25.01.2021 – Nordrhein-Westfalen

Die alte Synagoge in Telgte erzählt Geschichte

Alte Synagoge in Telgte © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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Kleines Bauwerk ist Nachhaltigkeit in Holz

An der Instandsetzung der Außenhülle der Alten Synagoge in Telgte, eine der ältesten in Westfalen, beteiligt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Lotterie GlücksSpirale mit 50.000 Euro. Den kleinen, 9 Meter mal 3,90 Meter messsenden Fachwerkbau prägen liegende Gefache und durchlaufende Ständer. Das einstige, sich innerhalb eines Häuserblocks mitten in der historischen Altstadt hinter einem modernen Wohnhaus verbergende jüdische Gotteshaus gehört zu den über 500 Projekten, die die private DSD dank Spenden und Mittel von WestLotto aus der Lotterie GlücksSpirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte. Das Haus soll künftig museal genutzt werden.

Im Kern entstand der kleine Fachwerkbau als zweigeschossiger Speicher mit drei mal zwei Gefachen um 1500. Die Geschossbalken sind in die Ständer eingezapft und in die von Kopfbändern gestützten Dachbalken eingehälst. Diese Art von Speicher wurde oftmals auch als Wohnung und Altenteil genutzt. In einer zweiten Bauphase Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Speicher um zwei Gefache nach Osten erweitert und zu einem jüdischen   Betraum und zu einer "Judenschule" umgebaut. Die einstige Giebelwand wurde bis auf die Eckständer und den Dachbalken abgebrochen. Die Zwischendecke entfernte man und die Gefache wurden neu mit Backsteinen ausgemauert. Seither überspannte den Raum eine flache, farbig gefasste Holztonnendecke.

Der Innenraum erhielt einen blau gestrichenen Lehmputz. Die Thoranische ist weiterhin erhalten. Im Westen erhob sich eine Frauenempore mit einer Tiefe von 2,80 Meter. Eine neue obere Tür gab Zutritt wohl über eine äußere Treppe. Fensterzargen aus dieser Bauphase sind noch erhalten.

Der letzte Gottesdienst fand hier 1875 statt, nachdem man eine neue Synagoge in der Königstraße fertiggestellt hatte. Seither war in dem Gebäude ein jüdisches Schlachthaus untergebracht. Unter der Emporenbrüstung baute man eine Querwand ein und den Boden der Frauenempore entfernte man. Beim Einbau einer neuen Zwischendecke verwendete man teilweise die Bohlen der Gewölbedecke wieder. Die großen Fensteröffnungen wurden vermauert und die Gefache außen verputzt. In den 1930er Jahren gelangte der Bau in nichtjüdischen Besitz und wurde als Waschküche und Abstellraum genutzt. 1965 waren die Bauschäden so groß, dass das Satteldach abgenommen und durch ein Pultdach ersetzt wurde.