Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Sebald
Nürnberg, Bayern

Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Sebald

Ein Stadtpatron für Nürnberg

Der Legende nach war er ein dänischer Königssohn, der seine Verlobung auflöste, um als Missionar in Franken zu wirken. Viele Fakten rund um das Leben von Sebaldus – kurz Sebald genannt – sind nicht überliefert. Erste Quellen nennen ihn 1070, nach heutiger Forschung lebte er vermutlich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Nach seinem Tod soll ein führerloses Ochsengespann seinen Leichnam zur Beisetzung gebracht haben. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts verehrt man Sebald als Heiligen, über seinen Grab in Nürnberg wurde ab 1230/40 eine doppelchörige Pfeilerbasilika errichtet, die noch heute den Reichturm der fränkischen Metropole im Mittelalter anschaulich widerspiegelt.

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Ein Zeichen des reichsstädtischen Selbstbewusstseins

Als freie Reichsstadt profitierte die Stadt Nürnberg schon früh vom Handel. Die Nürnberger Kaufleute förderten die Verehrung Sebalds recht früh, auch wenn seine Bedeutung nie über die eines Lokalheiligen hinausging. Der Einsiedler und Pilger Sebald ließ sich nicht nur nutzen, um die Unabhängigkeit Nürnbergs gegenüber den umliegenden Bischofstädten herausstellen, auch als repräsentatives Markenzeichen der Handelsstadt war er geeignet.

Anstelle eines romanischen Vorgängerbaus, der vermutlich dem Heiligen Petrus gewidmet war, entstand in mehreren Bauabschnitten eine gotische Pfeilerbasilika, die 1255 geweiht wurde. Nürnberger Patrizierfamilien und auch der Rat der Stadt stifteten seit Mitte des 13. Jahrhunderts zahlreiche Ausstattungsstücke und finanzierten bauliche Erweiterungen. Der markante Hallenchor im Osten fand 1379 seinen Bauabschluss, die Türme prägen noch heute die Stadtsilhouette Nürnbergs unverkennbar mit. Am Außenbau fallen zwei kunstgeschichtlich hochwertvolle Portalplastiken aus dem frühen 14. Jh. ins Auge. Das Weltgerichts- und Marienportal nehmen auf Krönung und Tod Marias Bezug. Zusammen mit der Kirchenarchitektur bilden die beiden Tympanonreliefs bezeugen dies in herausragender Weise. Architektur, Bauskulptur und Tympanonrelief ein hochgotisches Gesamtkunstwerk und stellen die Verbindung von St. Sebald zur europäischen Kathedralskulptur des frühen 14. Jahrhunderts dar.

Ein neues Grab für St. Sebaldus

Offiziell heiliggesprochen wurde Sebald erst 1425 durch Papst Martin V., dieser berief sich hierbei auf Dokumente einer Nürnberger Delegation, die wohl vorab für Rom nochmals bearbeitet wurden. Rund 100 Jahre wurde war das heute bedeutendste Ausstattungsstück des Sakralbaus aufgestellt: Das Bronzegrabmal mit dem Schrein hl. Sebaldus aus der Werkstatt von Peter Fischer d.Ä. gilt heute als früheste Rezeption der italienischen Renaissance nördlich der Alpen und wurde von 1508-1519 geschaffen. Das Grab des Sebaldus stellt insofern eine Besonderheit dar, als die Reliquien eines von der katholischen Kirche kanonisierten Heiligen in einer evangelischen Kirche aufbewahrt werden.

Doch auch rund um diesen Blickfand finden sich wertvollste Ausstattungsstücke der Zeit vor der Reformation. Viele Schnitzwerke entstammen der Hand der Meisters Veit Stoß, den Hallenchor schmücken größtenteils originale Glasfenster, von denen einige um 1500 nach Entwürfen Dürers und Hans Süß' von Kulmbach durch den Glasmaler Veit Hirsvogel gefertigt wurden.

1525 wurde Nürnberg endgültig lutherisch, glücklicherweise blieben alle Kunstwerke vom reformatorischen Bildersturm verschont. Die größte Katastrophe suchte St. Sebald 700 Jahre nach Baubeginn heim: Bei den Luftangriffen auf Nürnberg im Zweiten Weltkrieg erlitt St. Sebald gravierende Schäden. Glücklicherweise haben sich fast alle Ausstattungsstücke durch Auslagerung und Einmauerung erhalten, 1957 konnte die wiederaufgebaute Kirche wieder eingeweiht werden.

Von 2011 bis 2016 unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung der mittelalterlichen Glasmalereien, die Mauerinstandsetzung im Mittelschiff sowie Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Weltgerichts- und Marienkrönungsportal.

Doppelchörige Pfeilerbasilika, 1230-55, Umbauten 14./15. Jh., Chorfenster um 1500, Förderung 2011-16

Adresse:
Winklerstr.
90403 Nürnberg
Bayern