Schloss Gottorf (Neuwerkgarten)
Schleswig, Schleswig-Holstein

Schloss Gottorf (Neuwerkgarten)

Von der Wasserburg zum Barockschloss

Westlich der Schleswiger Innenstadt erhebt sich auf einer Insel im Burgsee mit Gottorf das größte Schloss Schleswig-Holsteins. Der heutige Barockbau blickt auf eine achthundertjährige Geschichte zurück. Erstmals erwähnt wurde eine Burg Gottorf im Jahr 1161, die strategisch günstig zwischen der Schlei im Osten und einem Sumpfgebiet im Westen gelegen war. Von hier aus ließ sich eine schmale Landbrücke auf die Jütische Halbinsel hervorragend kontrollieren. Die Burg diente jedoch nicht nur als Wachposten, sondern war auch Ort von Handel und Diplomatie an der Grenze zum nördlich gelegenen Dänemark. 1459 ging die Anlage an den dänischen König Christian I. über. Nachdem ein Brand Mitte des 15. Jahrhunderts die mittelalterliche Anlage fast vollständig vernichtet hatte, wurde ab 1530 ein neuer Flügel im Stil der Frührenaissance errichtet. Seit 1544 diente das Schloss als Stammsitz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf.

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Garten als Teil der Gesamtanlage

Ohne seine Gärten und Parks hätte das herrliche Schloss seine üppige Pracht und Wirkung nicht entfalten können. So begründete auch nicht das Schloss, sondern die drei fürstlichen Lustgärten den Ruhm der Gottorfer Residenz im 17. Jahrhundert. Während zwei der Gärten längst verschwunden sind, lassen die noch bestehenden Teile des barocken Neuwerkgartens die ehemals großartige Anlage erahnen. Der zwischen 1637 und 1694 in der Blütezeit des Herzogtums Gottorf entstandene Fürstengarten in Schleswig war im 17. und frühen 18. Jahrhundert der wohl bedeutendste Garten in Nordeuropa. Nachdem Herzog Adolf I. in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts den sogenannten Westgarten hatte anlegen lassen, ergänzte Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf diesen mit dem Alten Garten und ab 1637 mit dem Neuwerk. Mit der Anlage von Terrassen, Wasserspielen und Bassins ließ er erstmals römische Gartenideen nach Schleswig-Holstein übertragen. Den Mittelpunkt des Gartens bildete ein Lusthaus im persianischen Stil, das den berühmten Gottorfer Globus enthielt. Gegenüber erhob sich auf weiter Wasserfläche eine fast sechs Meter hohe Skulpturengruppe: Herkules im Kampf mit der Hydra, als Allegorie des Herrschers. 1694 wurde der Garten unter Herzog Christan Albrecht um vier Terrassen erweitert und aufwendig ausgestaltet.

Nach der Eroberung Gottorfs durch die Dänen im Nordischen Krieg (1713/21) setzten Verfall und Zerstörung ein. Zierbeete, Wasserspiele, Gebäude und der reiche Skulpturenschmuck wurden nach und nach abgetragen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss Kaserne, die Herkulesgruppe verschwand, auch der Globus wurde aus seiner ursprünglichen Umgebung gerissen.

Odyssee des Riesenglobus

Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf wollte den Zusammenhang von Himmel und Erde besser verstehen, als er seinen Hofmathematiker Adam Olearius 1650 mit dem Bau des ersten Planetariums der Welt beauftragte. Die Konstruktion der Weltkugel mit über drei Metern Durchmesser zeigt gleichermaßen die Erde auf ihrer Außenhaut und das Universum in ihrem Inneren. Bis zu zwölf Personen fanden in ihr Platz, den durch eine Drehvorrichtung wandernden Sternenhimmel zu bewundern. Mit Hilfe des Globus konnten wichtige astronomische Phänomene erklärt werden - zum Beispiel die Tageslänge für jeden beliebigen Ort der Erde und jeden Tag im Jahr, abhängig vom Stand der Sonne auf der Ekliptik.

Zar Peter der Große, ein Verbündeter der Dänen, nutzte die Gelegenheit, den Globus 1713 von den durch Dänemark besiegten Gottorfern als Geschenk zu verlangen. Vier Jahre dauerte die Reise des großen Wunderwerks nach Sankt Petersburg, wo der Globus sich auch heute noch in der Kustkammer befindet. Der weite Transport, Kriegswirren, vor allem aber ein Feuer beschädigten ihn so sehr, dass seine ursprüngliche Bemalung ersetzt werden musste. Das konstruktive Gerippe und seine Tür sind noch originalgetreu erhalten. Der Neuwerkgarten wurde in den vergangenen Jahren wiederhergestellt, auch eine Replik des Riesenglobus kann heute wieder hier bestaunt werden. Die sichtbaren Teile des Globus sind originalgetreu wiederhergestellt worden, die Drehvorrichtung entspricht moderner Technik.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte 1998, 2004 und 2006-2008 die archäologischen und gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen am Globusgarten.

Reste einer barocken Gartenanlage, um 1637-95, verändert 18./19. Jh., Förderung 1998, 2004, 2006-08

Adresse:
Landesmuseum Schloss Gottorf
24837 Schleswig
Schleswig-Holstein