13.08.2020 – Bayern

Das Schusterhaus in Kochel am See

Ausstattung der Schusterei vollständig erhalten

Dank einer zweckgebundenen Spende, zahlreicher weiterer Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Fortführung und Fertigstellung der Außen- und Innensanierung des Schusterhauses in Kochel am See mit 40.000 Euro. Das künftig als Museum und in der Tenne als Veranstaltungsraum genutzte Gebäude gehört zu den über 420 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung allein in Bayern dank Spenden, Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale fördern konnte. Bereits 2018 stellte die DSD 50.000 Euro für die Dächerinstandsetzung des Schusterhauses zur Verfügung.

Das einst von Schustern bewohnte Kleinbauernanwesen liegt in der Ortsmitte von Kochel. Nachweisbar sind 12 Besitzer des ortstypischen Bauwerks. Der erste Lehensnehmer der 1581 gegründeten Sölde hieß Andre Reiser. Aus seiner Zeit ist das bruchsteinerne Erdgeschoss erhalten. Heute hat der zweigeschossige Flachsatteldachbau ein Obergeschoss in Blockbauweise. Eine verschalte, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angebrachte Giebellaube umläuft den Wohnteil auf der Westseite im ersten Obergeschoss dreiseitig mit einer Laube, deren reich verzierte Brettbaluster eng gestellt sind. Die Blechdeckung wirkt altertümlich.

Im Erdgeschoss des Wohnteils finden sich Küche, Speisekammer, Kammer, WC, Flur und Treppe sowie in der ehemaligen Stube die Schusterwerkstätte und ein kleines 1938 eingebautes Ladengeschäft. Im Obergeschoss sind vier Kammern, ein Lagerraum für Leder und der Flur mit Treppe untergebracht, im Wirtschaftsteil Tenne, Stall, Durchfahrt und Anbau. Abgesehen vom Einbau einer Toilette und dem Anbau ist das Gebäude unverändert erhalten. Die zeit- und regionaltypischen Veränderungen des späten 19. Jahrhunderts betreffen Farbigkeit, Fenster, Türen und Lauben, die des 20. Jahrhunderts die sekundäre Blechdeckung statt des Schindeldachs und den Schaufenstereinbau.

Die Tenne am östlichen Ende hat man mit senkrechten Brettern verkleidet und Bundwerk ausgestattet. Das Obergeschoss mit hölzernem Dach datiert auf 1782, der Rundholzboden im Stall auf 1844. 1955 kamen ein Waschhaus und ein Schweinestall hinzu.

Von 1647 bis 2010 wirkte hier ununterbrochen ein Schuster. Die Ausstattung der Schusterei ist vollständig erhalten und kann museal präsentiert werden. Typologisch fortschrittlich ist die beim Schusterhäusl vorliegende Integration eines giebelseitig erschlossenen Hausflurs in das Vierraumsystem.