13.10.2016 – Thüringen

Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert die Dorfkirche St. Nikolai in Unterwellenborn

St. Nikolai in Unterwellenborn © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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St. Nikolai in Unterwellenborn © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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Wo man früher Handel trieb

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) beteiligt sich mit 30.000 Euro an der Dachinstandsetzung der St. Nikolaikirche in Unterwellenborn. Über die positive Wirkung der Fördermittel, durch die die Dachdeckung der Kirche in altdeutscher Schieferdeckung ermöglicht wird, informiert am Sonntag, den 16. Oktober 2016 um 10.00 Uhr in der Kirche Architekt Jens Hoßfeld die Gottesdienstbesucher und Barbara Schönfelder, Ortskuratorin Weimar der DSD.

An einem früheren Haupthandelsweg zwischen Nürnberg und Leipzig entstand im Weiratal die St. Nikolaikirche. 1125 wurde das Gotteshaus, das dem Schutzpatron der Handelsleute geweiht ist, erstmals urkundlich erwähnt. 1509 entstand unter Verwendung von Teilen des romanischen Baukörpers die heutige Chorturmkirche. 1742 wurde sie umfassend umgestaltet. Das Schiff wurde nach Norden hin verbreitert, Fenster und Turmhelm verändert und die Decke im Inneren erhöht. Auch die Emporen baute man damals ein. 1936 legte man bei Renovierungsarbeiten im Chor Malereien aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts frei.

Der verputzte, massive Bau besitzt ein längsrechteckiges Langhaus und einen aus der Mittelachse nach Süden versetzten Chorturm, der aus einem Quadrat in ein Oktogon übergeht und mit einem eingezogenen, achteckigen Spitzhelm abschließt. An der westlichen Giebelseite führt eine zweiläufige, gedeckte Holztreppe auf einer Fachwerkkonstruktion zu den inneren Emporen. Zu betreten ist der Kirchenraum auf der Nordseite durch ein mehrfach profiliertes Spitzbogenportal, das von zwei Konsolsteinen mit plastischen Gesichtern flankiert wird. Das Langhaus prägen die flache Holztonne und die zweigeschossigen, holzsichtigen Emporen mit Balusterbrüstungen aus der Umbauphase des 18. Jahrhunderts. Über dem Chor spannt sich ein Gewölbe mit Wulstrippen, in dessen Segmenten eine Kalk-Secco-Malerei aus dem 14. Jahrhundert mit Christus als Weltenrichter aufgebracht ist. Der rundbogige Triumphbogen ruht auf Eckpfeilern, deren Kapitelle mit Schachbrettmustern verziert sind. Kunsthistorisch besonders wertvoll ist der aus dem Jahr 1522 stammende Flügelaltar aus der Saalfelder Schnitzschule. Über dem Altar steht auf der Empore eine reich geschnitzte Barockorgel, die von dem Pößnecker Orgelbauer Johann Heinrich Scherf stammt. Schließlich stammen der Taufstein aus Alabaster und der steinerne Kanzelkorb, auf dem die Evangelisten dargestellt sind, aus dem 16. Jahrhundert.

Die Dorfkirche gehört zu den über 440 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der Glücks-Spirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Thüringen fördern konnte.