Beliebtes und besonderes Ausflugsziel an der Mulde
Der knapp 400 Einwohner zählende Ortsteil Altjeßnitz der Stadt Raguhn-Jeßnitz liegt am Ostufer der Mulde zwischen Bitterfeld-Wolfen und Dessau-Roßlau. Es sind nicht die Reste der Gutsanlage oder die durchaus sehenswerte romanische Dorfkirche, die Altjeßnitz zu einem beliebten Ausflugsziel machen. Höhepunkt für Besucher ist der knapp 270 Jahre alte barocke Irrgarten im Gutspark, der als ältester und größter seiner Zeit in Deutschland gilt und dessen Erhalt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte.
Am Ende des 17. Jahrhunderts ging ein Rittergut der bis dahin über Jeßnitz herrschenden Herren von Reppichau in den Besitz von Hans Adam Freiherr von Ende (1633-1706), Mitglied des sächsischen Uradels, über. Er baute das Gut ab 1694 zum Hauptsitz der Familie aus. Bereits fünf Jahre später begann der Neubau einer Schlossanlage im Stil des Spätbarock. Der Zugang erfolgte durch das östlich ausgerichtete Torhaus mit einem markanten, viereckigen Torturm mit achteckigem Turmaufsatz. 1737 erfolgte der Anbau eines zusätzlichen Seitenflügels im Süden. Teile der Anlage wurden 1854 umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte das Schloss in die Hände der Gemeinde. Ein Brand im Jahr 1946 beschädigte den südlichen Anbau schwer. Dieser wurde ebenso abgerissen wie Teile des spätbarocken Schlosses, die man 1975 beseitigte. Der dem baulich veränderten Torflügel gegenüberliegende Gutspark hingegen hat sich bis heute vollständig erhalten.
Vom Barockpark zum Landschaftspark
Die Anlage des Gutsparks fällt in die Zeit des Schlossneubaus ab dem Jahr 1699. Ursprünglich war die 3,1 Hektar große Anlage auf eine Mittelachse hin ausgerichtet. Sie erhielt verschiedene Gartenbereiche wie einen Küchengarten und symmetrisch angelegte Beete mit Ornamenten aus niedrigen Blütenpflanzen und Buchsbaumhecken, ein sogenanntes Parterre. Exotische Pflanzen und Skulpturen rundeten die Parkanlage optisch ab.
Der heute bei Parkbesuchern beliebte Irrgarten entstand laut Eintrag in der Familienchronik der von Endes im Jahr 1754, als der barocke Park zu einem Landschaftsgarten umgestaltet wurde. Nach dieser Quelle wurde das Labyrinth unter der Regie des Gärtners Johann Gottfried Ziese angelegt. Ein erster Entwurf für einen solchen Irrgarten ist jedoch wesentlich älter. Bereits 150 Jahre vor der finalen Umsetzung hatte der Landpfarrer Johann Peschel (um 1535-1599) in der Spätrenaissance Pläne für eine solche Anlage entworfen. Eine konzeptionelle Änderung des Irrgartens erfolgte zwischen 1845 und 1926, als der Eingang verlegt und neue Heckenreihen hinzugefügt wurden.
Ein Landschaftspark mit vielen Baustellen
Heute bezaubert der Gutspark durch geschwungene Spazierwege, kleine Wiesen, einen ehemaligen Teich, Kleinarchitekturen, Gedenksteine und Plastiken. Südlich des Labyrinths aus zwei Meter hohen Hainbuchenhecken befindet sich die kleine romanische Dorfkirche aus Feldstein. Besonders hervorzuheben ist der große Altbaumbestand innerhalb der Anlage, hier finden sich unter anderem Esskastanien, Tulpen- und Trompetenbäume. Die starke Frequentierung führte im Laufe der Zeit zu einer Übernutzung des Parks und vor allem des Irrgartens.
Viele der alten Bäume waren stark geschädigt, abgestorbene Äste und Gehölze lange nicht entfernt worden. Überdies wurden diese nicht durch gleichwertige ersetzt, wodurch natürlicher Fremdbewuchs die ursprüngliche Bepflanzung gefährdete. Auch der Beschnitt der Hecken des Irrgartens war nicht sachgerecht erfolgt. Hinzu kam, dass große Teile der Platz-, Wiesen- und Rasenflächen sanierungsbedürftig waren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte 2003 und 2004 die Sanierung des Baumbestands und des Irrgartens sowie die anteilige Neuprofilierung der Wege durch den Gutspark Altjeßnitz.
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