15.10.2012 – Presse

Brand ruinierte Bauwerk

DSD-Ortskurator überbringt Fördervertrag in Walldorf

Kurzfassung: Einen Fördervertrag in Höhe von 15.000 Euro für die Mauerwerkssanierung der im April diesen Jahres ausgebrannten Kirchenburg in Walldorf überbringt Professor Hermann H. Saitz vom Ortskuratorium Erfurt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz  im Beisein von Dr. Michael Cremer von Lotto Thüringen am 17. Oktober 2012 um 11.00 Uhr. Das Dokument nimmt Pfarrer Heinrich Freiherr von Berlepsch vor Ort entgegen. Die Walldorfer Kirchenburg ist eines von über 400 Projekten, die die private Denkmalschutz-Stiftung dank individueller Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Thüringen fördern konnte.

Langfassung: Am 3. April 2012 brach im Schiff der Kirchenburg in Walldorf im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete und trotz des Einsatzes von vier Feuerwehren aus dem Umkreis die Kirche vollständig verzehrte. Das Dach wurde zerstört und der Kirchturm schwer beschädigt, auch die Innenausstattung konnte nicht mehr gerettet werden. Nun stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) nach einem Spendenaufruf in ihrem Förderer-Magazin Monumente für die Mauerwerkssanierung des Gebäudes, dessen Wiederherstellung Jahre in Anspruch nehmen wird, die ersten 15.000 Euro zur Verfügung. Den Fördervertrag überbringt am Mittwoch, den 17. Oktober 2012 um 11.00 Uhr Professor Dr.-Ing. Hermann H. Saitz vom Ortskuratorium Erfurt der DSD im Beisein von Dr. Michael Cremer von der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Thüringen vor Ort an Pfarrer Heinrich Freiherr von Berlepsch.

Vermutlich ging der befestigte Kirchberg in Walldorf aus einem karolingischen Königshof hervor. Auf dem 11 Meter hohen, teilweise durch einen Halsgraben abgetrennten Sandsteinfelsen erhebt sich die dortige Kirchenburg auf einer Fläche von 150 mal 65 Metern. Bis zum April diesen Jahres galt sie als die am besten erhaltene Anlage ihrer Art an der Werra in Südthüringen. Ein etwa sechs Meter hoher Mauerzug umschließt die Kirchenburg mit vier halbrunden Ecktürmen und einem Turm an der Ostmauer. Die Mauern prägten Wehrgangreste und unterschiedlich geformte Schartenöffnungen. Im Nordosten, wo sich noch Reste eines Torturmes finden, lag der Eingang, auch zu den weiteren Bauten der Anlage. Erhalten ist etwa die alte, 1838 vergrößerte Kirchschule aus dem Jahre 1646. Die Anlage rund um die Kirchenburg diente den Dorfbewohnern in Kriegszeiten als Zuflucht und als Wehranlage gegen äußere Feinde.

Die Kirche wurde 1587 unter Verwendung älterer Bauteile in Bruchstein als quergestellte Saalkirche mit eingerücktem Chor, Treppenturm an der Südwestecke und Westturm, dem einstigen Bergfried, errichtet. An der Nordwand des Schiffs befindet sich der sogenannte Baumeisterkopf. Bei der Zerstörung Walldorfs im Dreißigjährigen Krieg 1634 brannte auch die Kirche völlig aus. Von 1648 bis 1651 baute man sie wieder auf.

Die Innenausstattung war einheitlich im Renaissancestil nach 1650 gehalten. Den Raum prägten die an allen vier Seiten umlaufenden Doppelemporen. Zwei Bildnisgrabsteine von 1570 und 1604 für Bernhard Marschalck von Ostheim und seine Gemahlin sowie ein Porträt des mit Friedrich Schiller befreundeten Pfarrers Caspar Friedrich Sauerteig dekorierten den Raum. Der Orgelprospekt war barock, die Orgel selbst jedoch ein Neubau aus den 1960er Jahren.

Die Walldorfer Kirchenburg verkörpert weiterhin ein wichtiges historisches und kunsthistorisches, überregional bedeutendes Denkmal, das auch als Bodendenkmal wertvoll ist. Bei archäologischen Grabungen wurden hier unter anderem Feuersteinwerkzeuge aus der jüngeren Steinzeit sowie eine Hakenspirale aus der Bronzezeit gefunden, was eine lange Siedlungstradition auf dem Berg belegt. Die Walldorfer Kirchenburg ist eines von über 400 Projekten, die die private Denkmalschutz-Stiftung dank individueller Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Thüringen fördern konnte.