Wenn man zeigen will, wo und wie unsere heutige Architektur weltweit ihren Anfang nahm, dann richten sich alle Zeigefinger auch nach Löbau in Sachsen. Die Villa Schminke zählt zu den wichtigsten Privatbauten der Moderne. Dieser bis heute aktuelle Architekturstil entstand peu à peu nach dem Ersten Weltkrieg. Einer der epochemachenden Ursprungsbauten benötigt heute Ihre Hilfe. Spenden Sie für Hans Scharouns Meisterwerk!
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Vom Einfamilienhaus zur Touristenattraktion
Anfang der 1930er Jahre bekam Hans Scharoun den Auftrag, für die Familie eines Teigwarenherstellers eine Villa mit Garten hinter deren Fabrik zu bauen. Fritz (1897-1971) und Charlotte Schminke (1900-1976) brauchten Platz für ihre sechsköpfige Familie. Ehepaar und Architekt verstanden sich auf Anhieb gut und arbeiteten eng beim Bau 1932/33 zusammen - am Ende wurde Freundschaft daraus. Es waren einige glückliche Jahre in Löbau. Dann kam der Krieg, der Zusammenbruch. Noch am 6. Mai 1945 wurde die Hochzeit der Tochter Gertraude im Haus Schminke gefeiert. Einen Tag später musste die Familie vor der anrückenden Roten Armee fliehen, welche das Haus später beschlagnahmte und dort Offiziere einquartierte. Schminke wurde zur Last gelegt, er hätte Nudeln für die Wehrmacht produziert. Die Fabrik wurde 1946 enteignet. In das Wohnhaus kehrte Charlotte Schminke 1946 zurück - ihr Mann befand sich zu dieser Zeit in Kriegsgefangenschaft - und richtete darin ein Erholungsheim für Kinder ein. 1951 schließlich verließ sie die Villa und Löbau und zog nach Westdeutschland zu ihrem Mann, der dort Arbeit gefunden hatte. Scharouns Bau wurde zum Klubhaus für die "Freie Deutsche Jugend" (FDJ), ab 1963 war es Pionierhaus für Kinder, später ging es an die Stadt. Heute ist das Haus wieder öffentlich zugänglich und Ziel zahlreicher Touristen.
Form follows function
Die Villa Schminke gilt als eines der Hauptwerke Hans Scharouns (1893-1972). Unter den Wohnbauten der Epoche zählt sie zusammen mit der Villa Tugendhat in Brünn/Tschechien (Mies van der Rohe), der Villa Savoye bei Paris (Le Corbusier) oder Fallingwater in den Appalachen im Osten der USA (Frank Lloyd Wright) zu den bedeutendsten. Dabei klangen die seitens des Ehepaars Schminke geäußerten Wünsche zunächst eher profan: "Ein modernes Haus für 2 Eltern, 4 Kinder und gelegentlich 1-2 Gäste; [...] leichte Bewirtschaftung, nur eine Gehilfin für die Hausfrau; praktische Fußböden, einfach und leicht zu reinigende Bäder, Schlaf- und Waschräume; [...] Möglichkeiten zur Blumenpflege, an der die Hausfrau besonders interessiert war [...]". Dem Leitspruch der Moderne "Form follows function" folgend, entwickelte Schminke aus den Vorstellungen und Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner dann Grundriss und Gestalt des Hauses: Kern ist ein schlanker Bau in Form eines Riegels in Eisenskelettbauweise, der von der Eingangsseite aus betrachtet einem Schiff ähnelt. Im Erdgeschoss liegt der große lichtdurchflutete Wohnbereich, im Obergeschoß die eher schlicht gestalteten Schlafräume. Der Wohnraum öffnet sich zum Wintergarten und einem kleinen Park. Eine stählerne Außentreppe verbindet die auskragenden Balkone beider Geschosse, welche an die Ästhetik von Sonnendecks auf Luxusdampfern erinnern.
Villa mit Rissen
Heute beeindruckt noch immer die bis ins Detail durchdachte Architektur, doch auch Schäden sind offensichtlich. Durch Risse ist Regenwasser in den Bau gedrungen - mit unabsehbaren Folgen für die Tragstruktur des Stahlskeletts. Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Spende die Sanierung dieser Architekturikone!
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Wohnbau in Eisenskelettbauweise, durch große Fensterflächen und auskragende Balkone zum Garten geöffnet, 1932/33 von Hans Scharoun, Förderung 2017-18
Adresse:
02708 Löbau
Sachsen
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