St. Mauritius Kirche
Hollern-Twielenfleth, Niedersachsen
Foto: Hans-Jörg Gemeinholzer, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/

St. Mauritius Kirche

Heimat einer wertvollen Barockorgel

Auf einem Deichvorsprung der Gemeinde Hollern-Twielenfleth steht inmitten des Kirchhofes die evangelische Kirche St. Mauritius. Schriftlich erwähnt wurde sie erstmals 1250, nachdem sich niederländische Siedler an der Elbe niedergelassen und das Land nutzbar gemacht hatten. Deiche gab es zur damaligen Zeit noch nicht, das Gotteshaus wurde auf einer Warft errichtet, um das Gebäude vor Sturmfluten und Überschwemmungen zu schützen. Somit überragt die Kirche noch heute leicht den Ort. Die Kirche selbst hat eine interessante Geschichte hinter sich, doch was sie besonders macht, ist die Orgel des barocken Orgelbauers Arp Schnitger.

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Alter Turm und neue Mauern

St. Mauritius präsentiert sich heute als einschiffiger, über gotischen Grundmauern errichteter Backsteinsaal. Mehrfach wurden die Mauern der mittelalterlichen Kirche erneuert, so die Außenmauern des dreiseitig poygional geschlossenes Chores im 18. Jahrhundert und 1911 auch die Außenmauern des etwas breiteren Kirchenschiffs. Erhalten hat sich der runde Westturm aus der Erbauungszeit nach 1200. Der 25 Meter hohe Turm gilt als der älteste im Alten Land und steckt seit 1983/84 in einer vollständig erneuerten Backsteinummantelung. Der Turm krönt ein achteckiger, holzschindelgedeckter Helm von 1778. Im Inneren überspannt eine hölzerne Tonnendecke den schlichten einschiffigen Raum, dem hölzerne Emporen des 17. und 18. Jahrhunderts auf drei Seiten eingestellt sind. Zu den wertvollen Ausstattungsstücken gehört das aus zwei Teilen zusammengefügte Altarretabel aus dem 16. und 17. Jahrhundert, das Bronzetaufbecken aus der Zeit um 1350, die Kanzel und die Arp-Schnitger-Orgel auf der Westempore aus dem 17. Jahrhundert.

Werk eines bedeutenden Orgelbauers

Arp Schnitger entstammte einer angesehenen „Snitker“ – also Tischlerfamilie aus dem heute niedersächsischen Schmalenfleth. Arp Schnitger gilt als einer der bedeutendsten deutschen Orgelbauer und perfektionierte die Fertigung der norddeutschen Barock-Orgeln. 1682 schuf Schnitger für die Nikolai-Kirche in Hamburg das damals vermutlich größte Instrument der Welt und begründete hiermit seinen internationalen Ruhm. Auch in den durch die Landwirtschaft reich gewordenen Dörfern des Alten Landes wurde Schnitger vielfach beauftragt. Nachdem St. Mauritius bereits seit 1575 über eine Orgel des Orgelbauers Dirck Hoyer aus Hamburg verfügte, beschloss die kapitalkräftige Gemeinde 1688 den Bau einer größeren Orgel. Der Kirchenvorstand beauftragte Arp Schnitger mit dem Projekt. Den Auftrag für den Bau der Orgelempore erhielt der Stader Ratszimmermeister Andreas Henne. 1690 wurde die Orgel per Schiff aus der Hamburger Werkstatt Schnitgers angeliefert.

Erstmals wurde die Orgel 1858 umgebaut, das Ende des barocken Kunstwerk folgte in den 1960er-Jahren. Aus mangelnder Kenntnis der barocken Instrumentalkunst wurde die alte Technik derart verunstaltet, dass der Klang desaströs und die Optik katastrophal waren. Orgelfachleute aus aller Welt forderten mit Nachdruck die Restaurierung der alten Orgel. 2006 unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Wiederherstellung des Instruments, so beispielsweise Ausbau und Restaurierung des Pfeifenwerks, die Rekonstruktion der Mechanik und der Windanlage.

Backsteinsaal mit rundem Westturm, im Kern 13./14. Jh., Ende 18. und im 20. Jh. erneuert, Orgel 1688-90, Förderung 2006

Adresse:
Hinterstr.
21723 Hollern-Twielenfleth
Niedersachsen