Hausbaumhaus

Das spätgotische Hausbaumhaus in der Wokrenterstraße ist eines der wenigen noch erhaltenen Hausbaumhäuser Rostocks und gleichzeitig das älteste. Die Bezeichnung Hausbaumhaus stammt von der besonderen Holzkonstruktion, welche als Stützwerk für das Gemäuer genutzt wird. Diese ähnelt in ihrem Aufbau einem Baum. Zu ebener Erde leitet ein mächtiger Eichenstamm die Kräfte der oberen Geschosse ab und hat somit die Funktion einer tragenden Säule. Zudem wurde auf diese Art im Erdgeschoss eine maximale Fläche geschaffen. Je höher man in dem Gebäude emporsteigt, desto mehr verästelt sich das Gebälk – genau so wie die Äste eines Baumes. Der Hausbaum diente zudem als Basis für einen inneren Kran, der Lasten hinauf befördern konnte. Die Wohnung der Kaufmannsfamilie befand sich in der ersten Etage. Lagermöglichkeiten gab es in den obersten Etagen und im Erdgeschoss. Leichte Waren konnten dank der erfindungsreichen Konstruktion nach oben transportiert werden, während die schweren Güter direkt im Erdgeschoss gelagert wurden. Später ersetzten große Speicher, welche als Lagerhallen genutzt werden konnten, Häuser dieser Art. Fassaden des Gebäudes wurden im Laufe der Zeit dem jeweiligem Geschmack angepasst. Das ursprüngliche Bauwerk entstand um 1490, aus dieser Zeit ist der obere Abschnitt des Giebels erhalten. Entscheidende Veränderungen an der Bausubstanz erfolgten im 17. und 18. Jahrhundert: Es erfolgte der Einbau von Wohnräumen, der Einbruch von Fensteröffnungen im Obergeschoss, der Anbau der sogenannten "Utluchten", welche Ähnlichkeiten mit Erkern haben und die teilweise Veränderung der Geschosshöhe im Innern. Bis 1979 wurde das Haus zunächst in allen Teilen, später nur noch im vorderen Teil, als Wohnhaus genutzt. Im Jahre 1981 begann die Rekonstruktion des historischen Gebäude, 1983 wurde es als "Haus der Architekten" wiedereröffnet. Seit 2002 pachtet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Gebäude, welche es nach Sanierungsarbeiten im Jahre 2004 erneut für Besucher zugänglich gemacht hat.