Kloster Wedinghausen
Arnsberg, Nordrhein-Westfalen
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Andreas Lechtape

Kloster Wedinghausen

Errichtet als Sühne für den Tod des Bruders

Mit dem Übersiedeln der Grafen von Werl ins sauerländische Arnsberg im 11. Jahrhundert begann der Aufstieg der Grafschaft Arnsberg, die nur rund dreihundert Jahre andauerte. Ständig bedroht durch Kölner Erzbischöfe und sächsische Herzöge, konzentrierten sich Arnsberger Grafen mehrheitlich darauf, ihr Kerngebiet zu sichern und weniger auf eine expansive Politik. So wundert es nicht, dass auch Graf Heinrich I. Ende des 12. Jahrhunderts die Nähe zu den Mächtigen suchte, und Kontakt zu Kaiser Friedrich Barbarossa, dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel und dessen Verwandten Heinrich dem Löwen pflegte.

Heinrich beging jedoch einen fatalen Fehler: Sein Bruder erhob Ansprüche auf die zum Arnsberger Besitz gehörende Grafschaft Rietberg, infolgedessen ließ Heinrich ihn bis zu dessen Tod 1165 einkerkern. Durch diese kaltblütige Tat fiel der Graf bei Fürsten und Bischöfen in Ungnade. Der Familienstammsitz wurde zerstört, nur durch einen Bittgang beim Kölner Erzbischof konnte Heinrich seine Herrschaft retten. Als Sühneleistung wurde ihm die Gründung eines Klosters auferlegt, und so entstand ab 1170 das Prämonstratenserstift Wedinghausen.

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Wechselhafte Geschichte einer romanischen Gründung

Auf die romanische Klosterkirche, mit deren Bau unmittelbar nach der Gründung 1170 begonnen wurde, geht noch heute der Kirchturm zurück. Dieser erste Bau wurde bereits um 1210 von einem Feuer zerstört, der Wiederaufbau orientierte sich bereits an frühgotischen Bauformen, die der Kirche noch heute ihr prägendes Aussehen verleihen. Die meisten Stücke der mittelalterlichen Raumausstattung fielen den Zerstörungen des Truchsessischen Krieges, einem zwischen kurkölnischen und bayerische Truppen Ende des 16. Jahrhunderts ausgetragenen Konflikt, zum Opfer. So stammt die heutige Inneneinrichtung der Kirche, wie Pfeilerfiguren, Grabdenkmale und Altäre, mehrheitlich aus dem Barock.

Älteren Datums sind ein romanisches Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert und die Chorfenster, die um 1250 entstanden. Besonders bemerkenswert ist das plastisch gestaltete Hochgrab des Grafen Heinrich II. und seiner Frau Gräfin Ermengardis von Arnsberg aus dem Jahr 1330, das sich ursprünglich im Kapitellsaal im Erdgeschoss des Ostflügels des Klosters befand und erst 1803 im Zuge der Säkularisation des Klosters in die Kirche versetzt wurde.

Große Zerstörungen erfolgten nach der Auflösung des Klosters 1803 im Zuge der Säkularisation. Von der ehemals weitläufigen Anlage haben sich neben der Probsteikirche St. Laurentius der Ostflügel des Kreuzganges mit dem Kapitelhaus und die nach außen vorspringende Grafenkapelle aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts erhalten, ebenso die ehemalige Bibliothek, die 1693 auf einem romanischen Bau entstand. Das ehemalige Abtshaus, die jetzige Probstei, zeigt sich als langgestreckter Giebelbau aus dem Jahr 1666. Der einstige Westflügel des Klosters wurde 1715 bis 1717 unter Einbeziehung mittelalterlicher Keller und eines Teiles des Kreuzganges im Erdgeschoss neu errichtet. Hier wurde das 1643 gegründete Gymnasium Laurentianum untergebracht, dessen aktuelle Räumlichkeiten sich heute in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Kloster befinden.

Ein Archäologie-Krimi

Bei Bauarbeiten im Erdgeschoss des Ostflügels, bis vor kurzem noch als Pfarrsaal genutzt, endeckte man 2018 Fantastisches: Ein Teil des großen Raumes war vermutlich das Calefactorium des Klosters, der einzig beheizte Raum. Vermutlich ist dieser als Skriptorium genutzt worden, die warme Luft der genialen Steinkammerheizung tat Papier und schreibenden Mönchen gut. Diese Art der Steinspeicher-Heizung ist zwar schon von einigen bedeutenden Orten des Mittelalters bekannt, aber aus dieser Zeit, nämlich Ende des 12. Jahrhunderts, eine große Überraschung. Einige Jahre vor seinem Tod wurde Stifter Heinrich I. in seinem eigenen Kloster Laienmönch, was er wohl schon vorher wusste. Zu vermuten ist, dass diese seltene Heizung auch für seinen eigenen Komfort eingebaut wurde.

Im nördlichen Teil des Erdgeschosses lag der Kapitelsaal, die Versammlungsstätte der Mönche. Inmitten dieses Raums befindet sich die Sensation, die die Fachwelt elektrisierte: eine rechteckige Grube, zwei Meter lang, 80 Zentimeter breit, die zunächst unscheinbar wirkt. Aber bei näherem Hinschauen offenbaren sich an den Grubenwänden zarte Malereien. Man wusste, dass bis zur Säkularisation des Klosters 1803 hier die Tumba des Hochgrabs von Graf Heinrich II. von Arnsberg und seiner Frau Ermengardis stand. Aber erst jetzt entdeckte man, dass sich darunter noch eine Gruft befand. Vermutet wird, dass man hier nun auch das Grab des Grafen Heinrich I. gefunden hat. Die Tumba des Hochgrabs seines Sohnes Heinrich II. und dessen Frau Ermengardis, heute in der benachbarten Propsteikirche aufgestellt, birgt einen Sarkophag. Darin liegt, laut zeitgenössischer Aufzeichnung, eine 1803 gefüllte Metallkiste mit Knochen und drei Schädeln. Hat man damals die sterblichen Überreste mehrerer Generationen der Grafenfamilie, nämlich das, was man in der Grablege gefunden hat, einfach zusammengeworfen? Dies werden nur langwierige Untersuchungen klären können.

Der spannende Archäologie-Krimi rund um das Hochgrab von Wedinghausen wurde durch eine Entdeckung der unerfreulichen Art überschattet: Lange Jahre unbemerkt, bahnte sich Feuchtigkeit ihren Weg durch die Dachdeckung der Klosterkirche. So konnte Nässe in den Dachraum eindringen und den gesamten Dachstuhl schädigen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte - auch mithilfe von Spenden - die Sanierungsarbeiten finanziell unterstützen.

Ab 1170 errichtetes, ehemaliges Prämonstatenserkloster, erweitert bis ins 17. Jahrhundert und später umgenutzt. Förderung 2017-19, 2022.

Adresse:
Klosterstraße
59753 Arnsberg
Nordrhein-Westfalen