Dahnsdorf, Brandenburg

Dorfkirche Dahnsdorf

Ein Dorf rettet seine Geschichte

Die Dorfkirche von Dahnsdorf ist ein typisch romanischer Kirchenbau. Saalbau, Chor und Apsis sind noch ebenso im Original erhalten wie der mächtige Querturm. Mit seinen zehn Metern nimmt der wuchtige Baukörper die gesamte Breite der aus Feldsteinquadern errichteten Kirche ein. Man fühlt sich hier, im brandenburgischen Fläming südlich von Potsdam, mitunter an eine Trutzburg oder Wehrkirche erinnert. Doch der wehrhafte Schein trügt. Das Mauerwerk des knapp 22 Meter hohen Feldsteinturms ist mit der Zeit extrem porös geworden, ein schützender Bauzaun musste angebracht werden. Um die für die historische Entwicklung Dahnsdorf bedeutende Kirche zu retten, war eine Restaurierung dringend notwendig.

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Eine Ordenskirche im Belziger Land

Der romanische Kirchenbau wurde in einem Guss konzipiert, auch wenn die einzelnen Teile versetzt erbaut wurden, wie man an den Baunähten an Saalbau und Chor ablesen kann. Dendrochronologische Untersuchungen an den Eichenhölzern des Dachstuhls ergaben eine Fertigstellung etwa im vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. Noch während der Bauarbeiten kam es zum historisch prägendsten Ereignis für die Kirche. Vermutlich aufgrund ihrer imposanten Erscheinung erschien sie dem Grafen von Belzig wohl würdig genug, um sie mit einigen Hektar Land dem Deutschen Orden zu überlassen. Dieser baute dort ab 1229 eine Komturei (auch Kommende) auf, eine kleinere Verwaltungseinheit des Ordens, im heutigen Brandenburg ist dies die einzige. Im Laufe der Zeit wuchs dieser Besitz weiter und Dahnsdorf wurde zu einem Wirtschaftshof, der die Aktivitäten des Deutschen Ordens finanzierte. Diese erstreckten sich vor allem auf Ostpreußen und das Baltikum, wo der Ritterorden mit Schwert und Pflug einen Ordensstaat errichtete. In den rund 550 Jahren, in denen der Orden in Dahnsdorf verwurzelt war, diente die Liegenschaft hier jedoch wesentlich friedlicheren Zwecken und wurde als Priesterkommende genutzt.

Zerstörende Umbauten, Diebstahl und Verfall

Noch heute sind im Kircheninnern einige kostbare Ausstattungsstücke zu finden. Doch darf man sich vom heutigen, schlichten romanischen Erscheinungsbild der Kirche nicht täuschen lassen. 1963 wurde die Kirche im Zeitgeist der DDR entkernt, die Empore auf der Nordseite und große Teile des Kastengestühls herausgerissen und alles weiß übertüncht. Dabei ging auch die historisierende Innenausmalung von 1904 verloren. Bereits im 19. Jahrhundert wurden die kleinen mittelalterlichen Fenster auf der Südseite der Kirche vergrößert, um mehr Sonne zum Lesen der Gesangbücher hineinzulassen. Da auf der Nordseite nicht viel Licht gewonnen werden konnte, beließ man die Fenster dort in ihrem Originalzustand. Der Altar blieb von diesen Maßnahmen verschont, wurde jedoch später Opfer zweier Raubzüge. Seitdem sind die seitlichen Podeste leer, auf denen zwei geschnitzte Engel standen. Die Originale der vier Medaillongemälde wurden ebenfalls entwendet und konnten nur durch Kopien ersetzt werden. In den 1970er und 80er-Jahren wurde das Satteldach ausgebessert. Man verwendete hierzu Betondachsteine aus DDR-Produktion, welche die alten Biberschwanzziegel imitieren sollten. Noch bei der letzten Dacheindeckung nach der Wende wurden diese genutzt, allerdings zerfielen sie langsam, sodass jede Reparatur zur Sisyphusarbeit wurde. Außerdem hatte der Regen mit der Zeit die Farbe abgewaschen, die die Steine vor dem Eindringen von Feuchtigkeit schützte. Das Dach wirkte seitdem sowohl optisch wie auch von der Wasserdichte der Ziegel wie ein Flickenteppich, außerdem zeigten die nicht denkmalgerechten Plastikregenrinnen Risse und Löcher.

Sakralbau als kultureller Ortsmittelpunkt

Dies hatte zur Folge, dass der Sockelbereich der Kirche Feuchtigkeitsschäden aufwies. Auch im Dachbereich ließen sich diese nicht übersehen. Die Deckenbalkenköpfe im Traufbereich des Daches waren kaputt; allein schon deshalb alarmierend, da der Dachstuhl einer der wenigen erhaltenen hochmittelalterlichen Dachstühle in der Region überhaupt ist.

Wo bis Ende des 19. Jahrhunderts der Friedhof lag und bis in die 1950er Jahre prächtige Grabmonumente auch aus der Zeit des Deutschen Ordens existierten, ziehen sich heute die Zäune zweier Kleingärten bis an die Mauern des Kirchenbaus heran. Aufgrund der finanziellen Lage musste die Nordseite des Kirchhofs verpachtet werden und eine Gesamtsanierung der Kirche konnte lange nicht angegangen werden. Trotz der finanziellen Notlage sollte die Kirche aber unter allen Umständen weiter als Gotteshaus, und in Zukunft auch als kultureller Ortsmittelpunkt mit Konzerten, Lesungen und ähnlichen Veranstaltungen genutzt werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte bei der wichtigen Außensanierung unterstützen und so dazu beitragen, das mittelalterliche Kleinod südlich von Potsdam zu erhalten.