Kath. Filialkirche St. Romanus

Nur eine Handvoll Häuser umfasst das Winzerdorf Altvogtsburg am Kaiserstuhl – und ein freundliches weißes Kirchlein, das dem Heiligen Romanus geweiht ist. Die meisten Touristen fahren auf der Landstraße daran vorbei. Denn von außen ahnt keiner, welchen bedrohten Schatz die kleine Kirche birgt. Leider kann es auch niemand sehen: Das 1835–1837 errichtete Bauwerk musste 2004 wegen herabfallender Decken- und Putzteile gesperrt werden. Die Instandsetzung des Außenbaus konnte sich die Gemeinde 1989/90 noch leisten. Der Innenraum überfordert ihre Finanzkraft. Wer den Kirchenraum betritt, versteht warum: Er ist ein Gesamtkunstwerk aus ornamentalen Wand- und Deckenmalereien, aus gefassten Schnitzskulpturen und einem golden akzentuierten Hochaltar, aus farbigen Bodenfliesen und Glasfenstern, Gestühl und Kanzel. Alles wirkt wie aus einem Guss, stimmig, aber nicht überladen. Ab 1883 wurde der zuvor schlichte klassizistische Raum so ausgestaltet, um das Missverhältnis zwischen der wunderschönen Landschaft und dem kargen Kircheninnern zu überwinden, wie die zuständige Stiftungskommission es damals formulierte. Ungewöhnlich an dieser Ausstattung ist nicht zuletzt, dass sie überhaupt erhalten blieb. Andernorts in der Region wurden historistische Kirchenräume längst modern überformt. Die kleine Kirche St. Romanus wird so zum beispielhaften Zeugnis einer ganzen Kunstepoche – wenn sie nicht an Alterschwäche zugrunde geht. Allenthalben zeigen sich Risse im Putz, ein Teil der Sakristeidecke ist bereits herabgestürzt. Eindringende Nässe, kleinere Erdbeben, die in dieser Gegend vorkommen, und der vorbeibrausende Autoverkehr haben die Statik in Mitleidenschaft gezogen. Wand- und Deckenmalereien blättern ab. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möchte St. Romanus retten und ist dabei auf viele Spender angewiesen. Dann könnten künftig in Altvogtsburg wieder Kinder getauft und Hochzeitspaare gesegnet werden und die Touristen würden anhalten statt vorbeizurauschen.