27.06.2022 – Thüringen

Das Industriedenkmal Zuckerfabrik in Oldisleben ist einzigartig in Europa

Zuckerfabrik in Oldisleben * Foto: M.-L. Preiss/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Das Bild ist für Pressezwecke kostenfrei bei Nennung des Nachweises.

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Stiftungsurkunde wird feierlich übergeben

Das in Europa einzigartige Industriedenkmal Zuckerfabrik in Oldisleben wird am Freitag, den 1. Juli 2022 von der bisherigen Eigentümerfirma Südzucker in die Stiftung Kulturgut Zuckerfabrik Oldisleben überführt. Die Stiftungsurkunde übergibt um 10.00 Uhr Staatssekretärin Katharina Schenk im Namen des Landes Thüringen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die durch ihren Ortskurator Erfurt, Lars Ludwig, bei der Feierstunde vertreten wird, unterstützte die Arbeiten am Schornstein des Bauwerks mit rund 40.000 Euro. Die Zuckerfabrik ist eines von über 520 Denkmalen, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Thüringen fördern konnte.

Zum Objekt

Die Oldisleber Zuckerfabrik wurde 1872 gegründet und 1990 stillgelegt. Die meist dreigeschossige Bausubstanz aus Muschelkalkmauerwerk mit Eckquaderungen und Fenstergewänden aus Rotsandstein blieb bis heute kaum verändert erhalten. Der langgestreckte Bau mit langen Seitenflügeln und einem risalitartigen Mitteltrakt wird durch durchlaufende Sandsteingesimse in Brüstungshöhe der teils querrechteckigen Fenster gegliedert. Den Mittelflügel bestimmen zusätzlich hohe Rundbogenfenster im zweiten Obergeschoss. Im vorgezogenen Mittelteil sind es Stichbogenfenster.

Im Inneren sind auf gusseisernen Säulen noch weitgehend die originalen Holzbalkendecken erhalten. Dominierend ragt der 42 Meter hohe, 1872 errichtete Ziegelschornstein auf einem Natursteinsockel im hinteren Bereich der Fabrik hervor. Die noch erhaltenen Dampfmaschinen dienten als Hauptantrieb. Ab 1915 nutzte man die Elektrifizierung und einen Generator.

Die Zuckerrübenverarbeitung wurde 1922 auf die Erzeugung von Weißzucker umgestellt. Die Rübenentladung geschah von Hand. Eine Schnecke förderte die Rüben in eine Chronos-Kippwaage aus dem Jahr 1909. Für den Antrieb des Generators, der Rübenwäsche, der Schnitzelpresse, der Schneidmaschinen und Transporteinrichtungen sorgte eine Einzylinder-Dampfmaschine mit sechsrilligem Seilschwungrad. Das Saftgewinnungsverfahren mit der Diffusionsbatterie wurde um 1860 von Julius Robert entwickelt. Die in Oldisleben vorhandene Batterie ist die einzige erhaltene in Europa.

Die kaum veränderten Bauten und die weitgehend erhaltenen Originalmaschinen machen die Zuckerfabrik Oldisleben zu einem der bedeutendsten Industriedenkmale Thüringens. Südzucker nutzte die Fabrik bislang als privates Industriemuseum für Fachleute aus dem In- und Ausland.