Am Marktplatz von Lindau glänzt es mit barocker Pracht: das Haus Zum Cavazzen. Mit seinen opulenten Malereien und dem kurvenreich geschwungenen hohen Walmdach bezeichnete es der einflussreiche Kunsthistoriker Georg Dehio als „schönstes Bürgerhaus am Bodensee“. Darüber hinaus wurde es in den Jahren 1729 und 1730 mit einer Bautechnik errichtet, die ihrer Zeit weit voraus war. Seit 1930 diente das Bürgerhaus als Heimatmuseum, bis dieses 2018 wegen dringender Sanierungsarbeiten geschlossen werden musste. Es soll möglichst bald wieder zugänglich gemacht werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Sanierung der Fenster dieses schönen Gebäudes.
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Zukunftsweisende Bautechnik
Seinen Namen erhielt das Gebäude wahrscheinlich von der lombardischen Familie „de Kawatz“, die an dieser Stelle im 16. Jahrhundert ansässig war. Gebaut wurde das Haus zum Cavazzen nach dem großen Brand in Lindau im Jahr 1728. Die reiche Kaufmannsfamilie Seutter von Loetzen beauftragte 1729 den Appenzeller Architekten und Brückenbauer Jakob Grubenmann mit seiner Errichtung. Insgesamt nutzten fünf Generationen den Cavazzen als Wohn- und Handelshaus.
Zusammen mit seinen jüngeren Brüdern, die auch Brückenbauer waren, konstruierte Grubenmann das Haus mit großzügigen Raumfluchten und einem großen Treppenhaus. Die Deckenbalken der zweiten Dachetage sind – für die Zeit ungewöhnlich – freischwebend über den Raum gespannt. Auch der hohe Dachstuhl wurde in einer stützenfreien, verspannten Konstruktion erstellt. Damit waren die Baumeister den Techniken ihrer Zeit weit voraus.
Reich dekorierte Schaufassade
Das Gebäude hat ein mächtiges Haupthaus mit niedrigen Seitenflügeln und unter dem imposanten Mansarddach von fast elf Metern Höhe zieht die opulente barocke Fassadenmalerei den Betrachter in seinen Bann. Der Künstler, der sie schuf, ist nicht bekannt, weil die originalen Bauakten nicht mehr vorhanden sind. Jedoch lässt seine Handschrift die Herkunft aus Oberitalien oder Tirol vermuten. Für den Barock typische klassische Motive zieren die Fassade: Einige Fenster werden von gemalten Atlashermen oder Kyriatiden gerahmt – also Pfeilern mit einem aufgesetzten Kopf und Schultern (Hermen), die ihre Arme nach oben strecken, um die Last zu tragen (Atlanten) und Frauengestalten, die eine tragende Funktion haben (Kyriatiden). Auf den Fenstern ruhen Löwen oder Sphingen.
Die Wände dazwischen sind mit Gebinden aus Waffen und Musikinstrumenten, Urnen, Frucht- und Blumengirlanden bemalt. Aus dem sonst einheitlichen Rahmen der Fassade fällt das Bild eines Armbrustschützen, der in Begleitung eines Hundes aus einem Torbogen tritt und auf den Betrachter zu zielen scheint. In der barocken Malerei war diese Darstellung als Symbol für die Vanitas bekannt: der Tod triumphiert über die Vergänglichkeit des irdischen Lebens.
Heimatmuseum und selbst größtes Ausstellungsstück
Der Ingenieur Ludwig Kick stiftete das Haus Zum Cavazzen 1929 mit dem Ziel, ein Heimatmuseum für die Stadt Lindau einzurichten. Seit 1930 wird hier Lindauer Geschichte erzählt. Das Museum mauserte sich überdies zum Ort bedeutender Ausstellungen. Die notwendige Sanierung wird seit 2018 genutzt, um nicht nur das Denkmal zu erhalten, sondern auch die Sammlung zukunftsfähig zu machen. Ein neues Museumsdepot ersetzt seit 2018 die unsachgemäße Aufbewahrung der Exponate unter dem Dach und im Keller und ermöglichte eine Neuordnung der Ausstellungsstücke. Diese können jedoch erst zurückkehren, wenn die Erhaltungsmaßnahmen am Denkmal abgeschlossen sind. Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnten 2022 die Fenster des Haus Zum Cavazzen saniert werden.
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In den Jahren 1729 und 1730 vom Appenzeller Architekten Jakob Grubenmann am westlichen Marktplatz errichtet, am 19. Juli 1930 wurde in dem Haus ein Heimatmuseum eröffnet. Förderung 2022.
Adresse:
Marktpl.
88131 Lindau (Bodensee)
Bayern
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