„Wo ist denn hier die Brücke?" hört man nicht selten Touristen fragen, wenn sie bereits mitten auf der Brücke spazieren. Eher als das Brücken-Gefühl stellt sich zumeist jenes ein, durch eine anfangs leicht auf- und am Ende wieder absteigende enge Gasse zu gehen, von denen es in der Erfurter Altstadt eine Vielzahl gibt. Will man die Brücke in ihrer ganzen Tragweite und Schönheit sehen, so muss man sie vom Norden her betrachten. Von da aus offenbart sich, was touristische Prospekte als „die einzige bebaute, dauerhaft bewohnte Brücke nördlich der Alpen“ rühmen.
Erstmals zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert zum Überqueren des
Wassers der Gera und als Verbindung zwischen den sich entwickelnden
städtischen Siedlungsteilen errichtet, legten Brände in den Jahren
ab 1124 die hölzerne Brücke immer wieder in Schutt und Asche. Auch
weil er von dem in Gang gekommenen schwunghaften Kramhandel auf der
Brücke profitierte, entschloss sich der Rat der Stadt, um die Wende
vom 13. zum 14. Jahrhundert eine neue Brücke in Stein zu bauen.
1325 war es vollbracht und auch die im Fachwerkbau errichteten über
60 Krambuden standen. Gleichzeitig waren die der Sicherung der
Brücke dienenden Kirchen als Steinbauten mit Tordurchfahrten
fertiggestellt. St. Ägidien bewahrt uns die Erinnerung daran bis in
die Gegenwart. St. Benedikt aber wurde für den Abbruch
freigegeben.
Die Krämerbrücke, wie sie sich dem Betrachter jetzt präsentiert, zählt nur noch 32 Häuser. Diese sind durch Zusammenlegen von einst über 60 Gebäuden entstanden. Insgesamt ist das Bauwerk 125 Meter lang und etwa 19 Meter breit. Die Höhe misst samt Fundamenten etwa sieben Meter, mit der Bebauung maximal 22 Meter. Sechs Bögen mit einer Spannweite zwischen sechseinhalb und acht Metern tragen, unterstützt von starken Verstrebungen aus Holz, die Häuser. Gotik, Renaissance, Barock und Gründerzeit haben ihre Spuren in Kellern, Gewölben, an Bögen, Fassaden und Fenstern, an Dachformen und Hausschmuck hinterlassen.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte von 1993 bis 2017
tatkräftig die Sanierung der Brücke: Der Brückenbogen sowie die
Wohnhäuser und Krambuden konnten mit Hilfe der Stiftung erhalten
und restauriert werden. In einem Pfeiler der Brücke wurden am 5.
Dezember 2000 die Namen der Förderer hinterlegt.
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