese beiden als Reihenhäuser realisiert wurden. Wilhelm Steinhausen zog 1885 mit seiner Familie ein, Hans Thoma folgte ein Jahr später in das Nachbarhaus.

Das Künstlerhaus mit Garten hatte im Erdgeschoss ein Wohn-, ein Speise- und Aufenthaltszimmer sowie eine Bibliothek. Über den Wohnräumen im ersten Stock erreicht man über die alte Stiege das Atelier. Ein großes Atelierfenster, das mit seiner Sprossengliederung und der Eisenfassung noch original erhalten ist, erstreckt sich über den nördlichen Teil des Daches und sorgte für optimales Licht beim Malen. Der Boden, die Innentüren und der Wandschrank sind erhalten, sein originaler Schreibtisch und die Staffelei verbreiten heute noch das künstlerische Flair. Im Anschluss an das Atelier befindet sich ein Zimmer, das als Archiv und Arbeitsraum genutzt wurde. Noch ein Stockwerk höher in den Mansardenzimmern schliefen die sechs Kinder der Familie. Über eine Eisenstiege erreicht man die kleine Sternwarte auf dem Dach, die sich der Künstler einrichten ließ.

Einziges Künstlerhaus aus dem 19. Jahrhundert im Rhein-Main-Gebiet

Nachdem 1924 Steinhausen und seine Frau gestorben waren, erhielten ihre Töchter Rose und Ida-Luise das Werk des Vaters und beließen auch einen Großteil des Inventars in ihrem Elternhaus, das die Bombardierung Frankfurts im Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand. Nach dem Tod der Schwester gründete Rose 1978 die gemeinnützige Steinhausen-Stiftung, die die Kunst und Künstler der Zeit ihres Vaters dokumentieren und wissenschaftliche Arbeiten über sein Werk ermöglichen soll. Seit 1987 hat diese Stiftung ihren Sitz in dem Denkmal, das zudem als Museum für Steinhausens Werk genutzt wird.

Verputztes Reihenhaus mit Back- und Werksteingliederung. 1885 von Simon Ravenstein für den Maler Wilhelm Steinhausen erbaut. Förderungen 2015, 2020-2023.

Adresse:
Wolfsgangstr.
60322 Frankfurt
Hessen