Die Alte Kanzlei liegt in Bleicherode, im historischen Stadtteil Hagen. Als eins ihrer besonderen Merkmale kann erwähnt werden werden, dass die vier westlichen Räume im Obergeschoss des Gebäudes schon lange Zeit vor 1790 als Synagoge des Ortes dienten. Die Gräfin Hagen, die in diesem Jahr die Alte Kanzlei erwarb, verpflichtete sich sogar im (erhaltenen) Kaufvertrag gegenüber der jüdischen Gemeinde, die Räume für ewige Zeiten als Synagoge zur Verfügung zu stellen. Betreten mussten die Mitglieder der jüdischen Gemeinde das Gebäude jedoch über eine außen liegende Treppe. Davon zeugt heute noch die zugemauerte Eingangstür zu den ehemaligen Gebetsräumen. Entstanden ist das Fachwerkhaus 1760-70 auf den Grundmauern eines im Krieg um 1730 zerstörten sogenannten Ackerbürgerhauses. Seine Ursprünge liegen jedoch bereits zwischen 1667 und 1670, als an gleicher Stelle ein sogenanntes Ackerbürgerhaus stand. Das Fachwerkhaus liegt zentral an der Hauptstraße des Ortskerns mit der Traufenseite zur Straße gelegen. Ergänzt wird es durch einen großen Scheunenbau mit Wohnteil, beide in Fachwerk, und eine Remise, die auf der West- und Nordseite den Hof begrenzen. Die Einfahrt zum Hof führt durch ein historisches, stattliches Tor aus Naturstein. Ursprünglich diente das Ensemble als Wohnhaus des Stadtschultheißen von Bleicherode. Später saß hier die Verwaltung der Grafen Hohenstein und Hagen. Die jüdische Gemeinde errichtete erst 1882 eine neue Synagoge. Diese fiel 1938 der Reichspogromnacht zum Opfer. Bedeutsam ist die Alte Kanzlei auf Grund der hohen Originalsubstanz sowie als Zeuge der lokalen Geschichte. Heute befindet sich in ihren Räumen die Stadtbücherei, eine Musikschule und eine Ausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde von Bleicherode. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich an der Förderung von Maßnahmen zum Erhalt der Anlage. Diese Maßnahmen betrafen beispielsweise Arbeiten an den Fassaden und den Dächern sowie verschiedene Arbeiten am Fachwerk der Anlage.
Adresse:
Hauptstraße
99752 Bleicherode
Thüringen