Aus der Zeit Quedlinburgs als europäisches Zentrum der Saatzucht stammt die Villa Graßhoff am Neuen Weg 24. Die prächtige spätklassizistische Villa von 1879 gehört zu den prägenden Bauten der südlichen Stadterweiterung. Die mutige Übernahme
des gesamten Ensembles aus Villa, Remise, Garten und Gartenhaus von 1890 durch Sebastian Paul ermöglicht dem Bau nach langer Zeit der Bauvernachlässigung wieder eine Zukunft. Unter größtmöglicher Bewahrung der originalen Bausubstanz und unter Einsatz historischer Materialien und Handwerkstechniken erfolgte die schrittweise Wiedergewinnung der ursprünglichen Qualitäten. Besonders beeindruckt hat die Jury die nutzungsneutrale originale Wiederherstellung des fast verlorenen Gartenhauses. Sebastian Paul hat als denkmalaffiner Eigentümer mit der Auswahl fachkundiger Handwerksbetriebe für eine genaue und qualitätvolle Instandsetzung der Villa gesorgt. Dabei sind die für ihre Entstehungszeit typischen vielfältigen Schmuckelemente und Details eines repräsentativen Villenbaus wiederhergestellt und für folgende Generationen erlebbar gemacht worden. Sebastian Paul ist in seinem Engagement ein Glücksfall für das Denkmal und für die Denkmalpflege in Quedlinburg, der man für ein konstruktives Miteinander mehr solche Denkmaleigentümer wünscht. Dafür wird der Eigentümer mit einem ersten Preis ausgezeichnet.
Ort des Denkmals: Quedlinburg
Zu den eindrucksvollsten erhaltenen Zeugnissen der langen Tradition der lederverarbeitenden Industrie in Burg zählt zweifelsfrei die Villa des Handschuhfabrikanten Wilhelm Krocker. Der expressionistische Klinkerbau von 1927 in der Bruchstraße 20/21 dokumentiert den Erfolg und das moderne Selbstverständnis des Bauherrn. Nach der Umnutzung als Kreisvolkshochschule zwischen 1953 und 2011 erhielt das prägnante Gebäude nach einigen erfolglosen Versuchen einer anderen Nutzung durch Gundula Illies 2019 eine neue Chance. Die Instandsetzung erfolgte in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und unter Einbindung eines versierten Architekten. Mit einem ganzen Team qualifizierter und engagierter Handwerksbetriebe gelang sowohl eine denkmalgerechte Wiederherstellung als auch eine moderne Weiterentwicklung des Gebäudes. Dem sich unterordnenden unauffälligen Anbau mit Treppe und Aufzug ist die barrierefreie Erschließung der einzelnen Etagen und damit eine wirtschaftliche Grundlage zu verdanken. Die gute Kooperation der Handwerksbetriebe – auch mit den Gewerken des Neubaus – ermöglichte die Erhaltung und sensible Aufarbeitung der hochkarätigen historischen Innenausstattung. Der Erhalt von Wandpaneelen, Fenstern, Stuckdecken bis hin zu den Heizkörperverkleidungen hatte oberste Priorität. Durch geschickte Lösungen wurden die historischen Räume mit moderner Technik ausgestattet, die eine erfolgreiche und nachhaltige Nutzung der Villa ermöglicht.
Dafür zeichnet die Jury Gundula Illies mit einem ersten Preis aus.
Ort des Denkmals: Burg
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