Studentendorf Schlachtensee
Berlin, Berlin

Studentendorf Schlachtensee

Gebaute Demokratie im Nachkriegs-Berlin

Berlin hat Amerika viel zu verdanken. Und Berlin hat auch den Vereinigten Staaten und dem Streben nach Freiheit viel zurückgegeben. „Ich bin ein Berliner!“, dieser Satz von John F. Kennedy (1917-63), fünf Monate vor dem Attentat auf ihn, hat bis heute die Stadt geprägt, die vor allem im Westteil durch den Marshall-Plan und viele fleißige Berliner ab 1947 zügig wieder aufgebaut worden war. Die Amerikaner hatten natürlich auch eigene Interessen. So ist das Studentendorf Schlachtensee einer der wichtigsten baulichen Beiträge zur „Reeducation“ der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ziel war die Erziehung junger Menschen zu Demokraten, weil nie wieder Totalitarismus in Deutschland herrschen darf. Das sollte auch mit Mitteln der Architektur erreicht werden. In Schlachtensee fand in der Folge die künftige akademische Elite der Bundesrepublik ein Zuhause - in Zimmern mit gleicher Einrichtung, anderer Bauausführung - individuell und eben doch im gleichen Geiste.

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Studentendorf finanziert vom US State Department

Das Studentendorf Schlachtensee im Südwesten Berlins wurde von 1959-64 gebaut und durch eine Schenkung der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika finanziert. Es ist damit die erste neu erbaute studentische Wohnanlage der Berliner Nachkriegszeit. Wie bei den asymmetrischen Außenfassaden sollte durch unterschiedliche Farb- und Einrichtungskonzepte die individualisierte Gemeinschaft westlicher Prägung deutlich werden. Kein Bewohner besitzt mehr als andere und dennoch lässt sich sein Wohnbereich sichtlich von anderen unterscheiden. Die Architektur und viele Institutionen wie das Tutoren-­Programm, der Dorfrat, Arbeitsgruppen und andere kulturelle Einrichtungen entsprangen diesem Gedanken.

Heimat für 700 Studierende

Das Studentendorf war für über 700 Studierende aus dem In- und Ausland konzipiert. Es besteht aus 28 seit 1991 denkmalgeschützten Flachdachhäusern. Sie liegen frei um einen Platz mit Verwaltung, Gemeinschaftshaus samt Theatersaal, Mensa und Restaurant sowie einem Kindergarten und der Bibliothek. Die Anlage wurde von den ehemaligen Scharoun-Mitarbeitern Gogel, Fehling und Pfankuch konzipiert. Die Gestaltung der Außenanlage übernahm der Gartenarchitekt Hermann Mattern. Die scheinbar locker in den Freiraum gruppierten Baukörper sind ein besonders prägnantes und in der Qualität herausragendes Beispiel für die Architektur und Gartenarchitektur der 1950er Jahre. Auch in den Einzelformen der aus vier Bautypen zusammengesetzten Gruppenhäuser ist die Einfachheit und grazile Leichtigkeit der Architektur dieser Zeit zu erkennen. Dabei ergibt sich eine rhythmische Abfolge von offenen und geschlossenen, engen und weiten Räumen sowohl im Außenbereich als auch im Inneren der Häuser. Es gelang den Architekten, die einzelnen Elemente wie aus einem Guss mit den landschaftlich gestalteten Freiflächen zu verbinden, eine für Berlin einmalige Raumkunst einer stimmigen Gebäudegruppe inmitten einer Gartenanlage.

Langjährige Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Das bauliche Ensemble gilt als bedeutendstes Studentendorf und sucht nicht nur in Berlin, sondern in ganz Europa wegen seiner herausragenden Architektur seinesgleichen. Deshalb förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Sanierung der Anlage bereits seit 2007.

Putzbauten in Grünanlage von 1957-64, Entwürfe von Hermann Fehling, Daniel Gogel, Peter Pfankuch und Hermann Mattern, Förderung 2007/08, 2011-14, 2016/17, 2019, 2022/23

Adresse:
Wasgenstr.
14129 Berlin
Berlin