Dass auch „Bauen im Bestand“ ein architektonisches Meisterwerk sein kann, zeigt das ehemalige Feuerlöschgerätewerk in Apolda. Ursprünglich wurde das Industriegebäude 1906 und 1907 von dem Apoldaer Architekten Hermann Schneider für die Web-, Wirk- und Strickwarenfabrik Borgmann & Co. GmbH gebaut. Egon Eiermann erweiterte es 30 Jahre später für das Feuerlöschgerätewerk seines Freundes Karl Foerstner so gekonnt, dass es heute als ein herausragendes Beispiel für das Neue Bauen gilt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz war schon mehrfach an seiner Sanierung beteiligt. Seit 2018 ist geplant, die lichtdurchfluteten Räume mit einer „Open Factory“ einer neuen Nutzung zuzuführen.
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Präzision des Stahlbetonskelettbaus
Egon Eiermann, 1904 geboren, war aufgrund seines Alters der Bauhaus-Bewegung nahe und fühlte sich Mies van der Rohe verbunden. Dennoch distanzierte er sich immer wieder bewusst vom Bauhaus. Als „Antipode“ des dem Expressionismus nahestehenden Hans Scharoun baute Egon Eiermann in klaren, streng geometrischen Formen. Er liebte den Stahlbau mit seiner Präzision und Klarheit. So war er bei dem Auftrag aus Apolda in seinem Element, denn die ehemalige Textilfabrik war in der Stahlbetonskelettbauweise errichtet worden. Dem viergeschossigen Altbau schloss sich ein eingeschossiger Flügel an, den Eiermann durch einen dreigeschossigen Stahlbetonskelettbau mit einer einem Schiffsdeck nachempfundenen Dachterrasse und einem darüber gespannten Dach erhöhte. Seine Fassade nahm die Struktur des Ursprungsbaus auf und verwebt sie in einer Klarheit und Einfachheit zu einem Ganzen.
Einziger noch erhaltener Industriebau Egon Eiermanns
Der Eiermann-Bau in Apolda ist ein bedeutendes Frühwerk des Architekten. Trotz seines modernen Anspruchs wurde er kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erbaut - für die Architektur von Industriebauten hatten die Nazis kein Interesse. Von mehreren Industriebauten Egon Eiermanns ist das ehemalige Feuerlöschgerätewerk in Apolda als einziger noch erhalten. Nach dem Krieg wurde Eiermann in der noch jungen Bundesrepublik ein bedeutender Vertreter der Neuen Sachlichkeit und fand auch international Beachtung. Darüber hinaus prägte er als Lehrer und Pädagoge an der TU Karlsruhe eine neue Generation junger Architekten. Der Eiermann-Bau in Apolda wird so auch zu einem bedeutenden Zeugnis deutscher Geschichte. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte auch mithilfe von Spenden den Erhalt des Denkmals unterstützen.
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Stahlbetonskelettbau, 1936-38 von Egon Eiermann, Förderung 2003, 2007, 2012, 2019
Adresse:
Auenstraße
99510 Apolda
Thüringen
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