Dom St. Mauritius und St. Katharina
Magdeburg, Sachsen-Anhalt

Dom St. Mauritius und St. Katharina

Wo ein Mann um Gnade flehte und Tausende rettete

Schon früh (1524) hatte sich Magdeburg zur Reformation bekannt und entwickelte sich zum Zentrum des Widerstandes gegen die Rekatholisierung. Das rächte sich schließlich: Bei der Erstürmung der Stadt im Mai 1631 durch katholische, kaiserliche Truppen (Magdeburger Hochzeit) unter dem Befehl Tillys (1559-1632) wurde ein Großteil der Bevölkerung massakriert. Die meisten Überlebenden retteten sich damals in den Dom, wo der Domprediger Reinhard Bake (1587-1657) vor Tilly auf den Knien um Gnade flehte - erfolgreich. Vor dem Krieg lebten 35.000 Menschen in der Stadt - London hatte damals gerade einmal doppelt so viele Einwohner. Nach dem Krieg zählte Magdeburg keine 500 mehr.

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Wahrzeichen der Elbestadt und Grab von Otto I.

Es gäbe so vieles zu erzählen über dieses Denkmal. Otto der Große (912-973), der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, gründete hier eine Kirche, die zum Vorläufer des heutigen Doms wurde, und bestimmte Magdeburg als seine Begräbnisstätte. 968 wurde die Stadt zur Erzdiözese erhoben. Um den ab 1207 gebauten und 1363 geweihten "Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina" drehte sich einst die Politik in Europa. Endgültig fertiggestellt wurde der Magdeburger Dom erst 1520, über 300 Jahre nach Baubeginn. Die dreischiffige Gewölbebasilika hat eine Gesamtinnenlänge von 120 und eine Deckenhöhe von 32 Metern - die Doppeltürme sind 99 und 104 Meter hoch.

Sakralkultur des Mittelalters

Der Magdeburger Dom, zugleich das Wahrzeichen der Stadt, wurde die am frühesten fertiggestellte Kathedrale der Gotik auf deutschem Boden und birgt trotz einer wechselvollen, durch Kriege geprägten Geschichte, eine Vielzahl herausragender mittelalterlicher Ausstattungsstücke: die Chorpfeilerfiguren, der Zyklus der klugen und törichten Jungfrauen am Portal des nördlichen Querhauses, die Figuren von Christus und Ecclesia, das frühgotische Sitzpaar - das möglicherweise Otto I. und Editha zeigt, das von etwa 1320 stammende Chorgestühl mit 56 Sitzen - und nicht zuletzt der spätgotische Lettner. Besuchern, die den beeindruckenden Sakralbau durch das Hauptportal betreten, fällt er direkt ins Auge. Diese steinerne Chorschranke trennte vor allem in Domen, Kloster- und Stiftskirchen den Raum für das Priester- oder Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum, der für die Laien bestimmt war. Dreizehn Heiligenfiguren - darunter auch die Dompatrone Mauritius und Katharina, kunstvoll in Stein gearbeitete Brüstungsfelder mit gotischem Maßwerk und die aufgesetzten Krabben und Kreuzblumen sind Beispiele für die hohe Qualität der mittelalterlichen Steinmetzarbeiten.

Ein einmaliges Stück Gotik!

Viele Lettner der Spätromanik und Gotik gingen in Deutschland über die Jahrhunderte verloren. Auch der Lettner im Magdeburger Dom ist gefährdet: Durch unverträgliche Steinergänzungen, offene Fugen, Rostsprengungen, aufsteigende Feuchtigkeit, Salzbelastung und Oberflächenverschmutzung ist seine Substanz stark geschädigt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert schon seit Jahren Sanierungen in diesem Denkmal von nationaler Bedeutung. Nun ist die denkmalgerechte Sanierung des spätgotischen Lettners an der Reihe.

Sandsteinbasilika mit Querschiff, Umgangschor und zweitürmigem Westbau, 1209 bis um 1520, Domklausur 3. Viertel 12. bis 1. Hälfte 14. Jh., Förderung 1992, 2010, 2012, 2015, 2017

Adresse:
Am Dom
39104 Magdeburg
Sachsen-Anhalt